Finanzaufsicht

Wenn Regulierer träumen

Der Chef der britischen Bankenaufsicht, Sam Woods, hat eine revolutionäre Idee, was die Vielzahl der Banken abverlangten Kapitalpuffer anbelangt. Sie könnten durch einen einzigen ersetzt werden.

Wenn Regulierer träumen

Von Andreas Hippin, London

„Träumen Androiden von elektrischen Schafen?“, fragte vor mehr als einem halben Jahrhundert Philip K. Dick. Verfilmt wurde sein Roman von Ridley Scott unter dem Titel „Blade Runner“. Die Visionen zur Vereinfachung der den Banken abverlangten Kapitalpuffer, mit denen Sam Woods, der Chef der britischen Bankenaufsicht PRA, auf der Fachkonferenz City Week aufwartet, würden die Kinobesucher nicht derart mitreißen. Bemerkenswert sind sie allemal.

Woods fragt, ob es tatsächlich einer Vielzahl von separat kalibrierten „Makro“- und „Mikro“-Instrumenten bedarf, und stellt, analog zu einer Designstudie der Autoindus­trie, den „Bufferati“ vor. Er ersetzt die bestehende Vielzahl von Puffern durch einen einzigen, der sowohl den makro- als auch den mikroprudenziellen Risiken Rechnung trägt. Um seinen Umfang zu maximieren, unterliegt ihm lediglich eine niedrige Mindestkapitalanforderung. Es gibt keine mechanischen Auslöser oder Schwellenwerte – wenn ein Institut in seinen Puffer rutscht, gibt es eine „Interventionsleiter“, auf der nach Ermessen entschieden werden kann. In einem Stressszenario kann der gesamte Puffer aufgezehrt werden. Alle Anforderungen werden durch Eigenkapital erfüllt. Kapitalanforderungen werden auf der Grundlage von Stresstests festgelegt.

Der „Bufferati“ weicht erheblich von den bestehenden internationalen Standards ab. Woods gibt zu, dass ein solcher Rechtsrahmen nur dann erfolgreich sein kann, wenn er auf starken gemeinsamen, internationalen Standards aufbaut. Es gebe aber keinen Grund, aus dem ein solcher globaler Standard komplex oder mit Puffern und Schwellenwerten überladen sein müsse. Um es kurz zusammenzufassen: Träumen wird man wohl noch dürfen.

Seinem Kollegen Nikhil Rathi, der die Finanzaufsicht FCA führt, schwebt etwas ganz anders vor. Er will die Kompetenzen seiner Behörde ausweiten und die Zügel anziehen. Wurde einmal nur einer von 13 Firmen die Zulassung verweigert, ist es jetzt eine von sieben. Man stelle 80 neue Kollegen ein. Neue und höhere Standards sollen folgen. Kein Wunder, dass Mark Aruliah, Senior Policy Adviser des Blockchain-Analysten Elliptic, auf der Konferenz sagte, er könne für eine Kryptofirma keinen großen Vorteil darin erkennen, sich in Großbritannien anzusiedeln. Ra­this Ansatz birgt Risiken für die City, die sich als eines der großen Fintech-Zentren der Welt sieht.