Technologiestreit

USA attackieren Chinas Tech-Firmen

Im erbitterten Technologiestreit zwischen China und den USA droht der chinesischen Seite eine neue Restriktionsoffensive, die Pekings Bemühungen zum Aufbau einer weitgehend autarken heimischen Produktion in wichtigen Ausschnitten des Halbleitersektors weiter erschweren dürfte.

USA attackieren Chinas Tech-Firmen

nh Schanghai

Im erbitterten Technologiestreit zwischen China und den USA droht der chinesischen Seite eine neue Restriktionsoffensive, die Pekings Bemühungen zum Aufbau einer weitgehend autarken heimischen Produktion in wichtigen Ausschnitten des Halbleitersektors weiter erschweren dürfte. Nach Informationen von Bloomberg plant die US-Administration, eine Reihe von vielversprechenden chinesischen Technologieunternehmen auf eine handelspolitische Sperrliste zu setzen, die deren Zugang zu US-Technologiekomponenten für den eigenen Produktions- und Entwicklungsprozess wesentlich erschweren wird. Dem Vernehmen will das US-Handelsministerium mehr als 30 Firmen neu auf die sogenannte „Entity List“ setzen und dürfte dies in Kürze bekannt geben.

Unternehmen auf der Liste sind grundsätzlich daran gehindert, sich bei amerikanischen Zulieferern mit Technologiekomponenten und Ausrüstungen einzudecken. Für die betroffenen US-Firmen heißt dies, dass sie eine als „special export license“ bezeichnete Sondergenehmigung beim Handelsministerium beantragen müssen, um chinesische Kunden, die auf der Entity List stehen, weiter beliefern zu dürfen. Auf diese Weise haben die US-Behörden eine sehr weitreichende Handhabe, den Export von US-Technologiekomponenten nach China zu kontrollieren, müssen dabei aber freilich auch abwägen, inwiefern die entsprechenden Geschäftseinschnitte bei den US-Zulieferern amerikanischen Wirtschaftsinteressen zuwiderlaufen.

Die Entity List war aus der zunächst vornehmlich gegen den chinesischen Telekomausrüster und Smartphonebauer Huawei gerichteten Restriktionskampagne der US-Regierung entstanden und zielt vor allem auf Firmen ab, die unter staatlicher Kontrolle stehen oder mit staatlichen Fördermitteln und Subventionen zu einem nationalen Technologiechampion ausgebaut werden sollen. Als weiteres prominentes „Opfer“ gilt der führende chinesische Chipauftragsfertiger Semiconductor International Manufacturing Corp. (SMIC), dem es durch den Technologiebezugsbann wesentlich erschwert worden ist, im Rennen um die Produktion von hochleistungsfähigen Chipwafers gegenüber dem Weltmarktführer Taiwan Semiconductor Manufacturing Co. (TSMC) oder der koreanischen Samsung aufzuholen.

Beim nun zu erwartenden neuen Rundumschlag dürfte die Aufmerksamkeit in erster Linie dem chi­nesischen Speicherchiphersteller Yangtze Memory Technologies Corporation (YMTC) gelten, der mit großer Wahrscheinlichkeit auf der Entity List landen dürfte. Experten bezeichnen dies als eine potenziell gewaltige Zurücksetzung für den gegenwärtig mit Abstand marktführenden chinesischen Produzenten von sogenannten NAND-Chips. Die auch als Flash Memory bezeichneten Speicherchips finden vor allem bei Smartphones und Computern breite Anwendung.

YMTC, deren größte Konkurrenten auf dem Weltmarkt Samsung Electronics, die ebenfalls koreanische SK Hynix und der US-Riese Micron Electronics sind, hat binnen kürzester Zeit mit enormen technologischen Fortschritten glänzen können. Nach Ansicht einiger Experten schien YMTC auf bestem Wege, sich binnen der kommenden fünf Jahre zum Weltmarktführer bei NAND-Chips aufzuschwingen. Allerdings hatte es zuletzt bereits im Zusammenhang mit Avancen von US-Behörden einige Rückschritte gegeben.

YMTC stand bereits auf einer Überwachungsliste der USA mit chinesischen Firmen, von denen vermutet wird, dass sie in einer Beziehung zum chinesischen Militär stehen und ihre Produkte auch militärischen Anwendungen dienen können. Gleichzeitig steht YMTC unter dem Verdacht, Huawei mit NAND-Chips für deren von US-Restriktionen bereits schwer kompromittierte Smartphone-Produktion beliefert zu haben, was einem Verstoß gegen US-Regularien entsprechen würde.

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