Umfrage

KfW: Unternehmen hinken beim Klimaschutz hinterher

120 Mrd. Euro müssten die deutschen Unternehmen in den Klimaschutz investieren, um das Ziel der Klimaneutralität bis 2045 zu erreichen. Derzeit sind es gerade einmal halb so viel, zeigt das neue KfW-Klimabarometer.

KfW: Unternehmen hinken beim Klimaschutz hinterher

ba Frankfurt

Die deutschen Unternehmen investieren zwar bereits einiges in den Klimaschutz, damit Deutschland sein Ziel der Klimaneutralität bis 2045 zu erreichen, müsste aber viel mehr geschehen. Zu diesem Ergebnis kommt die KfW in ihrem Klimabarometer. Laut der Umfrage investierten die rund 11.000 Unternehmen aller Größenklassen im Jahr 2021 etwa 55 Mrd. Euro in Klimaschutzprojekte in Deutschland. Sie müssten aber doppelt so viel tun, mahnte KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib bei der Vorstellung des KfW-Klimabarometers, mit der die staatliche Förderbank die „erste und bislang einzige repräsentative Datenbasis für das Investitionsverhalten aller deutschen Unternehmen – vom Kleinstunternehmen bis zum Großunternehmen – auf dem Weg zur Klimaneutralität“ erhoben hat.

Jeder achte Euro für die Energiewende

2021 ging etwa jeder achte Euro aller Investitionen des deutschen Unternehmenssektors von 433 Mrd. Euro in Energiewendevorhaben. Dabei habe fast jedes vierte Unternehmen in den Klimaschutz investiert oder plane dies noch bis Ende 2022 zu tun. Dies seien „beeindruckende Summen und ein guter Anfang“, doch seien bis 2045 klimafreundliche Investitionen von durchschnittlich rund 190 Mrd. Euro, also 5 Bill. Euro insgesamt nötig, betonte Köhler-Geib. Davon entfielen 120 Mrd. Euro auf die privaten Unternehmen, 50 Mrd. Euch auf private Haushalte – insbesondere im Gebäudebereich und auch Mobilität – sowie 20 Mrd. Euro, die die Öffentliche Hand stemmen müsse.

Energiekosten im Vordergrund

Hauptbeweggrund für die Unternehmen in den Klimaschutz zu investieren ist vor allem die Senkung der Energiekosten – dies war bei fast zwei Drittel der Unternehmen ein Grund, gefolgt vom Wunsch nach einem eigenen Beitrag (44%). „Wir haben es auch mit gesetzestreuen Unternehmen zu tun“, kommentierte die KfW-Chefvolkswirtin die Motivation von 43%, mit den Investitionen die gesetzlichen Vorgaben einzuhalten. Am häufigste wird in Mobilität (47%), die Energieeffizienz bestehender Gebäude (32%) oder die Erzeugung/Speicherung erneuerbarer Energien (27%) investiert.

Die aktuelle Energiekrise hat Köhler-Geib zufolge zwei entgegensetzte Effekte auf die Investitionsneigung: Einerseits würden die hohen Energiepreise größere Anreize für einen Umstieg auf erneuerbare Energien und eine Verbesserung der Energieeffizienz setzen. Andererseits führe die extreme Unsicherheit über die wirtschaftlichen Folgen der Energiekrise dazu, dass Investitionspläne im laufenden Jahr vielfach zurückgestellt oder aufgegeben würden. „Auch Klimaschutzinvestitionen dürften davon betroffen sein.“ Während in normalen Jahren etwa 40 Mrd. geplanter Investitionen nicht realisiert würden, seien es aktuell 60 Mrd. Euro, erklärte Köhler-Geib.

Bürokratie hemmt

Als größte Investitionshindernisse benennt die KfW-Chefvolkswirtin eine zu ungewisse Wirtschaftlichkeit (48%), zu lange Amortisationszeiten (42%), oder fehlende finanzielle Ressourcen (39%). Finanziert werden die Maßnahmen überwiegend mit eigenen Mitteln, wobei kleinere Unternehmen mehr auf Kredite und Fördermittel zurückgreifen. Sowohl bei der Anzahl der getroffenen Maßnahmen als auch der Investitionshöhe haben die größeren Mittelständler und Großunternehmen die Nase vorne. In den kommenden drei bis fünf Jahren will ein Drittel der befragten Firmen mehr in den Klimaschutz investieren. Dabei wünschen sich die Unternehmen von der Politik vor allem einfachere Planungs- und Genehmigungsverfahren (74%), mehr Fördermittel (60%) sowie Planungssicherheit beim CO2-Preis (56%).

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.