Microsoft

Es geht um mehr als Marktanteile

Der Softwarekonzern Microsoft wird mit Azure nie die Marktanteile erreichen, die Windows erlangen konnte. Das bedeutet indes nicht, dass die Marktmacht in der Cloud unterschätzt werden darf. Azure ist heute schon einflussreicher, als es Windows jemals sein konnte.

Es geht um mehr als Marktanteile

Windows war gestern. Das größte Geschäftsfeld bei Microsoft nach Umsatz und Gewinn ist die Intelligent Cloud. Aus einem Quartalserlös von 21,5 Mrd. Dollar wurden in der Sparte im zweiten Quartal per Ende Dezember knapp 8,9 Mrd. Dollar operativer Gewinn destilliert. Während Microsoft Azure als Rückgrat der globalen Cloud-Vernetzung unzähliger Unternehmen den Umsatz währungsbereinigt um 38 % gesteigert hat, stürzten die Windows-Erlöse prozentual zweistellig ab.

Eine Situation, die Microsoft-Aktionäre vor einer Dekade noch in Panik versetzt hätte, dürfte diese mittlerweile kaltlassen. Für 3,3 Mrd. Dollar operativen Gewinn steht die Sparte More Personal Computing im jüngsten Quartalsbericht. Diese schließt neben Windows auch die Spielekonsole Xbox ein, die sich im Weihnachtsgeschäft üblicherweise besonders gut verkauft. Der US-Konzern hat das Betriebssystem in den Bereich der Randgeschäfte abgeschoben. Die alte Cash-Cow gibt kaum noch Milch. Dafür verdient Microsoft in der Cloud besser denn je – allein in den Monaten Juli bis Dezember gut 17 Mrd. Dollar.

Kurz nach der Zahlenvorlage hat eine globale Störung zahlreicher Online-Dienste von Microsoft – darunter Teams und Outlook – indes einen Einblick in eine noch stärker vernetzte Zukunft geboten. Der Blick durch dieses Fenster war durchaus besorgniserregend. Denn mit dem Bedeutungsschwund von Windows wird die Bedeutung von Microsoft nicht schwinden. Der Cloud-Infrastrukturdienst Azure kommt auf einen Weltmarktanteil von knapp 22 %. Verglichen mit den über 95 %, die Windows lange im PC-Markt hielt, scheint das wenig. Die Amazon-Tochter AWS kommt als Nummer 1 laut Synergy Research Group sogar auf knapp 34 %. Hier zeigt sich allerdings die Verwundbarkeit der Welt in der Cloud. Marktanteile allein sind nicht der wesentliche Indikator für die potenziellen Schäden, die ein Anbieter im Markt anrichten kann. Betrafen Probleme mit einer Windows-Netzwerkinstallation früher vielleicht die Server eines Konzerns und damit schlimmstenfalls Hunderttausende, sind es bei großflächigen Ausfällen in der Cloud gleich Hunderte Millionen Menschen und unzählige Firmen rund um den Globus.

Auch vor diesem Hintergrund sind Sparmaßnahmen von Microsoft kritischer zu sehen als etwa bei Facebook. Hier sollten die Regulierungsbehörden genauer hinschauen. Mit der Service-Qualität von Microsoft steht und fällt nicht nur der Erfolg des Konzerns aus Redmond selbst – Zigtausende Unternehmen verlassen sich tagtäglich auf die dort bereitgestellte Infrastruktur.

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