EZB-Geldpolitik

Analysten heben Zinsprognosen an

Eine mögliche Verschärfung der Energiekrise und die jüngsten Äußerungen vieler Euro-Notenbanker veranlassen Analysten, ihre Prognosen anzuheben – teilweise sogar drastisch.

Analysten heben Zinsprognosen an

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Jüngste Äußerungen zahlreicher Euro-Notenbanker und eine mögliche Verschärfung der Energiekrise veranlassen Analysten, ihre Zinsprognosen anzuheben. Die Experten der Deutschen Bank erwarten nun, dass die Europäische Zentralbank (EZB) die Leitzinsen in drei aufeinanderfolgenden Schritten um jeweils einen halben Prozentpunkt erhöhen und in der ersten Jahreshälfte 2023 in langsamerem Tempo weitermachen wird. Auch die Analysten der Bank of America rechnen mit weiteren Zinserhöhungen bis Mitte 2023. Die Fachleute der Ratingagentur S&P Global stellen sich auf Zinserhöhungen von in Summe 3 Prozentpunkten bis Frühjahr 2024 ein, sollte Russland Gaslieferungen nach Europa stoppen.

Auslöser ist, dass die Euro-Hüter quasi einhellig für weitere Zinserhöhungen gegen die viel zu hohe Inflation plädieren. Eine zweite Zinserhöhung nächste Woche Donnerstag gilt deshalb als ausgemachte Sache. Über die Größenordnung ist eine intensive Debatte im Gange.

Am Geldmarkt haben die Wetten auf eine Zinserhöhung um 75 Basispunkte zugenommen. Die EZB-Beobachter der Deutschen Bank und der Bank of America gehen nach wie vor von einem halben Prozentpunkt aus. Die Analysten der Deutschen Bank erwarten, dass es bis einschließlich Dezember in diesem Takt weitergeht. Das würde den Einlagensatz für Banken, der nach Abschaffung des Negativzinses bei 0% liegt, bis Ende 2022 auf 1,5% hieven. Danach werde der EZB-Rat zu langsameren Zinserhöhungen übergehen, um Mitte 2023 bei 2,5% zum Abschluss zu kommen – „höher und früher als bislang erwartet“, heißt es bei der Deutschen Bank

Die Analysten der Bank of America haben für das erste Halbjahr 2023 neuerdings ebenfalls drei kleine Zinsschritte auf dem Zettel. Sie sind insgesamt eine Spur verhaltener und prognostizieren, dass bei einem Einlagensatz von 2% Mitte 2023 der Schlusspunkt erreicht sein wird. Die EZB-Beobachter der Commerzbank ließen zu Wochenbeginn durchblicken: „Das Risiko, dass sich die von uns prognostizierten Zinserhöhungen (50 Basispunkte im September, 25 Basispunkte im Oktober und Dezember) als zu niedrig erweisen könnten, ist deutlich gestiegen.“

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