Inflation

Briten schnallen Gürtel enger

In Großbritannien ist der Einzelhandelsumsatz erneut gesunken. Die Zahl der Haushalte in Finanznöten steigt seit Oktober deutlich. Bis September soll ein Johnson-Nachfolger gewählt worden sein.

Briten schnallen Gürtel enger

hip London

Die britischen Verbraucher haben den Gürtel enger geschnallt. Daten des Einzelhandelsverbands BRC (British Retail Consortium) zufolge ist der Einzelhandelsumsatz den dritten Monat in Folge geschrumpft. Im Juni belief sich der Rückgang auf 1 %. Der Umsatz gehe in einem Maße zurück, das man seit den schwersten Monaten der Pandemie nicht mehr gesehen habe, sagte Verbandschefin Helen Dickinson. Vor allem Haushaltsgeräte und andere Einrichtungsgegenstände seien betroffen gewesen.

Einer Studie von Abrdn Financial Fairness Trust und der Universität Bristol ist zu entnehmen, dass die Zahl der privaten Haushalte, die mit ernsten finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen haben, seit Oktober vergangenen Jahres um 1,6 Millionen auf 4,4 Millionen gestiegen ist. Das ist jeder sechste Haushalt. Die Situation sei schlimmer als während der Pandemie. Von den Betroffenen sparen 71 % an der Qualität der Lebensmittel, 36  % haben Dinge verkauft oder verpfändet und 27 % haben Versicherungen gekündigt oder nicht erneuert. Insgesamt halte mehr als die Hälfte der befragten Haushalte ihre finanzielle Lage für schlimmer als zu Beginn der Pandemie. Im Oktober sei lediglich ein Drittel dieser Ansicht gewesen.

„Was uns wirklich überrascht hat, war die große Zahl von Menschen, die ihre Ausgaben herunterfahren, und die Vielfalt der Methoden, mit denen sie das tun“, sagte Professor Sharon Collard von der Universität Bristol. „Besonders beunruhigend ist, dass sich die Menschen dabei potenziell künftige finanzielle Probleme schaffen, indem sie Versicherungen kündigen oder ihre Beiträge zur Altersvorsorge reduzieren.“ Auch Daten des Kreditkartenanbieters Barclaycard zeugen von Besorgnis über die steigenden Lebenshaltungskosten. Für digitale Inhalte und Abonnements wurden im Juni im Vergleich zum Vormonat 4,2 % weniger ausgegeben.

Unterdessen stellte das für die Wahl des Nachfolgers von Boris Johnson an der Parteispitze zuständige 1922-Komitee neue Regeln für den Auswahlprozess vor. Statt wie bislang acht muss ein Kandidat nun 20 Unterstützer aus dem Kreis der Abgeordneten vorweisen können. Das schaffen bislang nur der ehe­malige Schatzkanzler Rishi Sunak, Penny Mordaunt, Jeremy Hunt und Tom Tugendhat. Um den für Mittwoch vorgesehenen ersten Wahlgang zu überstehen, werden mindestens 30 Stimmen nötig sein. Der Vorsitzende des Komitees, Graham Brady, sagte, er hoffe, dass sich das „ziemlich große Feld“ der Kandidaten bereits am Donnerstag auf die beiden verengt haben wird, zwischen denen sich die Mitglieder der Regierungspartei entscheiden müssen. Dann könne am 5. September ein neuer Premierminister vorgestellt werden.

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