Prognose

Anstieg des Ölpreises erwartet

Die Rohstoffanalysten der Bank of America rechnen mit einer Erholung des Ölpreises. Sie sehen aber das Kartell Opec plus in der Pflicht, den Ölpreis zu verteidigen.

Anstieg des Ölpreises erwartet

ku Frankfurt

Die Rohstoffanalysten der Bank of America rechnen mit einer Erholung des Ölpreises. Per März sagen sie einen Preis der wichtigsten Rohölsorte Brent Crude von 100 Dollar je Barrel voraus, verglichen mit aktuell 82,25 Dollar. Bis September soll der Preis dann bis auf 110 Dollar steigen, um bis Jahresende wieder auf 100 Dollar zurückzufallen.

Seit Jahresmitte 2022 habe es am Ölmarkt eine turbulente Phase gegeben, in der der Ölpreis um 40 Dollar gesunken sei. Dass die Sanktionen der EU gegen russisches Erdöl und Ölprodukte nicht zu einem Anstieg des Ölpreises geführt haben, erklären die Analysten damit, dass sie von der EU weitgehend entschärft worden seien. Russland operiere nun mit einer begrenzten Angebotsreduzierung, was viele Marktbeobachter überrascht habe. Zudem habe das warme Wetter die Nachfrage nach Heizöl und Kraftstoffen kollabieren lassen. Diese Faktoren hätten zu Schwäche des Ölpreises geführt, obwohl die konjunkturelle Lage besser ausgefallen sei als erwartet. Mit dem aktuellen Niveau von rund 80 Dollar je Barrel sei der Ölpreis nun auf einem Niveau angekommen, auf dem ihn das Kartell Opec plus im vergangenen Jahr verteidigt habe. Dasselbe müsse das Kartell nun ebenfalls unternehmen, sollten sich die Fundamentaldaten des Marktes weiter verschlechtern.

Der Markt realisiere derzeit, dass die Energiesanktionen der EU die Produktion und Exporte Russlands nicht beeinträchtigen würden. Ohne eine solche Produktionseinschränkung stünden dem Markt im laufenden Jahr zwischen 500000 Barrel pro Tag (bpd) und 2 Mill. bpd mehr zur Verfügung als bislang gedacht. Das warme Wetter beeinträchtige zudem die Nachfrage nach den Energieträgern.

Mehr Disziplin

Die Analysten der Bank of America rechnen nicht damit, dass es einen deutlichen Produktionsschub im Bereich der amerikanischen Schieferölförderung geben wird, so wie es einen solchen in den 2010er Jahren gegeben hat. In den vergangenen Jahren habe es im amerikanischen Bereich der Exploration und Produktion einen Abschied vom starken Drang nach Wachstum gegeben, nun würden Kapitaldisziplin, Deleveraging und Renditen für die Anteilseigner in den Mittelpunkt gestellt. Zudem stehe die Schieferölindustrie mittelfristig vor Herausforderungen. So hätten die Produktivitäts- und Effizienzzuwächse ihren Höhepunkt wohl überschritten. Nachdem die amerikanische Schieferölindustrie über eine Dekade rund 80% des Produktionswachstums außerhalb der Opec beigesteuert habe, halte nun wieder die Opec den Schlüssel zum Ölmarkt in der Hand. Mittelfristig werde es wohl in Saudi-Arabien und den Golfmonarchien ein Kapazitätswachstum von 3 Mill. bpd geben, das einen Puffer biete, um enge Marktsituationen zu bewältigen.

Dies sei insbesondere von Bedeutung, weil die Elastizität der Produktion in der amerikanischen Schieferölindustrie verloren gehe. Mit Ausnahme der Region um den Persischen Golf sähen die Perspektiven der Opec nach Einschätzung der Analysten aber weniger gut aus. So sei Westafrika weit hinter seine Produktionsquoten zurückgefallen und die Planungen hinsichtlich neuer Pipelines ließen erwarten, dass dies auch mittelfristig der Fall sein werde. Fragen der Stabilität stellten sich hinsichtlich politisch schwieriger Länder wie dem Irak, dem Iran, Libyen und Venezuela.

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