Altersvorsorge

Arbeitgeber heizen Debatte über Rentenalter an

Der Bundesverband der Deutschen Arbeitgeber hat acht Wochen vor der Bundestagswahl eine Debatte über ein höheres Renteneintrittsalter in Deutschland gefordert. Von den Gewerkschaften und Linken kam postwendend Kritik.

Arbeitgeber heizen Debatte über Rentenalter an

sp Berlin

Der Bundesverband der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) hat acht Wochen vor der Bundestagswahl die Debatte über ein höheres Renteneintrittsalter in Deutschland angeheizt. „So wie es jetzt ist, wird das Rentensystem nicht dauerhaft bestehen können“, sagte BDA-Präsident Rainer Dulger in einem Interview mit der Deutschen-Presse-Agentur. Das Problem sei, dass das Verhältnis zwischen Leistungsempfängern und Einzahlern immer mehr aus dem Gleichgewicht gerate, wenn die Jahrgänge, die in den sechziger Jahren geboren wurden, in Rente gingen. „Die entstehende Lücke müsste der Bund mit Steuermitteln wieder auffangen, doch das ist keine nachhaltig finanzierbare Lösung“, sagte Dulger. „Klar ist: Wir kommen nicht um eine Diskussion über eine längere Lebensarbeitszeit herum“, schlussfolgert der BDA-Chef.

Die Reaktionen auf den Vorstoß der Arbeitgeber ließen nicht lange auf sich warten. „Wer Debatten über ein höheres Rentenalter anstößt, soll ehrlich zugeben, dass er eine Rentenkürzung durch die Hintertür will“, sagte Anja Piel, Vorstandsmitglied des Deutschen Gewerkschaftsbundes, der Deutschen Presse-Agentur. Viele Beschäftigte würden es schon heute nicht schaffen, gesund bis zur Rente durchzuhalten. „So würde absehbar die Zahl der Arbeitslosen und Kranken vor Renteneintritt steigen, weil viele gar nicht länger arbeiten können“, sagte Piel zu den For­derungen der Arbeitgeber. IG-Metall-Vorstandsmitglied Hans-Jürgen Urban nannte die Forderungen von Dulger „sachlich falsch und sozial verantwortungslos“.

Die Linke lehnte eine Verlängerung der Lebensarbeitszeit ebenfalls kategorisch ab und stellte am Montag ein Positionspapier vor, in dem ein „solidarisches Mindesteinkommen“ von monatlich 1200 Euro und die Abschaffung des Hartz-IV-Systems gefordert werden. Ziel sei die Abschaffung der Armut und eine Gesellschaft ohne Existenzangst, sagte Bundesgeschäftsführer Jörg Schindler. Der Sozialstaat benötige dafür „ein neues Betriebssystem“.

Unpopuläre Forderung

Die Forderung nach einem späteren Rentenbeginn ist unpopulär, weshalb etwa die Union in ihrem Wahlprogramm lediglich ankündigt, dass man den Menschen helfen wolle, das tatsächliche Regelrenteneintrittsalter zu erreichen. Dabei ist schon heute bei vielen im Alter von 67 noch nicht Schluss. So waren im vergangenen Jahr 1,04 Millionen Beschäftigte 67 Jahre oder älter und fast 600000 hatten noch im Alter ab 70 einen regelmäßigen Job.

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