Dax

Gute Chancen für die Jahresendrally

Der Dax verfügt über eine charttechnische Basis für die erhoffte Jahresendrally. Sogar die vierte Coronawelle trübt das Bild aktuell nicht ein.

Gute Chancen für die Jahresendrally

Von Christian Henke*)

In rund sechs Wochen ist das Weihnachtsfest. Die Anleger hierzulande wurden bereits seit Anfang dieses Jahres reichlich beschenkt. Auch am Heiligabend könnte noch das eine oder andere Kurspräsent unter dem Weihnachtsbaum liegen. Grund für diese optimistische Erwartung sind die bislang erfreuliche Herbstrally und die technische Verfassung des deutschen Leit­index.

Wie oft zu diesem Zeitpunkt kommt die Rede auf die Jahresendrally. Zuvor hoffen die Marktteilnehmer jedes Jahr auf einen goldenen Herbst an den Aktienmärkten. Bislang wurden die Erwartungen erfüllt. Im Oktober konnte der Dax um rund 3% zulegen. Und die ersten beiden Wochen im November können bislang ebenfalls mit einem Plus von etwa 3% überzeugen. Das Schlussquartal gehört statistisch betrachtet eh zu der stärksten Börsenphase eines Jahres. In den zurückliegenden zehn Jahren konnte der deutsche Leitindex in 80% der Fälle im Zeitraum Anfang Oktober bis Ende Dezember mitunter deutlich zulegen. Besonders stark entwickelt sich das heimische Börsenbarometer über das Jahresultimo hinaus. Zwischen dem 14. Dezember und dem 26. Januar konnte in den vergangenen zehn Jahren ebenfalls eine Trefferquote von 80% erzielt werden.

Ausbruch gen Norden

Das erwähnte saisonale Muster basiert auf der statistischen Betrachtung der vergangenen Kursreihe und stellt keine Garantie dar. Klarheit verschafft uns daher der Blick auf das Big Picture auf Monatsbasis. Der Auslöser für die jüngsten Kursgewinne war im März dieses Jahres der signifikante Sprung über die steigende Trendlinie bei aktuell 14810 Punkten. Erfreulicher Höhepunkt waren die neuen Allzeithochs der vergangenen Tage mit dem gleichzeitigen Erreichen der Region von 16000 Zählern. Mit der Bestmarke bei 16032 Punkten vom Freitag, dem 13. August, hatte der Dax bislang seine Probleme. Im Augenblick notiert das heimische Börsenbarometer darüber. Ein Kaufsignal würde oberhalb des erwähnten vorherigen Rekordstandes am Ende dieses Monats generiert werden.

Das künftige Kursziel können wir auf zwei Arten berechnen. Zuerst die klassische charttechnische Vorgehensweise: Ausgehend von den Hochs im Jahr 2007 wurde eine steigende Trendlinie im Langfristchart eingezeichnet. Diese verläuft zurzeit bei 17440 Punkten und stellt momentan das Maximalziel dar. Zuvor liegt das sogenannte 161,8-%-Extension bei 17336 Zählern. Hierbei wurde die durch die Covid-Pandemie ausgelöste drastische Korrektur von Februar bis März des vergangenen Jahres berücksichtigt.

An Unterstützungen mangelt es dem Dax nicht. Die steigende exponentielle Fünf-Monats-Durchschnittslinie bei aktuell 15686 Punkten und die bereits genannte steigende Trendlinie bei 14810 Zählern sollten vor einem Absturz gen Süden sichern.

RSI als Freund der Bullen

Rückendeckung gibt es zudem von den technischen Indikatoren. Im Big Picture ist der Relative-Stärke-Index (RSI) dargestellt. Allerdings wird der schon betagte Oszillator an dieser Stelle zum Trendfolgeindikator umgebaut. Entscheidend ist vor allem der Bereich bei 50. Oberhalb dieses Wertes liegt ein Aufwärtstrend und darunter entsprechend ein Abwärtstrend vor. Um Fehlsignale zu vermeiden bzw. zu reduzieren, wird erst oberhalb des Levels bei 52 ein mittelfristiges Kaufsignal generiert. Unterhalb von 48 springt die Ampel auf Rot. Der RSI mit der Einstellung 21 Monate hat im November 2020 ein bis zum heutigen Tag gültiges Einstiegssignal geliefert. Des Weiteren wurde bei der Darstellung des RSI die Trendlinienanalyse angewendet. Ausgehend von dem Hoch im März 2015 konnte genau sechs Jahre später der Abwärtstrend nach oben durchbrochen werden. Ein weiteres Werkzeug zur Verbesserung von Indikatoren bzw. Oszillatoren sind die Preisbänder. Wir haben uns für die bekannten Envelopes mit der Einstellung 13 Monate und 2% entschieden. Hier wird um den gleitenden Durchschnitt ein starres Preisband von plus/minus 2% gelegt. Dieser Indikator wird auch gerne als Trailing Stop genutzt. Ebenfalls im November des letzten Jahres schloss der Relative-Stärke-Index oberhalb des oberen Envelopes-Bandes.

Auch die Marktbreite stimmt für die restlichen Wochen des Jahres zuversichtlich. Eine Möglichkeit ist die Messung der sogenannten Relativen Performance. Die Kursentwicklung der einzelnen Indexmitglieder wird derjenigen des Gesamtmarktes gegenübergestellt und in einem Balkendiagramm oder einer Matrix dargestellt. So sieht es der Anleger nicht nur, welche Dax-Aktien die derzeitigen Out- und Underperformer sind, sondern auch, wie viele Werte mit dem Index in die gleiche Richtung marschieren. Nach Möglichkeit sollte die Mehrheit der Dividendenpapiere gemeinsam mit dem deutschen Leitindex gen Norden tendieren, was im Augenblick auch der Fall ist. Eine weitere Art zur Bestimmung der Marktbreite ist die Zahl der Aktien, die über ihrem steigenden exponentiellen 50-Tage-Durchschnitt liegen. Die Glättungslinie sollte auf Basis der letzten fünf Tage nach oben zeigen. Auch dies ist momentan der Fall. Trotz der vierten Infektionswelle in Europa, der Inflationssorgen und der bestehenden Lieferkettenprobleme ist der Dax für eine Herbst- und Jahresendrally gut gewappnet.

*) Christian Henke ist Senior Market Analyst bei IG.

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