Stewardship

Fondshäuser machen Druck

Assetmanager berichten über die Stewardship-Aktivitäten und HV-Beteiligung 2021. Die Vergütungspolitik der Vorstände ist dabei immer wieder konfliktträchtig.

Fondshäuser machen Druck

Von Wolf Brandes, Frankfurt

Im Rahmen ihrer Nachhaltigkeits- und ESG-Aktivitäten haben die Fondshäuser ihr Engagement als Aktionäre ausgeweitet. Die Assetmanager nutzen ihre Rechte als Teilhaber immer häufiger. Die Vertreter der Gesellschaften stimmen auf Hauptversammlungen ab, stellen Fragen, führen Gespräche mit dem Management der Unternehmen, versuchen, Themen zu setzen.

Eine Auswertung von ausgewählten Stewardship-Berichten großer Fondsgesellschaften zeigt, dass sich diese tendenziell immer mehr an den Hauptversammlungen beteiligen. In den Berichten informieren die Häuser über ihre HV-Aktivitäten, also zum Beispiel, an wie vielen Versammlungen sie teilnehmen, wie sie dort abstimmen und was sie außerhalb der Hauptversammlungssaison unternehmen, um Einfluss auf die Gesellschaften zu gewinnen.

Die Deka berichtet für das Jahr 2021 von insgesamt 419 besuchten Hauptversammlungen, während Marktführer Blackrock sowie Allianz Global Investors angeben, mehr als 10000 Hauptversammlungen be­sucht zu haben. Auffällig bei den betrachteten Gesellschaften ist, dass die Zahl der besuchten HVs im Vergleich zum Vorjahr angestiegen ist. „Es ist unsere treuhänderische Pflicht, unsere Er­wartungen an die Nachhaltigkeit im besten Interesse unserer Kunden zum Ausdruck zu bringen“, ergänzt Nicolas Huber, Head of Investment Stewardship bei der DWS.

Öffentlichkeitswirksame Auftritte von Portfoliomanagern sind in Co­ronazeiten schwierig geworden. So hat beispielsweise 2021 Deka an 28 Hauptversammlungen persönlich teilgenommen und das Rederecht beziehungsweise das Recht zur Einreichung von Fragen bei virtuellen Hauptversammlungen wahrgenommen. Union Investment informierte darüber, dass sie 130 Fragen bei 26 HVs im vergangenen Jahr eingereicht hat. Blackrock wiederum stellt keine Fragen auf Hauptversammlungen, heißt es auf Anfrage

„Messbare Ergebnisse“

Informationen zum Abstimmungsverhalten zeigen, dass Allianz Global Investors (AllianzGI) in 68% der HVs mindestens gegen einen Tagesordnungspunkt stimmte oder sich der Stimme enthielt. Mehr als jeder fünfte Vorschlag weltweit sei abgelehnt worden. „Als aktiver Investor ist die Ausübung unserer Stimmrechte eines unserer mächtigsten Instrumente, um Veränderungen zu bewirken. Im Einklang mit unserem Wunsch, eine nachhaltigere Zukunft mit messbaren positiven Ergebnissen zu gestalten, erhöhen wir daher weiter unsere Anforderungen“, sagt Matt Christensen, Global Head of Sustainable and Impact Investing bei AllianzGI.

Auf den Aktionärstreffen und in individuellen Gesprächen setzten die Manager thematische Schwerpunkte. Die Deka hat im Berichtszeitraum zahlreiche Gespräche zu Themen wie Vorstandsvergütung, Klimastrategie, Digitalisierung, Cyber Security und der Operationalisierung der UN-Nachhaltigkeitsziele geführt.

Am Beispiel der Deka lässt sich zeigen, wie Investmenthäuser mit dem Thema Menschenrechte umgehen: Der Fondsanbieter der Sparkassen erwartet von den Unternehmen die Einhaltung der Menschenrechte. „Verstöße gegen internationale Arbeitsstandards und Empfehlungen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) werden von uns angesprochen und angemahnt“, heißt es im Engagement-Bericht 2021.

Eines der regelmäßigen Themen der Fondsgesellschaften ist die Vergütungspolitik der Vorstände. Aus Sicht von AllianzGI erwies sich die Vergütungspolitik auch 2021 weltweit als das konfliktträchtigste HV-Thema. Erneut seien Vergütungsvorschläge in fast der Hälfte der Fälle durchgefallen, berichtet das Haus. Im Rahmen der Vorgaben der Shareholder Rights Directive II (SRD II) hätten zudem viele deutsche Unternehmen ihre Vergütungssysteme zur Abstimmung gestellt. „Ein häufiger Ablehnungsgrund für uns waren dabei eine großzügig bemessene variable Vergütungskomponente trotz Underperformance oder zu große diskretionäre Ermessensspielräume“, sagt Antje Stobbe, Head of Stewardship bei AllianzGI. Union Investment stellt in diesem Punkt die Frage: „Wie klar und wirkungsvoll sind relevante ESG-Ziele in der Vergütung des Vorstands verankert?“

Umwelt und Klima

Mit zu den wichtigsten Themen in den Gesprächen mit den Portfoliounternehmen gehörten 2021 unter anderem der Klimawandel und Umweltfragen im Allgemeinen. Die DWS etwa verschickte beispielsweise 220 Briefe zu Netto-null-CO2-Emissionen an die Unternehmen in den Portfolios. „Das Thema Nachhaltigkeit ist Chefsache – daher muss es auch in den Vergütungssystemen verankert sein“, ergänzt AllianzGI-Manager Christensen.

Die Eingaben zu Klima- und Umweltschutz zeigen, dass auch im Bereich Governance und Stewardship das „E“ innerhalb der ESG-Kriterien eine besonders hohe Bedeutung hat. Generell ist im Bereich der Nachhaltigkeit zu beobachten, dass von den drei Feldern Umwelt, Soziales und Governance der Umweltbereich die höchste Aufmerksamkeit genießt. Das zeigt sich auch in anderen Nachhaltigkeitsaktivitäten der Assetmanager wie beispielsweise Marketing, Beantragung von grünen Siegeln und natürlich in der Anlagepolitik und im Management von entsprechenden grünen Fonds.

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