Deutsche Industrie

Auftragsmisere belastet Industrieproduktion

Die seit vergangenem Jahr währende Auftragsflaute bremst die Industrieproduktion im Oktober deutlich – seit fünf Monaten geht es nun schon bergab. Damit konkretisiert sich nicht nur die Rezession im zweiten Halbjahr 2023, es trüben sich auch die Aussichten für 2024 ein.

Auftragsmisere belastet Industrieproduktion

Auftragsmisere bremst Produktion

Fünfter Rückgang in Folge schürt Konjunktursorgen – Maschinenbau belastet – Erneutes Minus in der Baubranche

Die seit vergangenem Jahr währende Auftragsflaute bremst die Industrieproduktion im Oktober deutlich – seit fünf Monaten geht es nun schon bergab. Damit konkretisiert sich nicht nur die Rezession im zweiten Halbjahr 2023, es trüben sich auch die Aussichten für 2024 ein.

ba Frankfurt

Die deutsche Industrie verstolpert den Start ins vierte Quartal: Nach dem unerwarteten Auftragseinbruch ist auch die Produktion gesunken – mittlerweile den fünften Monat in Folge. Ökonomen gilt angesichts zahlreicher Indikatoren ein erneutes Schrumpfen der deutschen Wirtschaft im vierten Quartal als sicher. Die Neubestellungen schwächeln seit mittlerweile zwei Jahren. Zudem sind die während der Corona-Pandemie liegen gebliebenen Aufträge so gut wie abgearbeitet. Trotz leichter Verbesserung verharrt die Unternehmensstimmung auf einem niedrigen Niveau, und Energiepreise und Finanzierungskosten halten sich dauerhaft hoch. Schon im Sommerquartal war das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 0,1% zurückgegangen. Nun zeichnet sich auch ab, dass sich die Durststrecke verlängern wird.

Laut dem Statistischen Bundesamt (Destatis) ist die Gesamtfertigung von Industrie, Bau und Energieversorgern preis-, saison- und kalenderbereinigt um 0,4% zum Vormonat gesunken. Ökonomen hatten nach dem Minus von revidiert 1,3 (zuvor: 1,4)% mit einer Gegenbewegung gerechnet und einen Zuwachs von 0,2% prognostiziert. Auch im weniger volatilen Dreimonatsvergleich fiel die Produktion: Die Wiesbadener Statistiker verzeichneten für August bis Oktober einen Rückgang um 1,9% zu den drei Monaten zuvor. Im Vergleich zum Vorjahr drosselte das verarbeitende Gewerbe den Output um 3,5%.

Rasche Besserung in der Industrie nicht in Sicht

„Der seit Frühjahr 2023 rückläufige Trend der Industrieproduktion setzt sich am aktuellen Rand fort“, erklärte dazu das Bundeswirtschaftsministerium. Zwar dürften diesmal Brücken- und Ferientage eine gewisse Rolle gespielt haben. „Aber auch ohne diese Sondereffekte zeigt sich eine schwache konjunkturelle Lage.“ Ökonomen äußerten sich gleichfalls skeptisch in ihren Kommentaren. „Eine (erneute) Rezession der deutschen Wirtschaft im zweiten Halbjahr wird damit immer mehr zur Gewissheit“, schreibt etwa Elmar Völker von der LBBW. Ein schnelles Ende der Misere sei weiter nicht in Sicht.

Energiepreis „schwere Bürde“

Thomas Gitzel von der VP Bank sieht vor allem in den infolge des Ukraine-Kriegs gestiegenen Energiepreisen „eine schwere Bürde“, die vor allem die Industrie belaste. Auch wenn die Preise für Gas und Strom zuletzt gesunken sind, liegen sie noch immer über den Vorkriegsniveaus, und die Verunsicherung bleibe groß. „Gerade deshalb ist davon auszugehen, dass das Siechtum der deutschen Wirtschaft noch längere Zeit anhält.“

In den energieintensiven Industriezweigen wurde die Fertigung um 1,4% im Monatsvergleich eingeschränkt. Zum Vorjahr beträgt das Minus 7,1%. Und für den Dreimonatsvergleich ergibt sich ein Rückgang um 0,9%. Unter den Sektoren war es aber vor allem der Maschinenbau, der belastete. Destatis verzeichnete hier im Monatsvergleich einen um 6,3% geringeren Output. Das ist allerdings eine Gegenbewegung zur Produktionsausweitung um 3,9% im September. „Aber auch in vielen weiteren Wirtschaftsbereichen war die Produktion im Oktober rückläufig, unter anderem im Baugewerbe“, hieß es in Wiesbaden weiter. Einen leicht positiven Einfluss hatte hingegen die Automobilindustrie mit einem Produktionszuwachs von 0,7%.

Stimmung ist mies wie seit drei Jahren nicht

Die Bauproduktion sank im Vergleich zum Vormonat um 2,2%. Hier machen sich Leitzinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB) seit längerem deutlich bemerkbar: Wegen der verschärften Finanzierungskonditionen üben sich Bauherren in Zurückhaltung, die vom Ifo-Institut gemessene Stornoquote ist rekordhoch. Gemessen am Einkaufsmanagerindex ist die Stimmung der Branche derzeit so mies wie seit über dreieinhalb Jahren nicht mehr. Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Haushalt sorgt zudem für Verdruss, da dadurch erhebliche
Kürzungen bei den öffentlichen Investi­tionen und Subventionen für den Bausektor drohen. Die stark exportabhängige Industrie im engeren Sinne drosselte den Output um 0,5%. Die Energieerzeugung stieg gegen den Trend um 7,1%.

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