Portfoliomanagement

Alternative Risikoprämien bieten Diversifizierung

Alternative Risikoprämien ermöglichen eine breitere Abdeckung alternativer Paradigmen und können eine solide und echte Diversifizierung herkömmlicher Portfolios bieten.

Alternative Risikoprämien bieten Diversifizierung

Die negative Korrelation von Aktien und Anleihen gilt als ein Eckpfeiler der Vermögensallokationsentscheidungen institutioneller Anleger. Sie hat sich Anfang der 1990er Jahre entwickelt und ist tatsächlich die einzige Erfahrung zahlreicher professioneller Anleger, die derzeit am Markt agieren. Sowohl theoretisch als auch empirisch gibt es jedoch keine Garantie dafür, dass Aktien und Anleihen positiv oder negativ korreliert sein müssen. Derzeit sehen wir aufgrund der in weiten Teilen der Welt hohen Inflation, dass sich Aktien- und Anleihenkurse gleichzeitig in dieselbe Richtung verändern. Steigende Inflationserwartungen wirken sich negativ auf Anleihen aus, und Preisunsicherheiten und Kostendruck setzen gleichzeitig die Aktienkurse unter Druck. Das letzte Mal trat dieses Phänomen in den frühen 1980er Jahren auf. Im gegenwärtigen Umfeld verlieren Aktien an Wert und Anleihen, die einst als Absicherung gegen fallende Aktienmärkte galten, erscheinen als kein zuverlässiger Ersatz.

Theoretisch können wir den Wert eines Unternehmens als diskontierten erwarteten Cashflow ausdrücken. Die Bewertung von Anleihen ergibt sich aus dem abgezinsten Wert aller erwarteten Kuponzahlungen plus der Kapitalrückzahlung am Fälligkeitsdatum. Dies führt dazu, dass Veränderungen des risikofreien Zinssatzes die Aktien- und Anleihekurse in die gleiche Richtung beeinflussen. Wenn wir annehmen, dass sich Aktien-Cashflows in Zeiten steigender Zinsen erhöhen, nimmt die Korrelation von Aktien- und Anleihekursen ab. Nimmt man an, dass Aktien-Cashflows bei steigenden Zinsen zurückgehen, nimmt die Korrelation von Aktien- und Anleihekursen jedoch zu. In diesem sehr vereinfachten Modell reduziert sich die Korrelation von Aktien und Anleihen somit auf die Beziehung zwischen den erwarteten Aktien-Cashflows und den Zinssätzen. Letzteres steht in engem Zusammenhang mit einer fehlenden Variablen: der Inflation bzw. der Inflationserwartung. Die erwarteten zukünftigen Cashflows hängen davon ab, wie gut die Unternehmen die Inflation bewältigen können. Der erwartete Cashflow eines Unternehmens kann mit der Inflation steigen oder fallen. Einerseits kann die Inflation mit positivem Wirtschaftswachstum und steigenden Gewinnen verbunden sein, andererseits kann sie jedoch auch Unsicherheit erzeugen und sich negativ auf die Entwicklung des Konjunkturzyklus auswirken.

Analysen deuten darauf hin, dass die negative Korrelation von Anleihen und Aktien eher ein Merkmal bestimmter volkswirtschaftlicher Umfelder ist, sie kann jedoch nicht als selbstverständlich unterstellt werden. Sie hat sich zwar als vorteilhaft für Vermögensallokationsentscheidungen erwiesen, muss jedoch nicht fortbestehen.

Die letzten Jahrzehnte waren durch einen starken Globalisierungstrend gekennzeichnet. Covid und die jüngsten geopolitischen Ereignisse könnten diesen Trend gestoppt und eine Umkehr eingeleitet haben. Der Globalisierungstrend hatte als Hauptdividende eine langanhaltende Periode niedriger Inflation, die nun zu Ende gehen könnte. Die Inflation steigt derzeit aufgrund von Lieferkettenengpässen, der Normalisierung nach der Covid-Pandemie, der Umkehrung des Globalisierungstrends und geopolitischer Spannungen. Die Zweifel werden stärker, ob die Zentralbanken in der Lage sein werden, die Inflation zu zähmen, ohne schwere Konjunktureinbrüche auszulösen. In diesem Umfeld verlieren Aktien an Wert, und Anleihen, die einst als Absicherung gegen fallende Aktienmärkte galten, scheinen als solche kein zuverlässiger Ersatz mehr zu sein. In einem Umfeld mit niedriger Inflation verhalten sich diese beiden Vermögenswerte in anderer Weise, da der Diskontierungssatz für Aktien stabiler ist und die Aktienbewertung von den Wachstumserwartungen abhängt.

Betrachtet man ausgewählte Risikoprämien für unterschiedliche Wirtschaftskonstellationen, so fällt auf: Die meisten traditionellen Vermögenswerte (d. h. Aktien und Credits) sind in Zeiten sinkender Inflation vorteilhaft, insbesondere in Verbindung mit steigendem Wachstum. Staatsanleihen sind vor allem bei sinkender oder gemäßigter Inflation und sinkendem Wachstum von Vorteil. Beide Systeme waren in den vergangenen zwei Jahrzehnten vorherrschend. Im traditionellen Umfeld schaffen Gold und Bargeld eine gewisse Absicherung für alternative Szenarien. Außerhalb des traditionellen Umfelds ermöglichen alternative Risikoprämien (ARP) eine homo­genere und vollständigere Abdeckung der Szenarien.

Stabileres Portfolio

In diesen alternativen Paradigmen-Szenarien bietet die Diversifizierung über alternative Risiken und Vermögenswerte gute Möglichkeiten, ein globales Portfolio widerstandsfähiger und stabiler zu gestalten. Mit einer umfassenden Palette von Risikoprämien über alle Anlageklassen hinweg können ARP-Programme sowohl mit niedrigen als auch mit hohen Inflationsperioden umgehen, da einige der verfügbaren Prämien eindeutig von steigenden Inflationserwartungen profitieren. Die Performance des Jahres 2022 hat deutlich das Diversifizierungspotenzial von ARP-Strategien gezeigt. Der Société Générale Alternative Risk Premia Index, der die Performance der größten ARP-Anbieter repräsentiert, gewann im Jahr 2022 um 3,3% an Wert.

Dies ist eine Welt der Chancen, in der extreme volkswirtschaftliche Unsicherheit viel Potenzial für unterschiedliche Entwicklungen der Länder, Sektoren, Währungen, Rohstoffe und Anlageklassen bietet. Letztendlich schafft diese Unsicherheit ein Umfeld, in dem alternative Risikoprämien weiterhin belohnt werden. Da ARP-Investitionen eine breitere Abdeckung alternativer Paradigmen ermöglichen, können sie eine solide und echte Diversifizierung herkömmlicher Portfolios bieten.