Biopharmazulieferer

Sartorius erfreut mit Mittelfrist­prognose

Sartorius wird 2023 im Auftragseingang noch den Abbau erhöhter Lagerbestände bei Kunden spüren. Markttrends sind aber intakt, der Konzern nennt ein höheres Erlösziel bis 2025. Anleger sind erfreut.

Sartorius erfreut mit Mittelfrist­prognose

ste Hamburg

Beim Biopharmazulieferer und Laborausrüster Sartorius flaut die Sonderkonjunktur in Verbindung mit der Corona-Pandemie in diesem Jahr weiter ab. Während 2023 in Anbetracht einer Nachfragenormalisierung und des Rückgangs im pandemiebezogenen Geschäft ein gedrosseltes Erlöswachstum im unteren einstelligen Prozentbereich erwartet wird, hebt der Dax-Konzern aus Göttingen sein Umsatzziel für 2025 an. Grund sind Preisanpassungen infolge der gestiegenen Inflation. Anleger applaudierten: Die Sartorius-Vorzüge, 2022 um rund 37% abgerutscht, legten am Donnerstag nach Veröffentlichung vorläufiger Zahlen zum Geschäftsjahr 2022 und der Prognosen durch das Unternehmen in der Spitze um 8,3% auf 441,50 Euro zu und lagen damit an der Spitze im Dax.

Vorstandschef Joachim Kreuzburg verwies anlässlich der Jahrespressekonferenz mit Blick auf Auftragseingang und Umsatzentwicklung darauf, dass Kunden große Lagerbestände, die nach Pandemiebeginn im Jahr 2020 aufgebaut worden seien, weiter verringerten. Dieser indirekte Effekt im Zusammenhang mit der Coronakrise werde voraussichtlich vor allem im ersten Halbjahr 2023 noch andauern. „Im Moment ist der Auftragseingang noch ein Stück weit Nachhall der Vergangenheit“, erklärte der Sartorius-CEO im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Im zweiten Halbjahr könne sich der Auftragseingang, der typischerweise ein Indikator für die Zukunft sei, wieder auf „die eher bekannten Größenordnungen und Trends einschwingen“.

Nach zwei pandemiebedingt sehr starken Vorjahren fiel der Auftragseingang von Sartorius 2022 wechselkursbereinigt um 10,1% und nominal um 6,1% auf rund 4 Mrd. Euro. Ohne Berücksichtigung des coronabezogenen Geschäfts wäre der Auftragseingang leicht gewachsen, so der Konzern. Die Entwicklung der Vorjahre war vor allem in der Hauptsparte Bioprocess Solutions (BPS) durch eine hohe Nachfrage von Coronavirus-Impfstoffherstellern sowie verändertes Bestellverhalten von Kunden begünstigt worden, die Aufträge größer dimensioniert und weiter im Voraus als üblich erteilten.

Ein Berenberg-Analyst, der die Sartorius-Aktie bei einem Kursziel von 493 Euro zum Kauf empfiehlt, meinte, der Rückgang des Ordereingangs im vierten Quartal auf 886 Mill. Euro verdiene keine besondere Fokussierung, auch weil es sich um keine normalisierte Zahl handele. Er verwies auf Aussagen des Sartorius-Managements, die eine Rückkehr zu höheren Niveaus ab dem dritten Quartal 2023 in Aussicht stellten.

Markttrends „voll intakt“

Sämtliche Markttrends seien „voll intakt“, betonte Konzernchef Kreuzburg. Deshalb bestätige man die grundsätzliche Wachstumsplanung, passe aber vor dem Hintergrund der Inflation und damit einhergehender Preisanpassungen die mittelfristige Umsatzplanung rechnerisch an. Für 2025 erwartet Sartorius nun einen Umsatz von etwa 5,5 Mrd. Euro. Zuletzt war das Erlösziel Anfang 2021 um 1 Mrd. auf rund 5 Mrd. Euro angehoben worden. Die BPS-Sparte soll nun auf 4,2 (bislang: 3,8) Mrd. Euro kommen, die Laborsparte auf 1,3 (1,2) Mrd. Euro.

Der Anstieg soll durch organisches Wachstum und ergänzend durch Akquisitionen erreicht werden. Kreuzburg sagte, man habe weiterhin ein offenes Auge für mögliche Verstärkungen und sehe sich organisatorisch sowie auf Basis der Finanzierungskraft „gut aufgestellt“. Laut vorläufigen Jahreszahlen beliefen sich Ende 2022 die Eigenkapitalquote des Konzerns auf 38,1 (i.V. 30,2)% und der dynamische Verschuldungsgrad – die Relation von Nettoverschuldung zum bereinigten operativen Ergebnis vor Abschreibungen (Ebitda) – auf 1,7 (1,5).

Die seit Jahresfrist mit rund 34% prognostizierte bereinigte Ebita-Marge für 2025 ließ Sartorius unverändert. Kreuzburg sagte, die Kosten seien infolge der Corona-Lockdowns 2020 und 2021 „teilweise künstlich niedriger“ ausgefallen, was eine „sprunghafte Entwicklung“ der Ebitda-Marge „weit vor der eigentlichen Planung“ ermöglicht habe. Die volle höhere Kostenbasis werde erst in diesem Jahr voll zum Tragen kommen. Die Ebitda-Marge soll 2023 in etwa auf dem Vorjahresniveau von 33,8 (2021: 34,1)% landen.

Anders als in den Vorjahren sucht der Konzern Personal derzeit nur sehr selektiv in bestimmten Bereichen – im vergangenen Jahr stieg die Beschäftigtenzahl um gut 2100 auf knapp 16000. Bei Investitionen in Kapazitäten und Akquisitionen steht Sartorius laut Kreuzburg nicht auf der Bremse. Für 2023 wird wie im vergangenen Jahr mit einer Investitionsquote bezogen auf den Umsatz von 12,5 (2021: 11,8)% kalkuliert.

Im Berichtsjahr 2022 stiegen die Erlöse im Rahmen der Erwartungen wechselkursbereinigt um 15% und nominal um 21% auf 4,17 Mrd. Euro. Der Anteil des pandemiebedingten Geschäfts fiel mit 220 Mill. Euro geringer aus als ursprünglich mit 500 Mill. Euro in Aussicht gestellt. Bis Ende dieses Jahres erwartet Kreuzburg den Anteil bei „nahe null“. Unter Berücksichtigung des Coronageschäfts sollen die Erlöse 2023 in der BPS-Sparte im unteren, in der Laborsparte im mittleren einstelligen Prozentbereich zulegen.

Sartorius
Konzernzahlen nach IFRS1
in Mill. Euro20222021
Auftragseingang40074268
Umsatz41753449
Bereinigtes Ebitda1,214101175
Ber. Ebitda-Marge (%)33,834,1
Jahresüberschuss3655553
Erg. je St.-Aktie (Euro)39,578,08
Erg. je Vz.-Aktie (Euro)39,588,09
Eigenkapitalquote (%)30,238,1
Nettoverschuldung17332375
Verschuldungsgrad41,51,7
Beschäftigtenzahl1594213832
1) vorläufig; 2) um Sondereffekte bereinigt; 3) nach Anteilen Dritter, bereinigt um Sondereffekte und Amortisation sowie basierend auf dem normalisierten Finanzergebnis und der normalisierten Steuerquote; 4) Nettoverschuldung zu bereinigtem Ebitda Börsen-Zeitung
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