Inflation

Britischer Preisauftrieb verlangsamt sich

In Großbritannien ist die Teuerungsrate den dritten Monat in Folge gesunken. Das hat mit einem veränderten Warenkorb der Statistiker zu tun. Andererseits steigen die Preise von Dienstleistungen langsamer.

Britischer Preisauftrieb verlangsamt sich

hip London

In Großbritannien ist die Inflation den dritten Monat in Folge zurückgegangen, bewegt sich aber weiterhin im zweistelligen Bereich. Wie das Statistikamt ONS mitteilte, lag die Teuerungsrate im Januar bei 10,1% und entsprach damit der Prognose der Bank of England. Volkswirte hatten im Schnitt 10,3% angesetzt. Die von den Geldpolitikern der Notenbank aufmerksam verfolgte Kernrate ging von 6,3% auf 5,8% zurück. Ökonomen hatten dagegen einen Wert von 6,2% angesetzt.

Ein Teil des Rückgangs geht auf eine Umstellung der Methodik zur Ermittlung der Teuerungsrate zurück. „Die Zeit nach der Pandemie wurde von höheren Ausgaben für Dienstleistungen und niedrigeren Ausgaben für Waren gekennzeichnet“, erläuterte die HSBC-Volkswirtin Elizabeth Martins. „Weil die Inflation bei Dienstleistungen niedriger ist als bei Waren und – zumindest in dieser Veröffentlichung – schneller fällt, hat ihre höhere Gewichtung sowohl den Gesamtwert als auch die Kernrate nach unten gebracht.“ Der Anteil von Dienstleistungen im Warenkorb, den die Statistiker des ONS heranziehen, stieg von 43,7% auf 46,3%. Der Anteil von Waren ging entsprechend zurück – von 56,3% auf 53,7%. Das ändere jedoch nichts daran, dass sich der Preisauftrieb bei Dienstleistungen und in den Kernkategorien verlangsamt habe, schrieb Martins.

Lebensmittel und nichtalkoholische Getränke verteuerten sich im Vorjahresvergleich um 16,7%. Das war im Vergleich zu den 16,8% im Dezember ein Rückgang. Damit hat der Preisauftrieb für Lebensmittel erstmals in 18 Monaten nicht weiter zugenommen. „Inflation ist das, was uns nachts wachhält“, sagte Matt Hood, der Chef des Lebensmitteleinzelhändlers Co-op Food der BBC. „Ob Sie es glauben oder nicht: Wir Einzelhändler versuchen alles, um sie nicht voll an unsere Kunden weiterzugeben.“ Schatzkanzler Jeremy Hunt betonte, der Kampf gegen die Inflation sei noch lange nicht vorbei.

Die am Vortag vom ONS veröffentlichten Arbeitsmarktdaten zeigten, dass die regulären Lohneinkommen in der Privatwirtschaft in den drei Monaten per Ende Dezember um 7,3% gestiegen sind. Im öffentlichen Dienst lag der Zuwachs bei lediglich 4,2%. Während die Arbeitslosenquote wie allgemein erwartet bei 3,7% stagnierte, deuten eine geringere Zahl von Jobausschreibungen und eine höhere Zahl von Stellenstreichungen auf eine Verlangsamung am Arbeitsmarkt hin.

Zudem ging der Anteil der wirtschaftlich Inaktiven erneut etwas zurück. „Nach dem Exodus vom Arbeitsplatz während der Pandemie tauschen wieder mehr Leute das Sofa gegen den Bürostuhl ein“, schrieb Helen Morrissey, die bei Hargreaves Lansdown Pensionsfragen verantwortet.