Automobilindustrie

Tavares elektrifiziert Stellantis

Der aus FCA und PSA fusionierte Automobilkonzern will Details zu seiner Elektrifizierungsstrategie bekannt geben. Dafür sind vier Plattformen, vor allem E-Autos und kaum Hybridmodelle geplant.

Tavares elektrifiziert Stellantis

wü Paris

Carlos Tavares will bei Stellantis die Elektrifizierung be­schleunigen. Der Chef der aus der Fusion von PSA und Fiat Chrysler (FCA) entstandenen Gruppe will deshalb am 8. Juli Details der geplanten Elektrifizierungsstrategie vorstellen. Er hatte bereits Mitte April angekündigt, den Anteil von E-Autos und Hybridmodellen von Stellantis in Europa bis 2025 von 14% in diesem Jahr auf 38% steigern zu wollen, 2030 dann auf 70%. In den USA dagegen wird der Wandel langsamer vonstatten gehen. Dort soll der Anteil von E-Autos bis 2025 von derzeit 4% auf 31% zulegen, bis 2030 auf 35%.

Bei der Elektrifizierung will Tavares für die 14 Marken des Konzerns vier elektrische Bauplattformen verschiedener Größenklassen einsetzen. Diese sollen zwar allesamt vollständig elektrisch sein, von ihnen sollen dann aber auch Hybrid- oder Plug-in-Hybridmodelle abgeleitet werden können. Die erste neue Plattform dürfte unter dem Namen Stella Medium Ende 2023/ Anfang 2024 an den Start gehen. Dort soll auch der künftige SUV Peugeot 3008 III entstehen, der in Sochaux in Frankreich gebaut wird. Nach dem gleichen Schema sollen schließlich Stella Small, Stella Large und Stella Frame folgen. Stella Large dürfte Elemente einer Plattform von Alfa Romeo übernehmen, die für Pick-ups bestimmte Plattform Stella Frame das Fahrgestell aktueller Modelle von Ram. In Douvrai und Kaiserslautern sind zwei Batteriefabriken geplant. Die Entscheidung für weitere Batteriefabriken in Europa und den USA soll in diesem Jahr fallen.

Eine könnte im süditalienischen Melfi entstehen, wo Fiat zwei bisher bestehenden Produktionslinien zu einer für E-Autos mittlerer Größe zusammenlegen und ab 2024 vier verschiedene E-Modelle sowie vielleicht Batterien produzieren könnte. Der italo-amerikanische Fusionspartner der Opel-Mutter PSA hat bei der Elektrifizierung enormen Nachholbedarf, denn er hat mit dem Fiat 500 BEV erst 2020 sein erstes E-Auto auf den Markt gebracht. Diese Schwäche gilt als einer der Gründe, die FCA zu einer Fusion getrieben haben. Fiat-Generaldirektor Olivier François hat sich nun das Ziel gesetzt, die Modellpalette 2025 bis 2030 schrittweise ausschließlich elektrisch zu machen.

Hybridmodellen will Stellantis dagegen künftig kaum Platz einräumen. Das bedeutet eine Kehrtwende, denn früher hat PSA im Gegensatz zu ihrem Konkurrenten Renault auf Hybridmodelle ge­schworen, weniger auf E-Autos. Die Umkehr erfolgt jetzt aus rein pragmatischen Gründen, wie das Stellantis-Management offen zugibt. Da die Gesetzgeber das Ende des Verbrennungsmotors wünschten, werde es mit der Zeit auch keine Hybridfahrzeuge mehr geben, argumentiert es. Stellantis-Chef Tavares fürchtet jedoch, dass sich die Elektrifizierung negativ auf die Rentabilität und die Preispoli­tik auswirken könnten. PSA kam 2020 auf eine operative Marge von 7,1%.