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TecDax an der kürzeren (Dax-40-)Leine

Der TecDax ist auf den ersten Blick von dem im September 2021 anstehenden Indexreformschritt weniger betroffen als andere wichtige deutsche Aktienindizes, da es nicht zu einer Veränderung der Anzahl der Titel im Index (es bleibt bei 30 Werten)...

TecDax an der kürzeren (Dax-40-)Leine

Von Achim Matzke*)

Der TecDax ist auf den ersten Blick von dem im September 2021 anstehenden Indexreformschritt weniger betroffen als andere wichtige deutsche Aktienindizes, da es nicht zu einer Veränderung der Anzahl der Titel im Index (es bleibt bei 30 Werten) kommt. Zwar greifen viele der bereits eingeführten Regeln auch für den TecDax, jedoch sollte im September die Ausweitung des Dax von 30 auf 40 und die Reduzierung des MDax von 60 auf 50 Titel im Fokus stehen. Als Konsequenz wird gleichzeitig der Gewichtsanteil der Dax-40-Titel, die im TecDax enthalten sind, deutlich ansteigen, sodass es nicht überraschen sollte, wenn die Korrelation vom TecDax zum Dax 40 um einiges höher sein wird als die aktuelle Korrelation vom TecDax zum Dax 30. Demgegenüber sollte die Korrelation vom TecDax gegenüber dem neuen MDax 50 eher fallen. Trotz dieser veränderten Lage sollte der TecDax aber seine langfristige relative Stärke im deutschen Indexvergleich fortsetzen, wobei sich der Index zurzeit auf dem Weg zum technischen Etappenziel von 3750 für 2021 befindet.

Folgen der Indexreform

Der TecDax, in dem die nach Free-Float-Marktkapitalisierung größten (und noch liquidesten) deutschen Technologietitel aus den Bereichen (Hoch-)Technologie, Halbleiter, Internet, Bio- und Medizintechnik, Telekommunikation und erneuerbare Energien zusammengefasst sind, ist in der Indexreform im Jahr 2018 auch für die Dax-Titel geöffnet worden. Von den ehemals vier Dax-30-Titeln sind jetzt noch drei Werte (SAP, Deutsche Telekom und Infineon) im TecDax. Der TecDax hat eine Kappungsgrenze von 10,0%, die jeweils zur Quartalsanpassung des Index zur Anwendung kommt. Als Konsequenz haben diese drei Dax-30-Titel zurzeit einen Anteil von ca. 30% im TecDax.

Auf Basis der aktuellen Daten haben die TecDax-Werte Siemens Healthineers und Sartorius Vz. eine sehr gute Chance, der Dax-40-Startzusammensetzung anzugehören. In dem Fall wären dann fünf Titel sowohl im TecDax als auch im Dax40, wobei diese fünf Titel im TecDax einen Indexanteil von ca. 49,3% auf sich vereinen würden. Sollte es auch Qiagen, die noch im Rennen um den letzten Platz bei der Dax-40-Startzusammensetzung ist, noch in den Index schaffen, so würde der Indexanteil der sechs Titel dann im TecDax auf ca. 56,5% steigen. Zurzeit befinden sich 18 TecDax-Titel auch im MDax 60. Diese haben im TecDax zusammen einen Anteil von ca. 61,6%. Im September 2021 sollte auch der TecDax von der umfangreichen IPO-Saison in diesem Jahr profitieren. Hierbei sollte z.B. Vantage Towers sowohl in den TecDax als auch in den neuen MDax 50 aufsteigen. Als Konsequenz würden dann 17 Titel (oder 16 Titel, wenn Qiagen es noch in den Dax 40 schafft) sowohl dem neuen MDax 50 als auch dem TecDax angehören. Diese 16 (bzw. 15) Titel sollten dann im TecDax einen Anteil von ca. 44,2% (ca. 36,9%) aufweisen. Als Konsequenz der Indexreform sollte die Repräsentanz und die TecDax-Beeinflussung von den Dax-40-Titeln aber (deutlich) höher sein als die Repräsentanz und die TecDax-Beeinflussung durch die MDax-50-Titel.

Weiterhin im Hausse-Zyklus

An den deutschen Aktienmärkten läuft seit dem Jahr 2009 ein technischer Hausse-Zyklus. Vergleicht man dabei die Performance von Dax, MDax, SDax und TecDax, zeigt sich, dass der TecDax diesen Hausse-Zyklus (seit dem jeweiligen Kurstief im März 2009) mit der besten Performance (+815,4% im TecDax; +751,7% im MDax 60; +669,1% im SDax 70 und +340,6% im Dax) anführt. Während Dax, MDax und SDax alle neue Allzeithochs erreicht haben, liegt im TecDax aktuell „nur“ ein Mehrjahreshoch vor, da der Vorläuferindex (Nemax 50) im Boom zur Jahrtausendwende seine Allzeithochs (März 2000) bei 9694 gesetzt hat. Insgesamt ist der TecDax – innerhalb dieser Hausse-Bewegung – seit dem zweiten Halbjahr 2018 in einen Aufwärtstrendkanal hineingelaufen, wobei die untere Aufwärtstrendkanallinie jetzt bei 3000 liegt und auf die aktuelle technische Lage nur einen geringen Einfluss hat. Abgesehen von dem Kurseinbruch rund um die Corona-Baisse (Februar/März 2020), der in den Wochen danach direkt wieder aufgeholt wurde, hat sich innerhalb dieses dreijährigen Hausse-Kanals – leicht oberhalb der steigenden 200-Tage-Linie – ein Wechselspiel aus neuen Kaufsignalen, kurzfristigen Aufwärtstrends und trendbestätigenden Konsolidierungen er­geben. In den letzten Wochen kommt zusätzlich eine leichte Beschleunigung des mittelfristigen Aufwärtsmomentums dazu, sodass der TecDax seit Mai 2021 auch eine kurzfristige relative Stärke im Indexvergleich eingenommen hat.

Neues Kaufsignal

Zuletzt ist der TecDax mit einem neuen Kaufsignal aus der trendbestätigenden Konsolidierung (Dreiecksformation um 3400) herausgelaufen und befindet sich damit auf dem Weg zu dem alten (stammt aus dem November 2020) technischen Etappenziel von 3750 für das Jahr 2021. Da sich z.B. die (TecDax-)Marktbreite, also die isolierte technische Lage der einzelnen Indexmitglieder in den letzten Wochen etwas verschlechtert hat, fehlen zurzeit gute technische Argumente, dieses technische Etappenziel mit Blick auf das zweite Halbjahr aktuell zu verändern.

*) Achim Matzke ist bei der Commerzbank im Bereich Technische Analyse & Index Research tätig.