Devisen

Gegenwind für den Euro hat zugenommen

Aus charttechnischer Sicht dürfte es dem Euro kaum gelingen, in nächster Zeit wieder in Bereiche um 1,10 Dollar vorzustoßen. Der Gegenwind hat zuletzt auf Tages- und auf Wochensicht zugenommen.

Gegenwind für den Euro hat zugenommen

Von Sandra Striffler*)

Dem Euro ist es erst Ende 2022 gelungen, seinen im vergangenen Jahr über weite Strecken die Richtung vorgebenden charttechnischen Abwärtstrendkanal nachhaltig gen Norden zu verlassen. Ausgehend von Tiefstwerten von 0,9528 Dollar, die den Euro-Dollar-Wechselkurs Ende September 2022 auf den niedrigsten Stand seit Mitte 2002 nachgeben ließen, schwang sich die Gemeinschaftswährung schließlich Anfang Februar bis auf Spitzenwerte von 1,1034 Dollar empor. Diese Aufwärtsbewegung führte zu der Ausbildung eines Aufwärtstrends, der dem Euro jedoch nicht lange treue Dienste erwiesen hat. So durchbrach die Gemeinschaftswährung diese charttechnische Formation doch kurz nach ihrem temporären Blick über die psychologisch wichtige Marke von 1,1000 Dollar bereits wieder nach unten. Seither hat sich das Währungspaar Schritt für Schritt weiter zurückgezogen und ist nun bei Werten von rund 1,0600 Dollar anzutreffen. Aus charttechnischer Sicht stellt sich nun die Frage, welchen Weg der Euro in den kommenden Tagen einschlagen wird.

Die Skepsis überwiegt

Nimmt man hierzu nun zunächst die charttechnischen Tagesindikatoren näher unter die Lupe, kommt man zu dem Schluss, dass der Euro auf kurze Sicht gut beraten wäre, seine Erwartungen an nachhaltige Kursgewinne nicht allzu hoch zu hängen. So präsentieren sich die entsprechenden Indikatoren doch in diesem Zeitfenster in überwiegend Euro-skeptischer Verfassung. Zu nennen sind in diesem Zusammenhang sowohl der MACD als auch die Stochastik, welche hier beide unterhalb ihrer jeweiligen Signallinien anzutreffen sind. Aber auch das Momentum, das sich unterhalb seiner Nulllinie präsentiert, ist dem Euro-verhaltenen Indikatorenlager zuzuordnen. Was den ADX und den RSI betrifft, so dürften auch diese der Gemeinschaftswährung keinen Support bieten, bewegen sich doch beide Größen auf neutralen Niveaus.

Folgt der Euro auf kurze Sicht den mehrheitlich Euro-skeptischen Tagesindikatoren, so dürfte dem Währungspaar das Tief vom 27. Fe­bruar bei 1,0533 Dollar letztendlich zur Wochenmitte ausreichend Unterstützung bieten. Gen Norden sollte hingegen das Hoch vom 22. Fe­bruar bei 1,0662 Dollar nicht dauerhaft überwunden werden.

Lässt man den Blick nun etwas in die Ferne schweifen und fokussiert man sich auf den charttechnischen Wochenausblick, so lässt sich festhalten, dass sich auch hier die Perspektiven eintrüben. Denn während die Stochastik ihre Trigger­linie jüngst bereits von oben nach unten kommend durchschritten hat, ist der MACD ebenfalls von oben kommend nur noch einen Wimpernschlag von seiner Signallinie entfernt. Und auch das Momentum hat sich im positiven Bereich zuletzt merklich zurückgebildet und nähert sich nun wieder seiner Nulllinie an. Etwas Euro-freundlicher gibt sich in diesem Zeitfenster der ADX, der auf einen in den vergangenen Monaten rückläufigen Euro-negativen Trendmarkt hinweist und nun kurz davor ist, in neutrales Terrain zurückzukehren. Auf neutralen Niveaus zeigt sich im übergeordneten Wochenchart auch der RSI.

Lässt der zugenommene charttechnische Gegenwind den Euro-Dollar-Wechselkurs auch in den kommenden Tagen umsichtiger agieren und hat das Währungspaar die Unterstützung bei 1,0533 Dollar in Form des Tagestiefststandes vom 27. Februar nach unten hin durchbrochen, findet die Gemeinschaftswährung bei 1,0482 Dollar Halt. Hier ist das Tief vom 6. Januar auszumachen. Im Anschluss daran stehen dem Euro bei rund 1,0470 Dollar sowie bei 1,0443 Dollar die 100-Tage-Linie sowie das Tief vom 7. De­zember 2022 zur Seite, bevor dann bei 1,0393 Dollar der Tagestiefststand vom 1. Dezember 2022 in den Fokus rückt. Unserer Einschätzung zufolge sollte der Bereich um 1,0400 Dollar der Gemeinschaftswährung auf Wo­chensicht schließlich treue Dienste erweisen, dürfte sie diese Niveaus doch nicht nachhaltig gen Süden hin durchbrechen.

Belehrt Euro-Dollar hingegen die charttechnischen Indikatoren eines Besseren und entwickelt wieder Anstiegsdynamik, so dürfte es dem Währungspaar letztendlich in den nächsten Tagen nicht gelingen, die Marke von 1,0750 dauerhaft zu überwinden. Bevor diese jedoch in den Blickpunkt rückt, gilt es zuvor noch, die bei rund 1,0700 Dollar auszumachenden Tageshöchststände vom 17., 20. und 21. Februar hinter sich zu lassen. Zudem wollen die Widerstände in Form der Hochs vom 15. und 10. Februar bei 1,0744/52 Dollar überwunden werden.

Euro-Dollar folgte zwischen Ende 2022 und Anfang Februar 2023 einem Aufwärtstrend gen Norden. Hierbei wagte das Währungspaar auch einen kurzen Blick über die psychologisch wichtige Marke von 1,1000 Dollar. Nachhaltig verteidigen konnte die Gemeinschaftswährung diese Niveaus allerdings nicht, backt sie derzeit doch wieder kleinere Brötchen. Aus charttechnischer Sicht dürfte es dem Euro kaum gelingen, in nächster Zeit wieder in diese luftigen Sphären vorzustoßen, hat doch der Gegenwind zuletzt sowohl auf Tages- als auch auf Wochensicht merklich zugenommen. Unserer Einschätzung zufolge sollte daher die Luft für das Währungspaar im Bereich von 1,0750 Dollar dünner werden. Gen Süden sehen wir die Gemeinschaftswährung bei Ni­veaus um 1,0400 Dollar zuverlässig gegen übermäßige Kursverluste abgesichert.

*) Sandra Striffler ist Senior-Devisenanalystin der DZ Bank.

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