Dax

Ohne Korrekturen geht es nicht

Für einen neuen stabilen Trend ist die aktuelle Korrektur des Dax gut, da bei einer solchen Bewegung immer die schwachen Hände aus dem Markt getrieben werden.

Ohne Korrekturen geht es nicht

Von Christoph Geyer*)

Wenn bei der technischen Analyse die Rede davon ist, dass eine Korrekturbewegung unmittelbar bevorstehen muss, kommen unweigerlich die Fragen auf, warum dies denn so sei. Dabei ist es oft nicht bekannt, dass es verschiedene Formen der Korrektur gibt. So wird meist fälschlicherweise die Ansicht vertreten, dass eine Korrekturbewegung gleichbedeutend mit einem Crash ist. Dies ist selbstverständlich eine falsche Annahme. Es liegt auf der Hand, dass die Intensität einer Korrektur unter anderem von der zuvor gesehenen Stärke der Aufwärtsbewegung abhängt. Wie immer ist auch auf die aktuellen Rahmenbedingungen zu achten. Am Beispiel des Dax wird dieses „Muss zur Korrektur“ in diesen Tagen besonders deutlich.

Kaum jemand hat mit einem solch furiosen Jahresauftakt gerechnet. Zumal die Statistik deutlich gegen einen Anstieg in dieser Dimension in den ersten Wochen des Jahres gesprochen hat. Der Blick zurück auf den Anstieg von Ende September bis Ende November zeigt, dass dieser ebenso steil war, wie er nun zum Jahresauftakt 2023 zu beobachten war. Dieser Trend wies so gut wie keine Korrekturbewegung auf, was sich dann Mitte Dezember in einem kräftigen Rückgang von über 500 Punkten in nur zwei Tagen entlud.

Starke und schwache Hände

Die Bewegung, die der Dax in diesem Jahr vollzogen hat, ist zwar vom Steigungswinkel sehr ähnlich, weist aber eine Besonderheit auf. Bis auf einen Tag wurden nur grüne Kerzen generiert. Dies bedeutet, dass fast an jedem Tag der Eröffnungskurs unter dem Schlusskurs lag, im Tagesverlauf also tendenziell die Kurse immer nach oben gezogen wurden. Erst am 19. Januar kam dann die neuerliche Entladung des am Markt aufgebauten Drucks. Es ist nicht unüblich, dass eine solche Korrekturbewegung nur einen Tag andauert. André Kostolany, der Altmeister der Börse, sprach einmal von den starken und den schwachen Händen an den Märkten.

Das beschriebene Beispiel zeigt diese sehr gut. Schwache Hände sind die Marktteilnehmer, die einen kleinen Gewinn gemacht haben und aus Angst, diesen wieder zu verlieren, beim geringsten Anzeichen eines Rückgangs ihre Positionen wieder auflösen. Dies sind dann die beschriebenen Korrekturbewegungen, die einen stabilen Trend erst stabil werden lassen. Die starken Hände bleiben nämlich im Markt investiert und warten mit einem Ausstieg, bis sich eindeutige Signale ergeben, dass der übergeordnete Trend tatsächlich nicht mehr zu halten ist.

Wenn die schwachen Hände den Markt verlassen, stellt sich natürlich die Frage, wie viele solcher wankelmütiger Anleger gerade im Markt investiert sind, wie viel diese investiert haben und ob sie an wenigen Tagen oder gar an einem Tag „abzuschütteln“ sind.

Manchmal, wenn nur unwesentliches Kapital investiert wurde, genügt zum Ausstieg ein Trendbruch, der aber nur in einer Seitwärtsbewegung endet. Dies ist dann ein Zeichen dafür, dass die schwachen Hände nur mit geringem Kapital investiert waren und nun aussteigen. Dieser Ausstieg führt aber nicht zu einem nennenswerten Kursrückgang, sondern nur zu einem Bremsen der Aufwärtsbewegung. Am Rande soll erwähnt sein, dass der Dax, wäre er mit diesem Steigungswinkel weiter nach oben gelaufen, im März bei über 18000 Punkten gestanden hätte, eine Erwartungshaltung, die realistisch wohl kaum erfüllt werden wird.

Umsätze nicht deutlich höher

Wie muss also der aktuelle Trendbruch beim Dax unter diesem Aspekt bewertet werden? Es fällt auf, dass die Umsätze in der Anstiegsphase nicht signifikant nach oben gegangen sind, was bei einem nachhaltigen Aufwärtstrend zu erwarten wäre. Entsprechend darf es auch nicht überraschen, dass beim Trendbruch kein nennenswerter Anstieg dieses wichtigen Marktbreitebarometers zu beobachten war.

Dies lässt darauf schließen, dass nicht besonders viele zittrige Hände (auch ein Begriff, den Kostolany geprägt hat) im Markt sind. Entsprechend muss nun darauf geachtet werden, ob die Breite der Marktteilnehmer, also die starken Hände, nun eine nachhaltige Trendwende sehen.

Betrachtet man die Indikatoren (mit diesen wird versucht, das Verhalten der Marktteilnehmer einzuordnen), muss man feststellen, dass sie entweder vor Verkaufssignalen stehen oder solche bereits generiert haben. Auch eine Divergenz, die ein wichtiges Warnsignal darstellt, wurde im Fall des MACD-Indikators generiert.

Für einen neuen stabilen Trend ist eine solche Korrekturbewegung aus den oben beschriebenen Gründen gut, da immer die schwachen Hände aus dem Markt getrieben werden und somit keine unnötigen, nachhaltigen Kursverluste mehr generieren können.

Unterstützung bei 14500

Die Topnotierungen von Ende November liegen auf dem gleichen Niveau wie die aktuelle 21-Tage-Durchschnittslinie. Sollte sich die Marktkorrektur also noch ausweiten, würde der Bereich um 14500 Punkte eine gute Unterstützung bieten, auch wenn die Durchschnittslinie beim Erreichen dieser Marke natürlich weitergelaufen ist. Die saisonale Lage wird sich ohnehin erst Ende März verbessern, weshalb zunächst nicht zu viel erwartet werden sollte.

*) Christoph Geyer ist freier technischer Analyst der VTAD e.V.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.