Outsourcing

Wertpapier­ab­wickler FNZ will Markt aufrollen

Das deutsche Geschäft mit der Auslagerung von Wertpapierdienstleistungen hat mit dem Verkauf der Fondsdepot Bank einen neuen großen Mitspieler bekommen. Jetzt will die Gruppe nach Europa expandieren.

Wertpapier­ab­wickler FNZ will Markt aufrollen

Von Wolf Brandes, Frankfurt

Das Geschäft mit der Auslagerung von Wertpapierdienstleistungen hat mit der Übernahme der Fondsdepot Bank durch die britische FNZ-Gruppe einen neuen großen Mitspieler be­kommen. Zusammen mit der Ebase, die FNZ 2019 von der Commerzbank gekauft hatte, ist ein Dienstleister mit über 2 Millionen Kunden und einem betreuten Vermögen von über 120 Mrd. Euro entstanden. Die FNZ-Gruppe in Deutschland will auf dieser Basis weiter wachsen.

Weltweit administriert das Haus 1,5 Bill. Dollar in 30 Ländern. Mit dem weiteren Zukauf erwirbt FNZ die Fondsbank, die 1993 als Abwicklungseinheit des Fondsgeschäfts der Dresdner Bank gegründet wurde und zuletzt im Besitz des US-Dienstleistungskonzerns DXC Technology war.

Mit dem Abschluss der Übernahme der Fondsdepot Bank hat der Finanzkonzern die Zuständigkeiten neu geordnet. Sebastian Henrichs wird das Geschäft von FNZ in Deutschland verantworten und daneben CEO der Fondsdepot Bank bleiben. Kai Friedrich wird die Integration in Eu­ropa leiten und bleibt CEO von Ebase.

Beide Häuser sind mit einem vergleichbaren Angebot am deutschen Markt unterwegs. „Die Fondsdepot Bank hat einen stärkeren Fokus auf maßgeschneiderte Dienstleistungen für größere Vertriebe und Versicherungen. Die Ebase ist stärker im standardisierten Massengeschäft, mit einer offenen Architektur und einem viel breiteren Angebot“, sagt Henrichs. Neben dem Kerngeschäft Vermögensmanagement, Technologie und Investment Operations bietet FNZ eine Banklizenz für Finanzdienstleister und Versicherungen, die keine eigene Lizenz haben.

Aus Sicht von Friedrich ist der Bedarf der beiden Häuser in Sachen Digitalisierung groß. „Da ist noch ein Weg zu gehen im Vergleich zu manchen Neobanken. Das zeigt, dass wir unsere Plattform noch stärker digitalisieren können.“ Unabhängig davon ist es immer eine Option, beide Häuser zusammenzuführen.

Im Moment gehe es den beiden deutschen Einheiten mit Sitz in München und Hof aber darum, „wie man uns zukünftig aufstellt und effiziente Strukturen entwickelt“. Klar ist, dass aus der Ebase die FNZ Bank wird. Voraussichtlich im dritten Quartal fällt der Name Ebase weg“, sagt Friedrich. Ursprünglich war die Umbenennung bereits für das zweite Halbjahr 2022 angepeilt worden.

Mit dem großen Volumen von Fondsdepot Bank und Ebase ist es Ziel, Abwicklungsdienstleistungen von Deutschland aus Kunden in an­deren europäischen Ländern zu offerieren. „Am Ende geht es für FNZ natürlich auch darum, zu wachsen. Wir sind heute mit einer Niederlassung in Stockholm vertreten, weil wir dort eine schwedische Bank als Kunden gewinnen konnten. Wir sind auch daran interessiert, in weiteren Ländern Dienstleistungen anzubieten.“

Eine wichtige Rolle spielt für die Gruppe auch Banking-as-a-Service. „Das ist ein weites Feld. Wir sind keine Solaris Bank, das heißt, wir bieten keine Karten oder Stand-alone-Girokonten­ an. Dafür können wir im Wertpapierbereich alles anbieten, bis hin zur Abwicklung der kompletten Steuerthematik – mit und ohne Banklizenz“, so Friedrich. In Deutschland zählen derzeit unter anderem Allianz Global Investors, Gothaer, Comdirect und WWK zu den Kunden. Die Oldenburgische Landesbank hat den Start einer Plattform in Zusammenarbeit mit FNZ angekündigt. Auch nach dem Zusammengehen der beiden deutschen Einheiten sei der Markt im Bereich Vermögensverwaltung und -abwicklung riesengroß. „Verglichen damit sind wir als FNZ in Deutschland relativ klein. Es gibt zahlreiche Anbieter wie die DAB Bank, die FIL Fondsbank oder die V-Bank, und die großen Häuser betreiben das Geschäft auch. Aber es gibt relativ wenige, die wie wir den Maschinenraum übernehmen können“, sagt Friedrich.

Die Auslagerung von Vermögensmanagementdienstleistungen sei in jedem Fall ein großer Wachstumsmarkt. „Für Finanzinstitute aller Couleur wird die Regulierung schwieriger und der Kostendruck größer. Wenn Systeme drohen technisch zu veralten, kann eine Firma wie FNZ den Platz übernehmen und sich um das Vermögensmanagement kümmern“, sagt Henrichs. Dieser Bereich sei einerseits sehr komplex, andererseits könne sich eine Bank damit nicht profilieren – das müsse einfach laufen.

Als pure Abwickler von Wertpapieren möchten die beiden neuen Partner nicht dastehen. Friedrich: „Der Gründer von FNZ glaubt zutiefst daran, dass Menschen im Wertpapiermarkt investieren müssen und dass man denen gute und günstige Möglichkeiten geben sollte, es zu tun.“ Zu diesem Ansatz gehöre auch, dass FNZ in den Kundenbeziehungen partnerschaftlich sei, um Kosten zu senken. Friedrich: „Von der Idee her eher ein Joint Venture.“

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