US-Geldpolitik

Bei der Fed wachsen die Inflationssorgen

Die US-Notenbank steht der Erholung am Arbeitsmarkt mit Vorbehalten gegenüber, macht sich aber noch größere Sorgen um steigende Inflation. Schon bald könnte die Fed signalisieren, wann die Anleihenkäufe gedrosselt werden.

Bei der Fed wachsen die Inflationssorgen

det Washington

Die US-Notenbank dürfte nach Ansicht der meisten Analysten weiter auf Kurs bleiben, im Herbst einen groben Fahrplan für die Drosselung ihrer Anleihenkäufe zu verkünden, und dann im ersten Quartal kommenden Jahres beginnen, die geldpolitischen Zügel etwas straffer zu ziehen. Wie aus den nun veröffentlichten FOMC Minutes, dem Sitzungsprotokoll des jüngsten Treffens des Lenkungsgremiums, hervorgeht, wachsen vor allem die Sorgen über zunehmenden Lohndruck und steigende Inflation.

Zwar heben die FOMC-Mitglieder die Erholung am Arbeitsmarkt hervor, stehen dieser aber mit Vorbehalten gegenüber, wie Nuancen des Juni-Protokolls unterstreichen. Unter anderem weisen die Notenbanker darauf hin, dass sich das Stellenwachstum im April und Mai gegenüber den beiden vorangegangenen Monaten wieder verlangsamt hat. Auch stellen sie fest, dass die Erstanträge auf Arbeitslosengeld einerseits zurückgegangen sind, aber nach wie vor recht deutlich oberhalb des Vorkrisenniveaus liegen. Diesen Eindruck verstärkt auch der jüngste Anstieg der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe, die vergangene Woche um 2000 auf 373000 kletterten. Zudem betonen die FOMC-Mitglieder, dass die Partizipationsrate nur leicht gestiegen ist, seitdem beschleunigte Impfaktionen gegen das Coronavirus die Öffnung der Wirtschaft ermöglicht haben.

Noch größere Sorgen gelten aber den steigenden Preisen. So weisen die Währungshüter auf den deutlichen Anstieg der Löhne im Privatsektor hin, die maßgeblich zum Anstieg des PCE-Preisindex auf 3,6% beitrugen. Einerseits wiederholen sie, dass dies eine Folge von Angebotsengpässen im Zuge der raschen Öffnung der Wirtschaft sei und die höhere Teuerungsrate daher nur eine vorübergehende Erscheinung sein werde. Zugleich rechnen sie aber mit einem weiter robusten Anstieg der Konsumausgaben, die Preise auch längerfristig höher drücken könnten.

Die Folge: Eine wachsende Zahl der 18 FOMC-Mitglieder, zu denen auch regionale Fed-Präsidenten zählen, die dieses Jahr nicht stimmberechtigt sind, erwartet, dass die monatlichen Anleihenkäufe „früher als bisher erwartet“ zurückgefahren werden müssen. Auch rechnen mittlerweile 13 von ihnen damit, dass spätestens 2023 die ersten Zinserhöhungen seit 2015 anstehen werden. Im März waren nur sieben FOMC-Mitglieder dieser Ansicht. Das zeigt, dass sich an der Fed-Spitze ein Gesinnungswandel vollzogen hat.