Bauträger unter Druck

Neuer Aufreger bei Chinas Immobilien­bonds

Der chinesische Bauträgerriese Greenland ersucht um eine Tilgungsstreckung für einen im Juni fälligen Offshore-Dollarbond. Investoren reagieren geschockt.

Neuer Aufreger bei Chinas Immobilien­bonds

nh Schanghai

Für Bondanleger, die Chinas maroden Immobilienentwicklern die Treue halten, gibt es erneut schlechte Nachrichten. Der Schanghaier Bauträger Greenland Holdings hat die Investoren darüber informiert, dass ein am 25. Juni fälliger Offshore-Dollarbond über 488 Mill. Dollar nicht wie geplant abgelöst werden kann, und ersucht um eine einjährige Tilgungsstreckung. Die Nachricht von den Zahlungsproblemen hat eine Schockreaktion ausgelöst, mit der die Notierung des im Hongkonger Offshoremarkt begebenen Bonds zeitweise auf 41 Cent zum Dollar zusammengesackt ist.

Zuvor waren Greenland-Dollaranleihen relativ wenig von der seit Monaten grassierenden Krise rund um hoch verschuldete chinesische Immobilienentwickler und ihren Zahlungsschwierigkeiten betroffen. So hatten die Titel im Frühjahr nahe bei 90 Cent zum Dollar und damit auf einem Niveau notiert, das keinen akuten Liquiditätsstress und damit die Gefahr einer Nichtbedienung (Default) signalisiert. Die Agentur Standard & Poor’s hat das Rating für die Einheit Greenland Holding Group nun um zwei Stellen auf „B-“ gekürzt und auf die „Watchlist“ für weitere mögliche Herabstufungen gesetzt. Die Gesellschaft hat in diesem Jahr noch Tilgungsverpflichtungen für heimische und offshore im Dollar begebene Anleihen, die sich über 2,1 Mrd. Dollar erstrecken. Im kommenden Jahr werden Bonds über 1,7 Mrd. Dollar fällig.

Dass Investoren Greenland bislang nicht als möglichen Wackelkandidaten auf dem Schirm hatten, liegt vor allem daran, dass die Gesellschaft über eine Reihe von staatlichen Kapitalgebern, darunter nicht zuletzt die Stadt- und Provinzregierung von Schanghai, verfügt. Greenland ist zwar keine staatskontrollierte Gesellschaft, hatte sich aber in den vergangenen Jahren einen Namen mit großangelegten gemischten Wohn- und Gewerbeimmobilienprojekten gemacht, die in enger Zusammenarbeit mit Lokalregierungen und Stadtplanungsbehörden konzipiert und umgesetzt wurden.

Die enge Kapitalverbindung zu staatlichen Trägern unterscheidet Greenland von den bekanntesten Sorgenkindern der Branche wie Evergrande, Sunac oder Kaisa, die mit spektakulären Defaults auf ihre Dollarbonds in die Schlagzeilen geraten sind und, wie im Falle von Evergrande, nur über aufwendige Um­schuldungsverfahren gerettet werden können. Bislang war man im Markt implizit davon ausgegangen, dass von chinesischen Bauträgern mit partieller staatlicher Deckung keine akuten Default-Gefahren ausgehen. Nun dürfte allerdings der Kreis potenzieller Wackelkandidaten erweitert werden. Bei Sino-Ocean Group Holding etwa, einem Bauträger mit engen Kapitalverbindungen zu staatlichen Trägern, fiel die Notierung eines bis 2025 laufenden Dollarbonds auf 72 Cent zum Dollar.

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