Zahlungsaufschub

Akt der Solidarität bei Ukraine-Bonds

Die Bondanleger zeigen sich solidarisch mit der Ukraine: Sie stimmen einem Zahlungsaufschub für 24 Monate für die internationalen Anleihen zu. Die Frage ist nun, wie es danach weitergeht.

Akt der Solidarität bei Ukraine-Bonds

Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Und das gilt nun auch für die Ukraine, die sich mit ihren Bondanlegern auf einen Zahlungsaufschub verständigt hat. Zwei Jahre wird die Ukraine auf die nach internationalem Recht begebenen Anleihen, d.h. Dollar-Bonds von gut 20 Mrd. Dollar, keine Zahlungen leisten. Dieses Thema wurde seit einigen Wochen im Bondhandel diskutiert, und dieser Zahlungsaufschub war praktisch unisono er­wartet. Die internationale Gläubigergemeinde leistet gegenüber der Ukraine einen Akt der Solidarität. Alles andere wäre schon eine faustdicke Überraschung gewesen. Dazu ist es nun nicht gekommen.

Damit stellt sich die Frage, wie es weitergeht. Die Antwort hängt selbstredend vom Kriegsverlauf, seiner Dauer und seinem Ausgang ab. Solange der Krieg anhält, werden die Bondanleger die Ukraine wohl kaum mit Emissionen am Markt sehen. Die Bonds sind unter Preisdruck geraten und handeln mit Renditen von bis zu knapp 200%. Da geht kein Emittent an den Markt. Und eine Roadshow für eine Bondemission ist sowieso das Letzte, an was die ukrainische Regierung samt Finanzministerium derzeit denkt angesichts des immensen menschlichen Leides, das die Ukraine derzeit erfährt. Der Kriegsausgang ist genauso wie seine Dauer ungewiss. Und damit weiß auch niemand, wer Rechtsnachfolger für die bestehenden Bonds und für künftige, also neue Bonds wird. Die Ukraine? Das hoffen sehr, sehr viele. Aber es könnte ja auch Russland sein.

Für den Fall, dass die Ukraine als ein nach wie vor eigenständiges und damit eben nicht annektiertes Land aus diesem Krieg hervorgeht, wird der bestehende Schuldner auch der neue Schuldner sein. Die aufgeschobenen Zahlungen werden dann nachgeholt, vielleicht sogar mit einer Entschädigung für die Gläubiger in Form eines Zinsaufschlages – so wie es im Gespräch ist. Aber die Ukraine wird auch Geld brauchen, viel Geld. Ein Teil wird über Hilfszahlungen kommen, aber ein Teil wird die Ukraine eben auch selbst stemmen wollen und müssen. Und Investoren sind sich heute darüber einig, dass diese Gelder über den Bondmarkt auch bereitgestellt werden, und zwar auch nicht gerade knauserig. Das Wort Sympathiefunding macht da heute schon in diesem Zusammenhang die Runde. Will heißen: Investoren werden bereitwillig Gelder über Bonds bereitstellen, um den Wiederaufbau des Landes zu finanzieren. Das beinhaltet ausreichende Summe zu tragbaren Konditionen. Darauf kann sich die Ukraine einstellen. Quasi der nächste Akt der Solidarität. Hoffentlich kommt er eher früher als später.

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