Rohstoffe

Ukraine dreht Ölhahn zu

Die Unterbrechung des Transports russischen Erdöls über den südlichen Zweig der Druschba-Pipeline hat für einen deutlichen Anstieg des Ölpreises gesorgt.

Ukraine dreht Ölhahn zu

ku Frankfurt

Der Preis der wichtigsten Rohölsorte Brent Crude hat am Dienstag deutlich darauf reagiert, dass die Ukraine den südlichen Zweig der Druschba-Ölpipeline von Russland über Weißrussland nach Ungarn, in die Tschechische Republik, die Slowakei und nach Kroatien unterbrochen hat. Die Notierung, die am Morgen noch unterhalb von 95 Dollar gelegen hatte, kletterte in der Spitze auf 98,40 Dollar. Dies war ein Anstieg von mehr als 2%. Später kam es zu einer gewissen Beruhigung, und am Abend wurde die Sorte zu 97,58 Dollar gehandelt, ein Anstieg von nur noch 0,9%. US-Leichtöl der Sorte West Texas Intermediate verzeichnete am Abend ein Plus von 1,2% auf 91,80 Dollar.

Für den kräftigen Anstieg hat die Unterbrechung der Öllieferungen gesorgt. Wie die russische Nachrichtenagentur RIA Novosti unter Berufung auf den russischen Pipelinebetreiber Transneft meldete, hat der ukrainische Netzbetreiber Ukrtransnafta bereits am 4. August die Weiterleitung über die südliche Route eingestellt. Über den nördlichen Zweig wird nach wie vor Rohöl durch die Ukraine transportiert. Als Grund für die Unterbrechung wird Zahlungsunfähigkeit der russischen Seite angegeben. Wie Transneft meldet, sei eine Zahlung an Ukrtransnafta zurückgebucht worden. Die Gazprombank, die den Zahlungsverkehr abwickelt, habe mitgeteilt, dass die Zahlung aufgrund des siebten Sanktionspaketes der Europäischen Union zurücküberwiesen worden sei. Die ukrainische Seite habe dann aufgrund der ausbleibenden Bezahlung den Transport eingestellt. Von der Unterbrechung betroffen ist Ungarn, das sich im Zusammenhang mit den EU-Sanktionspaketen eigentlich für das per Pipeline angelieferte russische Öl Ausnahmegenehmigungen hat einräumen lassen. Ebenfalls abgeschnitten sind die Tschechische Republik, die Slowakei sowie Kroatien.

Der Ölpreis reagiert momentan deutlich auf jeden sanktionsbedingten Ausfall russischer Öllieferungen. Dafür, dass sich die Reaktion aber noch in gewissen Grenzen hielt, hat gesorgt, dass der slowakische Raffineriebetreiber Slovnaft mitteilte, er könne den Betrieb mit Hilfe von Reserven vorerst aufrechterhalten. Zudem habe der Slovnaft-Eigentümer, die ungarische Mol, mit der ukrainischen und der russischen Seite Verhandlungen aufgenommen, um neue Wege für die Zahlungen zu finden. Slovnaft betonte, die Lieferungen könnten in wenigen Tagen wieder aufgenommen werden.

Relative Entspannung herrscht derweil am Spotmarkt für europäisches Erdgas. Der Monatskontrakt wurde zu 190,30 Euro je Megawattstunde gehandelt. Kürzlich war er noch deutlich über 200 Euro geklettert.

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