Medizintechnik

Tabula rasa im Fresenius-Konzern

Der Konzernumbau von Fresenius zur Ertragssteigerung kann nicht über Nacht erledigt werden, die neue Führungsspitze muss aber schnell wieder Vertrauen aufbauen.

Tabula rasa im Fresenius-Konzern

Die Hiobsbotschaften aus dem Gesundheitskonzern Fresenius reißen nicht ab. Auch das neue Führungsduo schickt mit der ersten Präsentation eines Zwischenberichts eine Gewinnwarnung in den Markt. Der neue Fresenius-CEO Michael Sen und Carla Kriwet, die neue Chefin der Dialysetochter Fresenius Medical Care (FMC), müssen sich dafür natürlich nicht verantworten, sondern die Versäumnisse ihrer Vorgänger ausbaden.

Sorgenkind bleibt vor allem das Dialysegeschäft im wichtigsten Markt Nordamerika, wo FMC von Personalengpässen und deutlich steigenden Kosten belastet ist. Die eingeleiteten Maßnahmen zur Verbesserung der Ertragslage zeigen anders als im Management erwartet noch keine Erfolge. So stellt FMC für das Jahr nun einen Gewinnrückgang um bis zu 25 % in Aussicht, während der Worst Case zuvor bei Einbußen von 20 % angesetzt wurde – und auch das war schon fatal.

Die Misere von FMC schlägt auf Fresenius durch. Zunehmend lädiert präsentieren sich allerdings auch alle anderen Segmente im Konzern, was ebenfalls auf Kostensteigerungen und Lieferkettenstörungen zurückgeführt wird. Die Schlinge zieht sich zu. Das verheißt nichts Gutes für das Jahresendergebnis, zumal beide Konzerne beachtliche Goodwillpositionen in der Bilanz haben.

Die neue Führungsspitze hat mit klarer Botschaft deutlich gemacht, dass sie die Probleme erkannt hat und alles daran setzt, die Segmente auf Kurs zu bringen. Zugleich wird im Mutterunternehmen Fresenius bekräftigt, dass der Konzern neu ausgerichtet und das Portfolio auf den Prüfstand gestellt werden soll. Der neue Konzernlenker Sen verspricht, er werde schneller und entschlossener vorgehen als sein Vorgänger – dieser hatte auch einen Konzernumbau versprochen, ließ seinen Worten aber keine Taten folgen.

Für Fresenius wird die Rückkehr zur Ertragsperle kein einfacher und schneller Weg. Eine übereilte Zerschlagung des Konzerns zu Ausverkaufspreisen ist auch nicht angeraten – so groß ist die Not nicht. Das würde vor allem kaufwilligen Finanzinvestoren in die Hände spielen, die dann anstelle von Fresenius die Restrukturierungsgewinne vereinnahmen könnten.

Gleichwohl darf das neue Management nicht lange warten, um den Investoren eine verlässliche Strategie mit klar bezifferten Rentabilitätszielen zu präsentieren. Das gilt umso mehr, als der Hedgefonds Elliott eingestiegen ist, der zwar begrenzte gesellschaftsrechtliche Eingriffsmöglichkeiten hat, aber öffentlich auf den Putz hauen kann. Über allem steht der Wiederaufbau von Vertrauen im Kapitalmarkt. Hier wäre schon ein Anfang gemacht, wenn es künftig verlässliche Prognosen gäbe.

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