Peso-Verbindlichkeiten

Argentinien schuldet wieder um

Finanzminister Sergio Massa schiebt Fälligkeiten von Peso-Anleihen der kommenden Regierung zu. Die Opposition fürchtet um ihr Reformprojekt.

Argentinien schuldet wieder um

af Buenos Aires

Argentiniens Regierung hat sich mit den Banken des Landes auf eine umfassende Umschuldung der Verbindlichkeiten in Landeswährung geeinigt. Nun können 7,5 Bill. Peso (etwa 35,5 Mrd. Euro), die im zweiten Quartal fällig gewesen wären, erst 2024 und 2025 bedient werden. Der vereinbarte Betrag ist ein Teil jener 16 Bill. Peso, die in diesem Jahr durch Anleihen öffentlicher und privater Finanzinstitute und staatlicher Einrichtungen fällig werden.

Mehr als die Hälfte dieser Verbindlichkeiten hat das Schatzamt bei der Zentralbank, nachdem das Land auf den internationalen Finanzmärkten praktisch keinen Kredit mehr bekommt. Diese Praxis soll deutlich zurückgefahren werden, das sieht das Übereinkommen mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) vor, der dem Land im Januar 2022 bereits einen deutlichen Aufschub seiner Zinszahlungen zugestanden hatte. Argentinien hatte 2018 und 2019 etwa 44 Mrd. Dollar vom IWF geliehen bekommen, wovon es bislang nur einen kleinen Teil zurückzahlen konnte.

Der Anleihetausch in Peso ist der dritte seit Juni 2022. Sergio Massa kam Ende Juli 2022 ins Amt, nachdem seine zwei Vorgänger die Anleihegläubiger nicht motivieren konnten, Papiere des Staates zu halten. Massa vermochte das nur durch Zinszusagen von bis zu 119%. Allerdings konnte er es bislang nicht bewerkstelligen, die Laufzeiten über das Jahr 2023 hinaus zu verlängern, was vor den Urnengängen das ohnehin nervöse Finanzsystem erheblich belastete. Nun verkündete Massa, der Swap könne Befürchtungen entschärfen, dass alle zwei oder drei Monate „etwas explodieren wird“.

Das Angebot der Regierung besteht aus zwei Körben. Ein Teil der Papiere verändert seinen Wert gemäß der Inflationsentwicklung. Die anderen orientieren sich zudem auch an der Kursentwicklung des Peso zum Dollar. Letztere versprechen ihren Inhabern das beste Ergebnis zwischen den beiden Variablen. Die Regierung hofft nun, die Banken zu einem deutlicheren Zuspruch zu animieren als bei früheren Swap-Operationen. Dort hatte die Akzeptanz zwischen 60 und 80% gelegen. Die Regierung hofft, dass ein Übereinkommen helfen werde, die Inflationsentwicklung zu bremsen. Im vergangenen Monat lag die jährliche Inflationsrate knapp unter 100%. Dieser Wert wird aber mit Sicherheit überschritten werden, sobald kommende Woche die offiziellen Februar-Daten publiziert werden. Inoffiziellen Schätzungen zufolge stiegen die Preise allein im vergangenen Monat um etwa 6%.

Das Arrangement wurde im Regierungspalast als Durchbruch gefeiert, weil es dem Staatschef Alberto Fer­nández etwas mehr Spielraum für den Rest seiner extrem schwierigen Präsidentschaft lassen und womöglich auch dessen Ambitionen auf eine neue Kandidatur untermauern kann. Die Opposition aber kritisiert den Swap scharf. Das Bündnis Juntos por el Cambio (Gemeinsam für den Wandel) rechnet sich auf Basis von Umfragen große Chancen aus, ab Dezember zu regieren und eine umfassende Konsolidierung des gesamten Finanz- und Wirtschaftssystems einzuleiten. Diese Pläne könnte die nun vereinbarte Umschuldung allerdings belasten. Mehrere Ökonomen befürchten, dass die enorme Peso-Schuld eine Abschaffung der Währungskontrollen verzögern könnte. Diese Maßnahme ist einer der Grundpfeiler des Oppositionsprogramms und ebenso eine Auflage des IWF.