Altersvorsorge

Zahl der Riester-Verträge schrumpft erneut deutlich

Dauerkritik, politischer Stillstand und über Jahre hinweg auch die Tiefzinsen haben den Verkauf der Riester-Sparpläne ausgebremst. Im ersten Halbjahr sank die Zahl der Verträge daher deutlich auf 16,1 Millionen.

Zahl der Riester-Verträge schrumpft erneut deutlich

jsc Frankfurt

Die Zahl der Riester-Sparpläne sinkt weiterhin deutlich: Im ersten Halbjahr gab die Zahl der Verträge insgesamt um 1% auf 16,05 Millionen nach, wie aus der aktuellen Statistik des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales hervorgeht. Damit ist der Wert bereits zur Jahresmitte ähnlich stark gefallen wie im vorherigen Gesamtjahr. Für 2022 zeichnet sich damit auf Jahressicht ein Rekordrückgang sowie der fünfte Schwund in Folge ab, nachdem der Bestand mit 16,61 Millionen Verträgen Ende 2017 einen Spitzenwert erreicht hatte.

Das Angebot war zuletzt dünn: Lediglich sechs Anbieter für Wohn-Riester zählte die Stiftung Warentest kurz nach Jahresbeginn. Im Fondsgeschäft blieb Union Investment übrig, die allerdings nur noch Verträge mit einer mindestens 20-jährigen Laufzeit vertreibt. Die DWS stellte den Verkauf bereits im vergangenen Jahr ein, während die DekaBank den aktiven Vertrieb im November beendete und das offizielle Aus für Mitte dieses Jahres erklärte. Einen Riester-Banksparplan, einst ein vielfach angebotenes Produkt, hatte zur Jahresbeginn laut der Übersicht der Stiftung Warentest überhaupt keine Bank oder Sparkasse mehr im Angebot.

Lediglich die Versicherungsbranche, mit 10,60 Millionen Verträgen im Bestand noch immer die dominante Gruppe im Markt, zählte zu Jahresbeginn noch 35 Anbieter. Auch hier ist das Neugeschäft rückläufig: Von einst 610000 verkauften Verträgen im Jahr 2012 halbierte sich das Niveau nahezu auf 311000 im Jahr 2021, wie der Verband GDV berichtet. Der Tiefpunkt war bereits zuvor im Jahr 2020 mit 277000 verkauften Verträgen erreicht.

Zinswende verpufft

Angesichts der anhaltenden Kritik an Kosten und Komplexität der Riester-Produkte und der zuletzt ausgebliebenen Reform der staatlich geförderten privaten Altersvorsorge passt der Rückgang ins Bild. Eine wesentliche Rolle kommt außerdem den Tiefzinsen zu, die bis in dieses Jahr hinein die Märkte geprägt hatten. Das Neugeschäft von Bausparverträgen und langfristigen Banksparplänen war somit naturgemäß schwer – nicht nur im Riester-Segment. Gerade der Fondsbranche wiederum kam die Garantie auf Werterhalt der eingezahlten Beiträge in die Quere, da im Tiefzinsumfeld wenig Spielraum für eine Anlage in Aktien bleibt.

Noch ist es zu früh, um die Folgen des jüngsten Zinsanstiegs zu beurteilen. Eine Wende ist aber bisher nicht erkennbar. Im Segment der privaten Bausparkassen war das Neugeschäft der Riesterverträge im bisherigen Jahresverlauf nach Angaben eines Sprechers des Verbands der Privaten Bausparkassen sogar rückläufig, obwohl Bausparverträge nach der Zinswende insgesamt wieder gefragt sind und das Neugeschäft anzog. Die Fondsgesellschaften DekaBank und DWS halten an ihrem Vertriebsstopp für Riester-Verträge vorerst fest. Auch Union Investment lockert die Kriterien für den Verkauf der Produkte nicht. Im historischen Vergleich sei das Zinsniveau auch nach der jüngsten Zinswende noch niedrig, erklärte ein Sprecher der Gesellschaft.

Allerdings sank die Zahl der Banksparpläne im zweiten Quartal nur noch leicht – je nachdem, wie stark die bestehenden Verträge das aktuelle Zinsniveau nachzeichnen, steigt ihre Attraktivität aus Sicht der Anleger wieder. Fehlt nur noch, dass die Kreditwirtschaft den Vertrieb wieder in der Fläche anwirft.

Wertberichtigt Seite 2

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