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Qualitätsunternehmen bieten Inflationsschutz

Zyklische Aktien machen bestenfalls kurzfristig Sinn. Besser ist eine Investition in Qualitätsunternehmen, die tatsächlich von der Inflation profitieren können.

Qualitätsunternehmen bieten Inflationsschutz

Im zurückliegenden Jahr haben Länder in aller Welt enorme Mengen an Soforthilfen in ihre Wirtschaft gepumpt, um den Auswirkungen der Covid-19-Pandemie entgegenzuwirken. Allerdings hat nur ein Bruchteil der Konjunkturmaßnahmen die Realwirtschaft erreicht. Der US-Notenbank Fed zufolge haben die meisten Haushalte das Geld auf die hohe Kante gelegt – nur etwa 25% der Corona-Direkthilfen wurden bislang ausgegeben. J.P. Morgan berichtet, dass lediglich die amerikanischen Haushalte im untersten Einkommensquartil die Finanzhilfen tatsächlich für ihre täglichen Bedürfnisse eingesetzt haben. Sollten diese umfassenden angesparten Mittel plötzlich wieder in die Wirtschaft fließen, droht eine Beschleunigung der Inflationsrate, verstärkt durch Lieferkettenengpässe und steigende Rohstoffpreise.

Um sich gegen die Inflation zu schützen, versuchen viele Anleger, ihre Portfolios mit zyklischen Aktien wie Finanz-, Industrie- und Rohstoffwerten abzusichern. Unserer Auffassung nach sollten die Anleger stattdessen lieber auf Qualitätsaktien setzen.

Zykliker kurzfristig sinnvoll

Kurzfristig mögen zyklische Titel Sinn machen. So erzielen beispielsweise Banken Gewinne, wenn sie Mittel zu höheren Zinsen verleihen, und Energieunternehmen, wenn die Ölpreise steigen. Auf lange Sicht ist jedoch das reale, nicht aber das nominale Ertragswachstum für die Wertsteigerung einer Aktie entscheidend. Lassen Sie uns zunächst die Banken betrachten. Sie profitieren von einer positiven Entwicklung ihrer Kunden. Wir räumen ein, dass Banken der Spread zwischen lang- und kurzfristigen Zinssätzen zugutekommen könnte, wenn die Fed im Kampf gegen die Inflation die Leitzinsen anhebt. Langfristig ist eine solche Dynamik jedoch nicht haltbar. In einem Szenario mit höherer Inflation wird es den Kunden schwerfallen, ihre Schulden zu tilgen, und die Zahl der notleidenden Kredite steigt. Darüber hinaus entstehen Banken höhere Betriebskosten in Form höherer Löhne und höherer Abschreibungen bei der Modernisierung ihrer In­frastruktur. Dazu kommt, dass Banken standardisierte Produkte anbieten, bei denen beispielsweise kaum Unterschiede zwischen einer Hypothek von Bank A und von Bank B bestehen. Hierbei wählen die Kunden letztlich das Produkt mit den niedrigsten Zinsen.

Energieunternehmen florieren, wenn die Nachfrage nach Öl parallel zum globalen BIP steigt und die Preise im Einklang mit der Erschwinglichkeit anziehen. Wie in unserem obigen Beispiel aus dem Bankensektor profitieren Energieunternehmen unter Umständen kurzfristig von dem mit der Inflation einhergehenden Anstieg der Ölpreise. Langfristig geraten sie jedoch in ein Terrain, in dem die Preise nominal steigen, das Volumenwachstum aber gedämpft ist. Darüber hinaus ist die Energiebranche kapitalintensiv. Während Geschäftsleitungen zur Beschönigung der Ergebnisse Instand­haltungsinvestitionen hinauszögern können, sind bei einem Anstieg der Inflation früher oder später Reinvestitionen in das Unternehmen erforderlich, was zu höheren Abschreibungen und zu Margendruck führt.

Zyklische Werte machen also bestenfalls nur kurzfristig Sinn. Besser ist eine Investition in Qualitätsunternehmen, die tatsächlich von der Inflation profitieren können, d. h. Unternehmen, die mindestens eines der folgenden Merkmale aufweisen: erstens ein einzigartiges Produkt oder eine einzigartige Dienstleistung, von dem der Kunde abhängig ist oder für die der Wechsel zu einer günstigen Variante nicht möglich ist, zweitens inflationsgebundene Erlöse und drittens Preissetzungsmacht durch Größe und Marktführerschaft.

Kontrolliertes Angebot

Überträgt man dies auf die Realwirtschaft, so könnte dies wie folgt aussehen: Ferrari ist eine Premiummarke, bei der der Einstiegspreis für das kostengünstigste Modell bei 200000 US-Dollar liegt. Dabei verfügt Ferrari über ein Geschäftsmodell mit einem kontrollierten Angebot. Pro Jahr werden weniger als 15000 Fahrzeuge produziert, die Warteliste beträgt 12 bis 18 Monate. Ferrari hat im Zeitverlauf seine Preise für neue Fahrzeuge erfolgreich im mittleren einstelligen Bereich erhöht und den Wert seiner Fahrzeuge auf dem Sekundärmarkt geschützt.

Mastercard ist ein Titel mit einer guten Balance von Volumenwachstum und Preissetzungsmacht. Bargeld verliert seinen Wert schneller bei einer hohen Inflation, und ein solches Szenario wird die Umstellung von Bargeld auf Kartenzahlungen weiter beschleunigen. Mastercard berechnet eine prozentuale Gebühr für jede Transaktion, so dass die Erlöse automatisch an die Inflation gekoppelt sind. Da dem Zahlungsdienstleister hauptsächlich Fixkosten anfallen, verbessert sich durch die Inflation zudem die operative Leverage. Asian Paints ist das größte indische Unternehmen für Anstrichmittel mit einem Marktanteil von rund 40% und ist mehr als dreimal so groß wie der nächstgrößte Wettbewerber. Trotz der turbulenten Entwicklung der indischen Politik und Wirtschaft in den vergangenen knapp 80 Jahren hat Asian Paints nicht nur der Volatilität getrotzt, sondern sich zu einem florierenden Unternehmen mit einem Marktwert von 38 Mrd. US-Dollar und einem Umsatz von über 3 Mrd. US-Dollar entwickelt. Asian Paints betreibt ein exklusives Netzwerk externer Vertriebsunternehmen und kann dadurch die Preise im Einzelhandel beeinflussen. Wandfarbe ist ein schweres Produkt mit hohem Wassergehalt, weshalb der Transport über lange Strecken unwirtschaftlich ist. Dies bietet Schutz gegenüber Importen. Ferner genießt Asian Paints eine hohe Markenbekanntheit in der Fachwelt. Selbst in Indien, einem Land mit relativ geringen Arbeitskosten, macht Farbe weniger als 30% der Gesamtkosten eines Malerauftrags aus. Für Fachleute zählt die Qualität mehr als der Preis. Sie ermöglicht eine höhere Produktivität und sorgt für eine gute Verarbeitung, wodurch sich die Notwendigkeit eines weiteren Anstrichs verringert und die Kundenzufriedenheit verbessert wird.

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