Investmentchance 2024

Bondanleger stellen sich auf ertragreiches Jahr ein

Bondanleger stellen sich auf ein gutes Anleihejahr ein. Denn die Leitzinsen sollten aufgrund der erwarteten Konjunkturschwäche sinken. Hochzinsanleihen haben die Experten auch im Blick.

Bondanleger stellen sich auf ertragreiches Jahr ein

Anleger stellen sich auf ertragreiches Anleihejahr ein

Experten erwarten Konjunkturschwäche – Leitzinssenkungen der Notenbanken prognostiziert – Hochzinsanleihen im Blick

Bondanleger gehen davon aus, dass 2024 ein gutes Anleihejahr wird. Leitzinssenkungen der internationalen Notenbanken stehen ihrer Meinung nach an, denn die Konjunktur wird zur Schwäche neigen. Auch Hochzinsanleihen sind nach Ansicht der Experten einen Blick wert.

kjo Frankfurt

Die Anleger an den internationalen Bondmärkten stellen sich darauf ein, dass das Anleihejahr 2024 ihnen eine gute Performance bescheren wird. Sie rechnen mehrheitlich damit, dass es zu deutlich rückläufigen Bondrenditen und damit zu Kurssteigerungen kommen wird. Diese Entwicklung war schon seit Anfang Oktober zu beobachten. Kurzzeitig lugte die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe über die Marke von 3%, das erste Mal seit rund zwölf Jahren. Danach ging es unter Schwankungen fast kontinuierlich bergab. Im Dezember erfolgte dann der Rutsch unter das Renditelevel von 2%. Der Grund für die Annahme weiter rückläufiger Renditen in diesem Jahr ist, dass sich weite Anlegerkreise darauf einstellen, dass es dies- und jenseits des Atlantiks – aber auch in anderen Regionen – aufgrund der 2022 und 2023 erfolgten Zinsanhebungen der internationalen Notenbanken zu einer konjunkturellen Eintrübung kommen wird und diese dann die Notenbanker zu einem geldpolitischen Gegensteuern veranlassen wird. Mit einem kräftigen Anziehen der Inflation wird bei den meisten Banken und Assetmanagern nicht mehr gerechnet. Der Kampf gegen die Inflation gilt als gewonnen, sodass es hierfür keiner weiteren Zinsstraffungen mehr bedarf.

Positive Bonderträge erwartet

„Für das Kapitalmarktjahr 2024 bin ich grundsätzlich zuversichtlich gestimmt. Das liegt insbesondere an der konstruktiven Erwartung für die internationalen Rentenmärkte. Diese dürften aus Sicht eines Euro-Anlegers einen positiven Ertrag von mehr als 5% liefern und somit das Jahr 2023 in Sachen Performance toppen", sagt etwa Felix Herrmann, Chefvolkswirt und Portfoliomanager bei Aramea Asset Management.

An den Aktienmärkten werden seiner Ansicht nach die Bäume 2024 wohl nicht in den Himmel wachsen, die starke Entwicklung aus diesem Jahr werde sich kaum wiederholen lassen. Allerdings spreche aus seiner Sicht vor allem der Ausblick auf fallende Leitzinsen in den USA und der Eurozone für Rückenwind – nicht nur für die Renten-, sondern eben auch für die Aktienmärkte.

Der bisherige Inflationsrückgang in der westlichen Welt sei zuvorderst angebotsseitig bedingt gewesen. "Soll heißen: weniger Lieferkettenprobleme und niedrigere Energie- und Nahrungsmittelpreise. 2024 wird wohl auch die Nachfrage den Disinflationstrend befeuern. Gleiches gilt für Überkapazitäten im verarbeitenden Gewerbe in China, die sich bereits in fallenden Importpreisen niederschlagen. Diese Entwicklung darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der unterliegende binnenwirtschaftliche Inflationsdruck in den nächsten Jahren hoch bleiben wird", führt Herrmann weiter aus.

Mit Blick auf die Zentralbanken werde 2024 das Jahr der Zinssenkungen. "Ob diese jedoch so zeitnah erfolgen, wie es die Marktteilnehmer derzeit hoffen, ist fraglich. Ich rechne mit einer ersten Zinssenkung der US-Notenbank Federal Reserve im zweiten Quartal 2024 und der Europäischen Zentralbank im dritten Quartal 2024. Die dann beginnenden Leitzinssenkungszyklen könnten zumindest bis zu den jeweils neutralen Leitzinsniveaus recht aggressiv ausfallen", so seine Einschätzung.

Diversifizierungsvorteile

Anleiherenditen sind nach Ansicht des Assetmanagers Columbia Threadneedle Investments mittlerweile auf Niveaus geklettert, wie es sie seit Jahrzehnten nicht mehr gegeben hat. "Für Anleger ist das eine attraktive Gelegenheit, sich auf lange Sicht höhere Renditen zu sichern – ganz zu schweigen von potenziell steigenden Gesamtrenditen aufgrund des Kursanstiegs dieser Anleihen", sagt Gene Tannuzzo, Global Head of Fixed Income bei Columbia Threadneedle. Diese Situation sei zudem ein guter Anreiz, sich aus Barmitteln zurückzuziehen. Als Anleger festgestellt hätten, dass sie mit Barmitteln eine wettbewerbsfähige Rendite erzielen können, habe der Geldmarkt eine Renaissance erlebt. "Sobald die kurzfristigen Zinssätze sinken, werden Barmittel allerdings wieder an Attraktivität einbüßen. Hochwertige langlaufende Anleihen mit höheren Renditen zu halten, bietet Diversifizierungsvorteile, die immer sinnvoller werden", so Tannuzzo

Richte man das Augenmerk auf andere Regionen als die USA, stelle man fest: Die Chancen in Europa könnten noch beeindruckender sein – und das trotz geringerer absoluter Renditen. "Im Gegensatz zu den USA waren die Zinsen in Europa nicht nur nahe null, sondern sogar im negativen Bereich angesiedelt. Damit haben wir es nicht nur mit positiven realen Zinsen, sondern auch mit größeren Credit Spreads zu tun. Das bedeutet, dass man für Anleihen mit ähnlichen Ratings in Europa eine höhere Risikoprämie erhält als in den USA", hält der Kapitalmarktexperte fest.

Gute Ergänzung

Unter Annahme eines robusten Wachstums und mit einer gewissen Risikotoleranz könne der Ertrag aus Hochzinsanleihen und Bankdarlehen eine gute Ergänzung für diversifizierte Portfolios sein. Und wer im Hinblick auf die wirtschaftliche Entwicklung weniger zuversichtlich sei, sei mit hochwertigen Papieren wie Treasuries oder Kommunalanleihen gut bedient. "Als höherwertige Anlagen können diese im Falle einer härteren Landung dazu beitragen, sich vor Verlusten zu schützen", so Tannuzzo.

"Angesichts der günstigen Aussichten sind wir der Meinung, dass Anleger das derzeit hohe Zinsniveau nutzen sollten, um ihre Renditen zu optimieren. Wir halten italienische BTPs, also Staatsanleihen, weiterhin für eine gute Möglichkeit, die Renditen im Jahr 2024 zu maximieren, und streben eine Rendite von rund 4% an. Gleichzeitig wäre eine Erhöhung der Duration eine nützliche Diversifizierungsstrategie angesichts eines risikoarmen Umfelds oder erhöhter Volatilität", sagt Mauro Valle, Head of Fixed Income bei Generali Investments Partners.

Positives Risiko-Rendite-Profil

Assetmanager haben auch die anderen Bondmarktbereiche im Blick. Aktuell bieten Hochzinsanleihen dem Vermögensverwalter BNY Mellon Investment Management zufolge höhere risikobereinigte Renditen als Aktien. So habe die Rendite des Bloomberg US High Yield Index Ende Oktober etwa 9,5% betragen – deutlich mehr als die durchschnittliche rollierende Zwölfmonatsrendite des US-Aktienindexes S&P 500 seit 1990, die bei 8,3% liege - auf Basis von Bloomberg-Daten. „Hochzinsanleihen werden ihrem Namen erstmals seit vielen Jahren gerecht. Sie bieten sehr hohe laufende Erträge, während die Zahlungsausfälle im Rahmen bleiben sollten“, sagt Paul Benson, Head of Efficient Beta bei Insight Investment, eine Tochtergesellschaft von BNY Mellon Investment Management. "Höhere Renditen schaffen ein tendenziell positives, asymmetrisches Risiko-Rendite-Profil für Fixed Income.“

Mit dem asymmetrischen Risikoprofil meint der Experte, dass zum einen die durchschnittlichen Renditen aktuell höher liegen als bei Aktien, zum anderen die Risiken historisch betrachtet aber niedriger sind. So betrage die mittlere Schwankungsbreite bei Aktien seit 1990 im Schnitt 16%, gemessen am breiten US-Index Russell 3000. US-Hochzinspapiere, gemessen am Bloomberg US Corporate High Yield Index, seien mit 9% deutlich schwankungsärmer. Auch die maximalen Verluste während dieser Zeitspanne seien beim Kursbarometer für Hochzinsanleihen deutlich niedriger als beim Aktienindex. „Das liegt teilweise daran, dass Hochzinspapiere in der Kapitalstruktur weiter oben angesiedelt sind als Aktien. Zudem haben sie generell klar definierte Laufzeitstrukturen“, so Benson.

Kein Marktstress

Insight Investment hält das Risiko von Zahlungsausfällen im aktuellen Marktumfeld für überschaubar und geht davon aus, dass die entsprechenden Ausfallraten niedrig bleiben. Die momentan hohen Renditen seien kein Anzeichen von Marktstress. Im Gegenteil: „Wir sehen eine hohe Zinsdeckung, historisch niedrige Eigenkapitalhebel und zudem andere Finanzierungsquellen, die im Wettbewerb stehen, um Hochzinsunternehmen zu refinanzieren“, so Benson. „Angesichts dessen denken wir, dass die Ausfallraten ausgehend von ihren historischen Tiefstständen nur graduell steigen werden. Insofern bieten die verfügbaren Renditeniveaus dieser Anlageklasse überzeugenden Wert.“ 

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.