Daniel Kapffer und Torsten Knapmeyer, DekaBank

„Wir haben keine Angst vor Kannibalisierung“

Die DekaBank baut die Vertriebsunterstützung für Sparkassen aus und feilt am System „S-Invest Manager“. Sparkassen können darüber auch fremde Produkte anbieten – eine sinnvolle Entscheidung, wie die Manager Torsten Knapmeyer und Daniel Kapffer sagen.

„Wir haben keine Angst vor Kannibalisierung“

Von Jan Schrader, Frankfurt

Die DekaBank will über die Sparkassen nicht nur Fonds und Zertifikate an Privatanleger verkaufen, sondern zunehmend auch die gesamte Vertriebsunterstützung ausbauen – inklusive der Einbindung von Konkurrenzprodukten. Das Ende September ausgerollte System „S-Invest Manager“ (SIM) erlaubt den Sparkassen bei der Gestaltung des Produktkorbs auch die Einbindung anderer Fondsprodukte, sagt Vertriebsvorstand Torsten Knapmeyer im Gespräch der Börsen-Zeitung. Die Entscheidung sei für die zentrale Fondsanbieterin und Zertifikate-schmiede ein wichtiger Diskussionspunkt gewesen, sagt er.

Jede Sparkasse entscheide selbst, welche Produkte sie vertreibe, während die DekaBank zugleich den gesamten Prozess unterstützen wolle. „Wir haben keine Angst vor Kannibalisierung“, sagt er. „Wir glauben an unsere Fonds und Zertifikate.“ Rund drei Viertel des vermittelten Fondsgeschäfts der Sparkassen entfalle auf die DekaBank, die dem DSGV und den regionalen Sparkassenverbänden in Deutschland gehört. „Wir sind nicht nur Produktanbieter, sondern stellen auch die Infrastruktur bereit“, ergänzt IT-Vorstand Daniel Kapffer.

Bisher hat die Bank die technischen Grundlagen geschaffen und das System mit ersten Bausteinen ausgerollt. Der „S-Invest Manager“ soll dabei bis 2024 die bisherige Plattform „Dekanet“ ablösen und wird eng mit dem Kernbanksystem „OSPlus“ verzahnt. Alle fünf Schritte des Vertriebs – die strategische Planung, operative Umsetzung, Vertriebsvorbereitung, Beratungsunterstützung und das Controlling – sollen so nach und nach mit verschiedenen Funktionen abgebildet werden.

Vorerst rollte das Sparkassenhaus Anwendungen zur Vertriebsvorbereitung aus, etwa die Zusammenstellung des Fondsangebots. „Die Zusammenstellung des Produktkorbs ist komfortabler geworden.“ Andere Funktionen werden bisher über die alte Plattform Dekanet angeboten, sind aber für beteiligte Sparkassen bereits heute über die neue SIM-Oberfläche erreichbar. Im zweiten Quartal des neuen Jahres sollen Funktionen der strategischen Planung aus dem neuen System heraus angeboten werden, also beispielsweise eine Fünf-Jahres-Ertrags­planung inklusive grafischer Darstellungen und Szenario-Rechnungen. Bis Jahresende 2023 sollen Instrumente für das Beratungsgespräch folgen sowie operative Funktionen wie die Planung einer gezielten Kundenansprache. Als letzter Schritt folgen im Jahr 2024 Funktionen rund um das Controlling.

All das geht ins Geld. 25 Mill. Euro nimmt die Bank für das gesamte Projekt den Plänen zufolge in die Hand. Dabei habe die Bank erst grundlegende Arbeitsweisen schaffen müssen. Wesentlicher Vorteil soll die Verbindung aller Funktionen ohne Medienbrüche sein. Auch will die DekaBank bei Bedarf rasch einzelne Funktionen ergänzen oder weiterentwickeln können. „Kein Monolith, sondern eine Container-Architektur“ – so beschreibt IT-Vorstand Kapffer das Prinzip.

Noch ist nicht klar, wie viele Sparkassen mitziehen. Etwa 30 Häuser sind per Mitte Dezember laut den beiden Managern schon an Bord, etwa 100 sehen sich das System näher an. „Wir sind sehr zufrieden, wie die Zusammenarbeit mit den Sparkassen läuft“, sagt Knapmeyer. In der heterogenen Sparkassengruppe werde es immer einzelne Akteure geben, die nicht mitziehen, räumt der Vertriebsvorstand ein. Ein Großteil der zuletzt 370 Sparkassen in Deutschland werde aber an Bord sein, sagt Kapffer. „Qualität setzt sich durch.“ Eine Sparkasse könne auch ohne die Vertriebsunterstützung der DekaBank Fonds verkaufen, das alte System falle als Unterstützung aber perspektivisch weg. „Wir werden auf Dauer nicht zwei Infrastrukturen betreiben.“

Plattform-Prinzip verbreitet

Eine Einbindung hausfremder Produkte auf Plattformen ist für Fondsgesellschaften nicht ungewöhnlich, auch wenn sich die Ansätze im Detail unterscheiden. So betreibt etwa die Rivalin Union Investment die Fondsbrokerage-Plattform Attrax, die ebenfalls Fonds anderer Gesellschaften anbietet und von institutionellen Kunden sowie von den Genossenschaftsbanken eingesetzt wird. Die DWS hat ihre Plattform IKS gerade erst in ein Joint Venture mit Blackfin Capital Partners überführt, Fidelity International unterhält in Deutschland die Plattform FFB.

Die DekaBank schmiedet ihr System spezial für Sparkassen und betont, Angebote entlang einer kompletten Vertriebskette zu schaffen. Das sei in dieser Gesamtheit konkurrenzlos, sagt Knapmeyer. Zu Fremdfonds liefert das System die sogenannten Äquivalenzdaten zum Produktabgleich sowie die zugehörigen Pflichtdokumente. Aber natürlich könne die Deka die eigenen Produkte dabei hervorheben, sagt Knapmeyer.

Die DekaBank stehe zur Sparkassenfamilie – diese Botschaft ist den beiden Managern besonders wichtig. Bei der Entwicklung der Angebote binde das Haus die einzelnen Sparkassen gezielt ein und kommuniziere frühzeitig über die geplanten Funktionen, betont Knapmeyer. Bei der Nutzung von Cloud-Servern greife die DekaBank nicht etwa auf große Technologiekonzerne, sondern auf die Angebote des Sparkassen-Dienstleisters Finanz Informatik zurück, hebt Kapffer hervor. Eine stets breite Akzeptanz in der heterogenen Sparkassenwelt ist für das Geschäft der DekaBank essenziell – ist der Familienfrieden intakt, stören offenbar auch ein paar Fremdfonds nicht.

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