Aktienmarkt

Leichte Konsolidierung im Dax zu erwarten

Einzelne Indikatoren deuten im Dax auf kurzfristig überkaufte Strukturen hin. Daher wäre eine Verschnaufpause und eine leichte Konsolidierung im Index durchaus zu erwarten.

Leichte Konsolidierung im Dax zu erwarten

Von Stefan Salomon *)

Das war eine klassische Bärenfalle, ein Fehlsignal der Chartanalyse! Der Ausbruch im September 2022 aus einem langfristigen Aufwärtstrendkanal im Deutschen Aktienindex entpuppte sich recht schnell als Marktbereinigung und Fehlausbruch. Seitdem kann der Deutsche Aktienindex eine beeindruckende Rally durchlaufen. Ausgehend von einem Tief im September 2022 bei 11862 Punkten sowie einem Tief im Oktober 2022 bei 11893 Punkten konnte der Leitindex bis auf ein jüngstes Hoch bei 14571 Punkten ansteigen.

Kaufsignale bei 13000

Erste Kaufsignale lieferte der Deutsche Aktienindex hierbei nach einem Bruch der runden Marke von 13000 Punkten, einem Bruch des mittelfristigen Abwärtstrends An­fang November 2022 sowie nachfolgend auch mit einem Anstieg über eine Widerstandszone bei 13500 Punkten in Verbindung mit einem klaren Bruch der 200-Tagelinie. Dieser langfristige gleitende Durchschnitt notiert gegenwärtig bei 13544 Punkten. Relevant ist nun aus charttechnischer Sicht sowohl der Fehlausbruch unter die langfristige Aufwärtstrendlinie auch der damit wieder intakte langfristige Aufwärtstrendkanal.

Trendkanal als Kurszielgeber

Immerhin verläuft dieser langfristige Aufwärtstrend schon seit April 2013 bei einem Tief bei 7418 Punkten über ein nachfolgendes Tief im Februar 2016 bei 8425 Punkten. Entlang dieser Berührungspunkte konnte die Aufwärtstrendlinie konstruiert werden. Diese wurde sodann im Dezember 2018 nochmals bestätigt, wenn auch nur knapp verfehlt. Im Coronacrash wurden der Aufwärtstrend und somit auch der Aufwärtstrendkanal nach unten dynamisch verlassen. Doch gerade die schnelle Rückkehr in den Trendkanal im Mai 2020 ließ die Schlussfolgerung zu, dass der Coronacrash zu einer Marktbereinigung führte und somit die obere Begrenzung des Trendkanals ein mögliches Kursziel darstellte. Dieses Ziel, die obere Begrenzung des Trendkanals, die auch als „Rückkehrlinie“ bezeichnet wird, wurde sodann in 2021 nur knapp verfehlt.

Mit dem nun abermaligen Fehlausbruch unter die langfristige Aufwärtstrendlinie im September 2022 mit anschließend sehr dynamischer Rückkehr im Oktober und November 2022 bestünde zum zweiten Mal die Chance, dass die Rückkehrlinie des langfristigen Aufwärtstrendkanals ein Kursziel offeriert. Mithin könnte der Deutsche Aktienindex auch über 18000 Punkte in den kommenden Monaten ansteigen. Aus Sicht der Zyklenanalyse wäre ein solches Kursziel gar Mitte 2023 erreichbar. Wichtige Hürden als potenzielle Widerstandszonen sind jedoch der Bereich um die Marke von 15000 Punkten sowie die nachfolgende runde Tausendermarke von circa 16000 Punkten mit dem Hoch aus dem Jahre 2021 bei 16290 Punkten.

Ein Traum für die Bullen?

Über die fundamentalen Gründe für eine solche Rally kann natürlich trefflich spekuliert werden. So ein überraschendes Ende des Krieges in der Ukraine und einem Zerfall von Russland, einem „Marshall-Plan“ für die Ukraine, einem Ende der Inflation, Rückgang der Energiepreise sowie der Auflockerung der Coronaregeln in China. Letztlich darf aktuell festgehalten werden, dass die Stimmung unter den Profis und Fondsmanagern, Vermögensverwaltern weiterhin als „sehr vorsichtig“ und „skeptisch“ umschrieben werden darf. Positive Impulse im Markt treffen so auf Kaufzwang und unterinvestierte Anleger, die eine Hoffnungsrally im Deutschen Aktienindex untermauern könnten.

Negatives Alternativszenario

Chartanalyse kann aussagekräftige Prognosen basierend auf vergangenen Kursverläufen und Kursmustern anbieten. Eine Gewähr für ein Eintreten eines derart ermittelten wahrscheinlichen Szenarios ist dies selbstverständlich nicht. So ist es zwingend notwendig, auch ein Alternativszenario vorzustellen. Dieses tritt ab einem definierten „Umkehrpunkt“ ein, ab welchem das wahrscheinlichere Szenario nicht mehr haltbar ist. Für den Deutschen Aktienindex ist das bullische Szenario letztlich so lange gültig, bis ein kräftiger Rücksetzer den Markt wieder von „bullish“ zu „bearish“ umwerfen würde. Hierfür eignen sich gut die Candlesticks – die japanische Chartanalyse-Methodik. So gelten entsprechend dieser Methodik lange weiße, also positive Kerzen, als „Stützen des Marktes“. Eine solche lange weiße Wochenkerze tritt im Dax Anfang November 2022 auf. Würde nun diese Stütze wegbrechen, das Tief dieser Kerze bei 13391 Punkten unterschritten werden, so würde auch die Stimmung im Deutschen Aktienindex aller Wahrscheinlichkeit nach wieder drehen.

Überkaufte Strukturen

Als Fazit darf festgehalten werden, dass Anleger Rücksetzer im Markt auf kurzfristige Kaufsignale beobachten dürfen, solange der Deutsche Aktienindex nicht mehr unter rund 13400 Punkten zurückfällt. Da einzelne Indikatoren allerdings auf kurzfristig überkaufte Strukturen hindeuten, wäre eine Verschnaufpause sowie eine leichte Konsolidierung im Deutschen Ak­tienindex durchaus zu erwarten. Jedes neue Hoch in der Aufwärtsbewegung seit Ende September 2022 bestätigt jedoch das positive Sze­nario.

*) Stefan Salomon ist freiberuflicher Chartanalyst, www.candlestick.de.