22. Retail-Bankentag der Börsen-Zeitung Vorbehalte und Herausforderungen

Finanzindustrie fordert mehr Mut zu Wertpapieren

Deutsche zu mehr Wertpapiersparen zu ermutigen, wird nicht einfach. Laut Sparkassenpräsident Ulrich Reuter und Bankenverband-Chefs Heiner Herkenhoff bedarf es deutlicher Anstrengungen.

Finanzindustrie fordert mehr Mut zu Wertpapieren

Finanzindustrie fordert mehr Mut zu Wertpapieren

DSGV-Präsident Reuter sieht Fortschritte – BdB-Chef Herkenhoff beklagt Misstrauen

fir Frankfurt
Schwerpunkt Seite 7

Spitzenvertreter der deutschen Finanzindustrie haben sich auf dem 22. Retail-Bankentag der Börsen-Zeitung für einen Ausbau der kapitalmarktbasierten Altersvorsorge starkgemacht. Hier seien noch vertrauensbildende Maßnahmen, Beratung und eine bessere Finanzbildung vonnöten, um zu verdeutlichen, dass es sich auszahle und sicher sei, in Wertpapiere zu investieren, betonten Ulrich Reuter, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), und Heiner Herkenhoff, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB), in ihren Reden am Dienstag in Frankfurt.

Verunsicherung über Altersvorsorge

Reuter konstatierte zwar Fortschritte. So zeugten die Absatzzahlen im Wertpapiergeschäft davon, dass sich Sparkassen-Kunden mittlerweile mehr mit festverzinslichen Wertpapieren anfreundeten, hob der DSGV-Präsident positiv hervor. Doch sei generell eine erhebliche Unsicherheit der Menschen in puncto Altersvorsorge und finanzielle Vorsorge spürbar. „Wir sehen noch keine breite Bereitschaft in der Bevölkerung, besser in die eigene Vermögens- und Altersvorsorge zu investieren“, befand er.

Ulrich Reuter, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV). Quelle: dpa

Knapp 20 Prozent Wertpapierquote in der EU

Diesen Eindruck bekräftigte Herkenhoff in seinem Vortrag. Auch wenn während der Corona-Pandemie das Interesse an Kapitalmarktprodukten zugenommen und die Zahl jener gewachsen sei, die in Aktien oder Fondsanteile investiert sind, so machten sie dennoch weniger als ein Fünftel der Bevölkerung aus. Damit hebe sich Deutschland allerdings nicht vom Rest der EU ab, wo die Wertpapierquote unter 18% liege.

Misstrauen gegenüber Kapitalmarkt

Bei vielen Kunden und in der Gesellschaft insgesamt herrsche hierzulande ein latentes Misstrauen gegenüber dem Kapitalmarkt vor. „Dieses Misstrauen ist ein ungesundes Misstrauen“, stellte Herkenhoff fest, schließlich seien ohne Kapitalmarktunterstützung viele Herausforderungen, darunter die grüne Transformation, nicht zu stemmen. „Vor allem wird es ohne die Hilfe des Kapitalmarktes in vielen Fällen kaum gelingen, ein ausreichendes Einkommen im Alter zu sichern“, mahnte er. Auch das aktuell selbst in der Bundesregierung umstrittene Rentenpaket II, mit dem sie das Rentenniveau stabilisieren will, werde nicht reichen, die Versorgungslücke zu schließen.

Hoffen auf Kapitalmarktunion

Hoffnung gäben ihm die in jüngster Zeit belebten Gespräche über die Kapitalmarktunion, deren Etablierung den Kunden zugutekäme und die Attraktivität eines Engagements am Kapitalmarkt erhöhe. So wie DSGV-Chef Reuter betonte Herkenhoff zudem die Bedeutung guter Beratungsleistungen, um den Kunden Wege zu einer kapitalmarktgestützten Altersvorsorge aufzuzeigen, und von mehr finanzieller Bildung, um „Berührungsängste“ abzubauen.

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