Rohstoffe

Ölpreis gibt weiter nach

Konjunktursorgen sowie Hinweise darauf, dass die Ölsanktionen gegen Russland kaum Wirkung entfalten, haben für einen deutlichen Rückgang des Ölpreises gesorgt.

Ölpreis gibt weiter nach

ku Frankfurt

Erhebliche Sorgen wegen der konjunkturellen Entwicklung in bedeutenden Regionen der Welt sowie erste Hinweise darauf, dass der G7-Preisdeckel sowie das EU-Importverbot für per Tanker transportiertes russisches Öl kaum Wirkung entfalten, haben für einen deutlichen Rückgang des Ölpreises gesorgt. Die Notierung der wichtigsten Rohölsorte Brent Crude sackte um 3,4% auf 79,29 Dollar je Barrel ab. Dies ist der niedrigste Stand seit Mitte Dezember. US-Leichtöl der Sorte WTI verbilligte sich um 3,9% auf 73,97 Dollar.

Allerorten mehren sich die Hinweise auf eine schwache Konjunkturentwicklung. So hat jetzt die chinesische Regierung die Exportgenehmigungen für Ölprodukte im Vergleich zum Vorjahr um 46% auf 18,99 Mill. Tonnen erhöht. Dies wird allgemein als ein Hinweis darauf interpretiert, dass die chinesische Regierung von einem relativ schwachen Konjunkturverlauf im chinesischen Inland ausgeht.

Zuvor hatte die Chefin des Internationalen Währungsfonds, Kristalina Georgiewa, gewarnt, für weite Teile der globalen Wirtschaft werde 2023 ein hartes Jahr, da die für das globale Wachstum wichtigsten Regionen China, USA und Europa eine schwächere Entwicklung durchliefen. Das neue Jahr werde härter als die vergangenen­ Jahre, warnte sie im US-Fernsehen.

Derweil gibt es Hinweise darauf, dass dem Weltmarkt durch den von den G7-Ländern beschlossenen Preisdeckel für russisches Öl sowie durch das Importverbot der EU für per Tanker transportiertes russisches Öl nur wenig Öl entzogen wird. Gemäß einer Schätzung von Bloomberg sind die russischen Exporte von Rohöl per Tankschiff in den vier Wochen per Ende Dezember lediglich um 117000 Barrel pro Tag (bpd) auf 2,615 Mill. bpd gesunken, obwohl die neuen Sanktionen am 5. Dezember in Kraft getreten sind. Dies macht gerade 4% der per Tanker­ transportierten russischen Ölmengen aus, unter Einbeziehung der per Pipeline exportierten Mengen ist der Anteil noch geringer. Zudem hat sich Russland eine eigene Flotte von Tankern zugelegt, die zumeist keine Positionsangaben senden und sich damit den Schätzungen der Marktbeobachter entziehen.

Aufgrund der milden Witterung und des wieder ansteigenden Füllgrads der europäischen Gasspeicher ist der Preis für Erdgas am Spotmarkt weiter gesunken. An der Intercontinental Exchange verbilligte sich der Monatskontrakt am Übergabepunkt TTF um 10% auf 64,85 Euro je Megawattstunde. Damit ist der Preis auf das Niveau unmittelbar vor Beginn des Ukraine-Kriegs gefallen. Händler verwiesen darauf, dass der Füllstand der europäischen Gasspeicher in den vergangenen Tagen um 1% auf 83,5% gestiegen sei. Zudem wird gemeldet, dass eine vergleichsweise große Zahl von Flüssiggastankern Kurs auf die europäischen Terminals genommen hat.