Zahlungsmoral sinkt in Frankreich
wü Paris
Die Inflation macht sich in Frankreich für Kreditwirtschaft und private Bankkunden zunehmend bemerkbar. So ist die Zahl der Personen, die wegen Zahlungsstörungen bei Krediten in einer landesweiten Kartei neu erfasst worden sind, laut der Banque de France im Juli im Vergleich zum Vorjahreswert um 30% auf 58135 gestiegen. Die Zahl derjenigen, denen die Bankkarte weggenommen wurde, erhöhte sich um 28% auf 8989. Neben der Inflation spielt dabei vermutlich auch das Auslaufen der Coronahilfen eine Rolle. Bereits in den Vormonaten sind die Fallzahlen gestiegen, wenn auch nicht ganz so stark.
Gleichzeitig steigt durch die Inflation das Risiko von Kreditausfällen. Französische Banken haben deshalb im ersten Halbjahr begonnen, entsprechende Vorkehrungen zu treffen. So hat BNP Paribas 511 Mill. Euro zurückgestellt, um auf die indirekten Auswirkungen des Ukraine-Krieges, den Anstieg der Inflation und der Zinsen zu reagieren. Die Zahl fauler Kredite bei Banken und überschuldeter Haushalte, die sich an die Banque de France wenden, ist aber immer noch sehr niedrig.
Notare und Kreditvermittler berichten unterdessen, dass Banken immer mehr Anträge für Immobilienkredite ablehnen. Als Grund nennen sie die Wuchergrenze, also den von der Banque de France festgelegten maximalen Satz, zu dem Banken einen Kredit vergeben dürfen, Versicherung und Garantie mit inbegriffen. Er liegt noch bei 2,57% für Immobilienkredite mit einer Laufzeit von mehr als 15 Jahren. Da die anderen Zinsen stärker steigen, warten offenbar viele Banken lieber die nächste Anhebung der Wuchergrenze durch die Zentralbank im Oktober ab, bevor sie wieder Immobilienkredite vergeben.