Touristikkonzern

Tui will zurück in die Gewinnzone

Die Tui will im laufenden Jahr zurück zu operativem Gewinn. Der in der Pandemie staatlich gestützte Touristikkonzern setzt nach einem Chefwechsel auf ein neues Kapitel mit profitablem Wachstum.

Tui will zurück in die Gewinnzone

Von Carsten Steevens, Hamburg

Das dritte Quartal im Ende September ablaufenden Geschäftsjahr 2021/22 ist für die Tui ein Abschnitt mit Zäsur. Am 24. Juni gab der Touristikkonzern bekannt, dass Friedrich Joussen zum Ende des Geschäftsjahres seinen Posten als Vorstandsvorsitzender aufgeben werde – nach fast zehn Jahren an der Spitze des Konzerns und vorzeitig. Der 59-Jährige, dessen Vertrag bis 2025 lief, nutzt ein Rücktrittsrecht, das ihm im Zusammenhang mit den staatlichen Maßnahmen zur Stabilisierung des Unternehmens nach Beginn der Corona-Pandemie eingeräumt worden war.

Dabei hat die Tui die gravierenden Folgen der Pandemie noch nicht hinter sich gelassen. Allerdings sieht man in Hannover die existenzielle Krise – der Fortbestand des mit staatlichen Milliardenhilfen gestützten Konzerns war 2020 ernsthaft gefährdet, wie Joussen bei Ankündigung seines Abschieds noch einmal erinnerte – inzwischen als erfolgreich bewältigt an. Der „Überlebenskampf ohne Umsätze und ohne Geschäft“ sei überstanden, hier habe er sich „in besonderer Verantwortung“ gesehen, so der Vorstandsvorsitzende. Jetzt beginne für die Tui ein neues Kapitel – mit der Rückkehr zur Normalität und profitablem Wachstum, aber auch mit Hausaufgaben aus der Krise wie Schuldenabbau, Bilanzstärkung und weiterer Transformation.

Kapitalmarkt skeptisch

Aufsichtsratschef Dieter Zetsche, der erklärte, er bedauere die Entscheidung von Joussen, sieht die Vorstandsspitze des Konzerns mit dem bisherigen Finanzvorstand und langjährigen Tourismusmanager Sebastian Ebel vom 1. Oktober an „für den Neustart“ der Tui nach der Coronakrise „exzellent“ besetzt. Positive Effekte an der Börse hatte der Wechsel unmittelbar nach seiner Ankündigung nicht. Den kräftigen Kursrutsch im dritten Quartal, der dem am 17.Mai verkündeten Beschluss einer neuerlichen Kapitalerhöhung folgte, aus deren Erlös zum 30. Juni die stille Einlage II über 671 Mill. Euro zuzüglich fälliger Zinsen an den Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) zurückgezahlt wurde, hielt die Personalie nicht auf. So fiel die Tui-Aktie von Anfang April bis Ende Juni an der Londoner Börse um gut 45% auf 132,45 Pence. Von diesem Niveau liegt das Papier aktuell nicht weit entfernt. Positive Analysteneinschätzungen zur Tui-Aktie sind nach wie vor Fehlanzeige.

Dabei sieht sich der Konzern auf dem Weg des Schuldenabbaus im Plan. Nach Rückzahlung der stillen Einlage II und der Verringerung der KfW-Kreditlinien verfügt die Tui noch über staatliche Hilfen in Form der stillen Einlage I des WSF über 420 Mill. Euro, wandelbar in 420 Millionen Aktien, die WSF-Optionsanleihe über 59 Mill. Euro sowie derzeit nicht in Anspruch genommene, bis Mitte 2024 laufende KfW-Kreditlinien von 2,1 Mrd. Euro. Die Nettoverschuldung lag zum Ende des ersten Geschäftshalbjahrs bei noch 3,9 Mrd. Euro. Auch zum operativen Geschäft äußerte sich die Tui zuletzt zuversichtlich: Man erwarte einen starken Reisesommer mit Kundenzahlen nahezu auf dem Vorkrisenniveau des Jahres 2019 sowie ferner, den laufenden Turnus nach Verlustjahren mit einem signifikant positiven operativen Ergebnis (Ebit) abzuschließen. Einen Fingerzeig dürfte das Ergebnis des dritten Quartals liefern, über das der Konzern nun am Mittwoch berichten wird.