iPhone-Produzent

China-Absatz treibt Apple-Kurs an

Für die Apple-Aktie herrscht bei den Analysten großer Optimismus – den der Konzern mit starken Ergebnissen untermauert. Die Chipknappheit haben viele Beobachter indes bereits in ihr Kalkül eingepasst.

China-Absatz treibt Apple-Kurs an

Von Dieter Kuckelkorn, Frankfurt

Die Aktie des iPhone-Produzenten Apple läuft momentan ziemlich gut. Auf Sicht von zwölf Monaten hat der Titel fast 29% hinzugewonnen, im laufenden Jahr sind es trotz der Sorgen der Anleger hinsichtlich der Versorgung mit Chips immerhin 10%. Zum Vergleich: Der technologielastige US-Benchmark-Index Nasdaq Composite hat binnen eines Jahres um 33% zugelegt, im bisherigen Jahresverlauf 15%.

Und wie nicht anders zu erwarten, sind auch die Analysten der Aktie gegenüber sehr positiv eingestellt. Von 44 Analysehäusern, die den Titel auf ihrem Radarschirm haben, raten 28 zum Kauf. Fünf Häuser stufen die Aktie mit „Overweight“ ein, während acht Analysten empfehlen, das Papier im Portfolio zu behalten. Mit schlechteren Empfehlungen ist man Außenseiter in der Analystengemeinde: Es gibt nur eine Einstufung mit „Underweight“ und zwei Verkaufsempfehlungen. Dementsprechend sehen die Analysten auch noch einiges an Kurspotenzial. Das durchschnittliche Kursziel auf Sicht von zwölf Monaten liegt bei 163,74 Dollar. Gegenüber dem aktuellen Niveau entspricht dies einem Potenzial von 11%. Dies erscheint zwar heute bei FAANG-Aktien nicht mehr als besonders viel. In normaleren Zeiten, in denen der Aktienmarkt noch nicht von den Notenbanken aufgepumpt wurde, war dies eine durchaus ansprechende Renditeaussicht.

Attraktive Ergebnisse

Das vor wenigen Tagen vorgestellte Ergebnis des dritten Quartals per Ende Juni konnte sich sehen lassen. Apple untermauert also den Optimismus der Analysten durchaus mit einer attraktiven Ergebnisentwicklung. Sämtliche von Apples Produktlinien kamen auf einen Umsatzanstieg auf Jahresbasis von mehr als 12%. Im Vorjahresvergleich sprangen die Erlöse um 36% auf 81,41 Mrd Dollar. Beim iPhone, der mit Erlösen von 39,6 Mrd. Dollar nach wie vor bedeutendsten Produktfamilie des Konzerns, belief sich der Umsatzanstieg sogar auf 49,8%. Daran ist bemerkenswert, dass Chinesen trotz des von der US-Regierung geführten Wirtschaftskriegs gegen das Reich der Mitte nach wie vor in Scharen iPhones kaufen. In China inklusive Taiwan und Hongkong ergab sich ein Umsatzanstieg von 58% auf 14,8 Mrd. Dollar für sämtliche Produkte des Konzerns. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass sich die Region im Vergleichszeitraum weitgehend im Lockdown befand, was die Verkäufe damals erheblich beeinflusste.

Apple hat am Smartphone-Markt auch deutlich Anteile gewonnen und sich dabei dem Marktführer Samsung genähert. Der Konzern aus Cupertino kommt mit seinem iPhone weltweit auf 27% Marktanteil per Juni, Samsung hat mit 27,3% nur noch minimal die Nase vorn. Vor einem Jahr sah das noch ganz anders aus: Samsung lag mit fast 32% Marktanteil weit vor Apple mit etwas mehr als 24%. Chinesische Wettbewerber sind übrigens weit abgeschlagen. Xiaomi kommt auf 10,9%, die von der US-Regierung massiv bekämpfte Huawei auf 8,2%. Betrachtet man allerdings nur die Zahlen für Asien, die von China dominiert werden, so erreicht Apple nur 16,5% Marktanteil und Samsung 24,3%, während den Rest mehrere chinesische Hersteller unter sich aufteilen.

Das iPhone ist nicht nur vom Umsatz her das wichtigste Produkt, es treibt auch das Wachstum an, denn bei den anderen Erzeugnissen des Konzerns fällt dieses deutlich verhaltener aus. Bei den Mac-PC beträgt es 16%, beim iPad 12%, bei den Dienstleistungen immerhin 33%.

Unterm Strich hat der Konzern im Quartal 21,7 Mrd. Dollar verdient, verglichen mit 11,3 Mrd. Dollar im gleichen Vorjahreszeitraum. Dabei ist zu berücksichtigen, dass Apple im Vergleichszeitraum grundsätzlich trotz Pandemie kräftige Zuwachsraten erreichte. Insgesamt vergleicht sich das gerade beendete Quartal also mit einem starken Dreimonatszeitraum. Damit bietet Apple im Gegensatz zu vielen anderen amerikanischen Technologie- und Internetkonzernen sehr viel echte Substanz, auch wenn der iPhone-Hersteller auf eine astronomisch zu nennende Marktkapitalisierung von 2,41 Bill. Dollar kommt. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) auf Basis der Schätzungen für die kommenden zwölf Monate ist mit 28,8 zwar anspruchsvoll, aber nicht, wie bei anderen Konzernen aus der Branche, jenseits aller Realitäten.

Ein Konzern dieser Statur kann es sich natürlich leisten, auf Prognosen zu verzichten. Bereits seit sechs Quartalen, also seit dem Beginn der Pandemie, lässt Apple diese wegfallen. Immerhin gewährte Apple-CFO Luca Maestri jüngst die Einsicht, es sei im laufenden Quartal mit einem Umsatzwachstum mit zweistelligem Prozentsatz im Vorjahresvergleich zu rechnen, allerdings unterhalb des Wertes für das gerade abgelaufene Jahresviertel. Typischerweise ist das Quartal per Ende Juni im Jahresreigen das schwächste bei Apple, diesmal könnte es allerdings anders aussehen: Die weltweite Knappheit an Halbleitern dürfte auch Apple treffen. Bisher habe man gegensteuern können, diesmal werde man allerdings auch getroffen, so Maestri. CEO Tim Cook teilte den Analysten im Conference Call ebenfalls mit, die Knappheit werde die Verkäufe von iPhone und iPad beeinflussen.

Erwartungen angepasst

Die Aktie dürfte das aber kaum treffen, da viele Anleger und Analysten die Auswirkungen der Chipknappheit in ihr Kalkül bereits mit einbezogen haben. So haben beispielsweise die Analysten von Independent Research die positiven Zahlen des Quartals zum Anlass genommen, ihre Gewinnerwartungen nach oben anzupassen.

Bei der Deutschen Bank heißt es, man sei ermutigt durch die starke Nachfrage aus den Emerging Markets, insbesondere China, und dies biete gute Chancen für künftige Marktanteilsgewinne. Was die Gefahren aus der Lieferkette betrifft, so glauben die Analysten, dass die vom Management kommunizierten Perspektiven konservativ sind. Die Experten von J.P. Morgan sekundieren, es gelte nun, die Erwartungen für den iPhone-Absatz im kommenden Jahr nach oben anzupassen. Die Aktie biete einen exzellenten Wert für Anleger.

Solange Chinesen weiterhin amerikanische Produkte wie das iPhone kaufen und solange nicht politische Auseinandersetzungen um den weltweit wichtigsten Chiplieferanten Taiwan dessen Lieferungen ganz unterbinden, sind die Aussichten für Apple anhaltend positiv.