DWS erwartet lange Niedrigzinsperiode

Assetmanager zuversichtlich für Konjunktur - Software-Anbieter und IT-Dienstleister empfohlen

DWS erwartet lange Niedrigzinsperiode

ck Frankfurt – Nach Einschätzung der Fondsgesellschaft DWS müssen sich die Investoren auf ein schwächeres Wachstum der Weltwirtschaft einstellen. Stefan Kreuzkamp, Chefanlagestratege, prognostizierte gestern anlässlich der Vorstellung des Halbjahresausblicks für 2019 und für die kommenden zwölf Monate ein globales Wachstum von etwas mehr als 3 %. Die weltwirtschaftlichen Aussichten bezeichnete Kreuzkamp als konstruktiv. Es werde zwar niedrigeres Wachstum und niedrigere Inflation geben, aber keine Rezession.Kreuzkamp verwies auf Markt- und politische Risiken, die den rekordlangen Zyklus beenden könnten. So seien durch die von negativen Zinsen getriebene Jagd der Investoren nach Rendite einige Anleihesegmente nun aggressiv gepreist, was zu Spannungen an den Credit-Märkten führen könne. Ein weiteres Risiko seien Zweifel an der Unabhängigkeit der US-Notenbank Fed.Erhebliche potenzielle Risiken gehen Kreuzkamp zufolge auch vom Handelskonflikt, dem Brexit, dem Budgetkonflikt zwischen Italien und der EU sowie den Spannungen aus. Laut dem Strategen würde das Eintreten des Worst Case jeweils erhebliche negative Konsequenzen haben. Damit rechnet Kreuzkamp aber nicht, sondern mit Entwicklungen, die nur moderate Auswirkungen auf die Märkte haben werden. Dazu gehört etwa eine Deeskalation im Handelskonflikt. Vom Treffen von US-Präsident Donald Trump mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping auf dem G20-Gipfel sei etwas Entspannung zu erwarten, was die Zölle betreffe. Kreuzkamp zufolge wird aber der Kampf der USA und Chinas um die IT-Vorherrschaft nicht so schnell vom Tisch sein. Die USA stellten elf der größten Technologieunternehmen weltweit, China neun. China habe also signifikant aufgeholt und werde auch nicht aufhören aufzuholen. Der gesamtwirtschaftliche Effekt dieses Konflikts sei nicht groß. Allerdings seien die Auswirkungen auf betroffene Einzelunternehmen erheblich. Japanisierung EuropasDie Geldpolitik der Zentralbanken werde in den kommenden zwölf Monaten stützend wirken, meint der Anlagestratege. Der Markt erwarte drei Leitzinssenkungen, DWS zwei vorbeugende Schritte, den ersten bereits im Juli. Von der Europäischen Zentralbank (EZB) erwartet Kreuzkamp eine, vielleicht auch zwei Senkungen des Einlagesatzes.Jörn Wasmund, Leiter Anleihegeschäft, zufolge brauchen sich Investoren angesichts der akkommodierenden, also wachstumsstützenden Maßnahmen der Zentralbanken keine Sorgen über steigende Zinsen und fallende Anleihepreise zu machen. Wasmund rechnet mit einer Japanisierung Europas. Es stehe eine lange Periode niedriger Zinsen bevor. “Wir reden hier nicht von Jahren, sondern von Jahrzehnten.” Doch verwies Wasmund auch auf erhebliche Unterschiede wie spürbar niedrigere Inflationserwartungen und eine deutlich höhere Schuldenquote in Japan. In dem aktuellen Umfeld müsse man in höher rentierliche Anleihen investieren. Erste Wahl seien Euro-Hochzinsanleihen. Die Ausfallquote liege bei einem historischen Durchschnitt von 4,5 % derzeit unter 1 %. Der Markt sei im Vergleich zum Jahr 2000 diversifizierter, und sein Ratingprofil habe sich deutlich verbessert. 70 % des Marktes seien “BB”-geratet.Zudem rät die DWS zu Schwellenländer-Staatsanleihen sowie für Investoren, die sich Illiquidität leisten könnten, zu illiquiden Instrumenten wie Private Debt. Im Investment-Grade-Bereich setzt Wasmund wegen Rendite-Pick-ups auf hybride Titel. Kernländer-Staatsanleihen sowie der Yen seien als Absicherung gegen Risiken geeignet.André Köttner, Co-Head Equities des Assetmanagers, zufolge ist der US-Aktienmarkt mit einem 2019er KGV von 17,7 höher als im Durchschnitt seit 1960 (16) bewertet. Die Bewertung sei aber angesichts der sehr niedrigen Zinsen und der fehlenden Anlagealternativen noch in Ordnung. Außerhalb der USA seien die Bewertungen niedriger, aber nur auf den ersten Blick. Der Abschlag werde erheblich geringer, wenn eingerechnet werde, dass andere Regionen einen deutlich geringeren Anteil von Tech-Unternehmen hätten. Korrekturpotenzial in AktienKurzfristig sieht Köttner Abwärtspotenzial für die Aktienmärkte. Er begründete dies mit der starken Rally seit Jahresbeginn bei gesunkenen Erwartungen an die Unternehmensgewinne. Doch erwartet Köttner eine sich verbessernde Ergebnisdynamik im zweiten Halbjahr. Er rät zu attraktives Wachstum bietenden US-Large-Caps und aufgrund attraktiver Bewertungen zu globalen Finanzwerten. Unter den Sektoren bevorzugt er Software-Anbieter und IT-Dienstleister. Software werde weiterhin von strukturellem Wachstum profitieren. In der Branche gebe es Marktführer mit starken Margenprofilen und hohen Eintrittsbarrieren, so Köttner, der zudem auf die Ausbreitung von künstlicher Intelligenz, Cloud-Software und die Elektrifizierung der Automobil- sowie anderer Branchen verwies.