Logistikkonzern

Schenker macht sich fein für Interessenten

Die Logistik-Tochter der Deutschen Bahn, Schenker, investiert mehr als 600 Mill. Euro in die Modernisierung, Erneuerung und den Neubau von insgesamt 25 Standorten des deutschen Landverkehrsnetzes. Bis Ende 2026 sollen das Geld investiert und die gesteckten Ziele erreicht sein. Durch die Maßnahmen könnte Schenker, deren Verkauf die Bahn gerade prüft, für Interessenten attraktiver werden.

Schenker macht sich fein für Interessenten

md Frankfurt

Die möglicherweise vor der Abspaltung von der Konzernmutter Deutsche Bahn stehende DB Schenker investiert derzeit mehr als 600 Mill. Euro in die Modernisierung, Erneuerung und den Neubau von insgesamt 25 Standorten des deutschen Landverkehrsnetzes (einer davon in der Schweiz). An vier Standorten seien die Maßnahmen bereits abgeschlossen, heißt es aus dem Unternehmen. Bis Ende 2026 sollen das Geld investiert und die gesteckten Ziele erreicht sein. Durch die laufenden Maßnahmen könnte Schenker, deren Verkauf die Bahn gerade prüft, für Interessenten attraktiver werden.

Zu den zentralen Zielen gehören Kapazitätserweiterungen, mit denen Schenker dem durch die Corona-Pandemie ausgelösten Boom in der Logistikbranche sowie dem erwarteten weiteren Mengenwachstum an Fracht Rechnung tragen will. So soll an den Standorten die Terminalfläche erweitert werden, es sollen zusätzliche Laderampen und moderne Infrastruktur für mehr Volumen geschaffen werden. Dadurch soll verhindert werden, dass z.B. in Stoßzeiten zu viele Lkw auf zu kleinen Flächen manövrieren müssen. Schon jetzt besitze Schenker mit rund 420 Terminals das nach eigenen Angaben dichteste Netzwerk in Europa.

Um Wartezeiten zu verkürzen und unnötige Arbeiten zu vermeiden, sollen „Übersicht, Struktur und Ordnung“ verbessert werden, heißt es etwas schwammig in einer Mitteilung. Schenker erhofft sich durch die verringerten Bearbeitungs- und Um­schlagszeiten spürbare Produktivitätsgewinne. Mehr Effizienz im „Terminal Handling“ soll zu früheren Abfahrten und kürzeren Lieferzeiten führen. Aus Kundenumfragen der Logistikkonzerne geht allerdings hervor, dass dem Absender und Empfänger der Sendung Pünktlichkeit bzw. Zuverlässigkeit vor Schnelligkeit gehen.

„Reisebüro für Fracht“

Selbstverständlich darf der Ausbau der Ladeinfrastruktur für E-Trucks im Investitionsprogramm nicht fehlen, zumal zu Jahresbeginn 14 Volvo FL die Schenker-Flotte ergänzen werden. Im Laufe von 2023 sollen 25 Volta Trucks für den Sammel- und Zustellverkehr dazukommen. Das ist allerdings, betrachtet man die Lkw-Zahlen, die für Schenker auf Europas Straßen unterwegs sind, nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Bis zu 40000 Lkw fahren für Schenker auf den europäischen Straßen; davon befinden sich nur etwas mehr als 3000 im Eigentum der Firma. Die übrigen Fahrzeuge gehören Unternehmern, die im Auftrag von Schenker Logistikdienstleistungen erbringen. Daher wird Schenker zuweilen und durchaus treffend als „Reisebüro für Fracht“ bezeichnet.

Zum Klimaschutz will das Unternehmen durch hohe Standards beim Energieverbrauch an den Standorten beitragen. Auch dafür wird Geld ausgegeben. Schließlich sollen für die Fahrer die Arbeits- und Aufenthaltsräume, die sie während der Be- und Entladung nutzen, modernisiert werden.

Die Investitionssumme von 600 Mill. Euro wird nicht gleichmäßig über alle 25 Standorte verteilt (rechnerisch würden auf jeden Standort 24 Mill. Euro entfallen). In einzelne Standorte würden weit höhere zweistellige Millionenbeträge fließen, heißt es, in andere dagegen Beträge im niedrigen einstelligen Bereich. An vier Standorten sei der Umbau bereits abgeschlossen.

Kleinteiliger Markt

Der Landverkehrsmarkt, um den es bei der Investitionsoffensive – „Masterplan Netzwerk“ genannt – von Schenker geht, ist in der europäischen Logistikbranche kleinteilig. Im Landverkehr wird zwischen Komplettladungen – hier befördert eine Zugmaschine eine Ladung komplett von Ort A nach Ort B – und Stückgutverkehr unterschieden. Bei diesem auch Sammelverkehr genannten Transport werden Sendungen ausgeliefert, die mitunter nur aus einer Euro-Palette bestehen. Obgleich Schenker in der Logistikbranche als Marktführer im europäischen Landverkehr gilt, beträgt der Anteil nach Informationen aus Branchenkreisen etwa 6 bis 8%; in Deutschland liege er bei 12 bis 14%. Das lässt viel Raum für Konsolidierungsfantasien.

Der Aufsichtsrat der Bahn hatte den Vorstand jüngst mit der Prüfung und Vorbereitung eines Verkaufs von Schenker beauftragt (siehe nebenstehenden Bericht). Der Mutterkonzern soll sich stärker auf sein Kerngeschäft, den Eisenbahnverkehr in Deutschland, konzentrieren.

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