Konjunktur

China setzt Konjunkturhebel in Bewegung

Peking unternimmt neue Anstrengungen, um die von Konjunktursorgen überlagerte Stimmung am Finanzmarkt aufzuhellen. Immerhin zeigen Einkaufsmanagerdaten für den Industriesektor eine Wende zum Besseren an.

China setzt Konjunkturhebel in Bewegung

China setzt Konjunkturhebel in Bewegung

Caixin-PMI macht Hoffnung – Zentralbank forciert Unterstützung für den Yuan – Impulse am Wohnungsmarkt  

nh Schanghai

Chinas Regierungsapparat und die Zentralbank haben sich am Freitag weiter ins Zeug gelegt, um auf die vom schwindenden Konjunkturvertrauen geprägte Stimmung am Aktien- und Devisenmarkt einzuwirken. Mit einer Reihe von Maßnahmen, die auf eine Anregung der Hypothekenkreditnachfrage hinauslaufen, versucht Peking das Sentiment am Wohnimmobilienmarkt zu drehen. Gleichzeitig lockert die Zentralbank die Mindestreserveanforderungen für Fremdwährungseinlagen der Geschäftsbanken, was einer Mittelfreisetzung für potenzielle Devisenverkäufe gleichkommt und den Yuan-Kurs stabilisieren soll.

Peking bekommt unterdessen etwas Rückenwind durch eine neue Einkaufsmanagererhebung, die eine positive Wende der Auftragslage bei Privatunternehmen anzeigt. Der am Freitag veröffentlichte Caixin China Manufacturing Purchasing Manager Index (PMI) stieg unerwartet kräftig von 49,2 auf 51 Punkte. Dies bedeutet den höchsten Wert seit Februar und eine Rückkehr ins Expansionsterritorium. Werte oberhalb der Schwelle von 50 Punkten signalisieren einen Anstieg der Aktivität im Sektor.

Der bereits am Donnerstag verbreitete offizielle PMI des Statistikbüros hatte sich mit einem Anstieg von 49,3 auf 49,7 Punkte ebenfalls positiv entwickelt, blieb aber dennoch den fünften Monat in Folge unterhalb der Expansionsschwelle. Analysten werten die Daten als Anzeichen dafür, dass zur Jahresmitte eingeleitete Stimuli beginnen sich positiv auf die Binnennachfrage auszuwirken. Was allerdings den Exportsektor angeht, zeigen beide Einkaufsmanagerhebungen weiterhin Schrumpfungstendenz an.

Wie die People’s Bank of China (PBOC) am Freitag bekanntgab, wird der Mindestreservesatz für Fremdwährungseinlagen der Banken ab Septembermitte deutlich von 6 auf 4% gesenkt. Mit der Verringerung des Anteils der verpflichtend bei der Zentralbank zu parkenden Einlagen verbindet sich ein Liquiditätseffekt für den heimischen Devisenhandel, der als Einladung für das Eingehen von Yuan-Positionen angesehen werden kann.

Signal am Devisenmarkt

In den vergangenen Wochen hatte sich die PBOC über den von ihr fixierten täglichen Referenzkurs zum Dollar, um den der Yuan im Handel bis zu 2% schwanken darf, gegen eine rasche Abschwächung gestemmt. Sie sieht sich aber dennoch mit fortwährenden Abwertungserwartungen konfrontiert. Analysten werten die Mindestreservemaßnahme vor allem als ein Signal der Notenbank, dass sie zusätzliche Waffen einsetzen wird, um den Währungstrend zu stabilisieren.

Der von einer Verschuldungskrise chinesischer Immobilienentwickler schwer in Mitleidenschaft gezogene Wohnungsmarkt weist noch keine Besserungstendenz auf. Die vorläufigen Daten für August zeigen, dass die Neuwohnungsverkäufe der 100 größten Bauträger erneut um etwa ein Drittel gegenüber Vorjahresmonat gesunken sind.

Lokalregierungen führender chinesischer Großstädte kündigen nun an, dass sie zur Eindämmung von spekulativen Wohnungskäufen gedachte Restriktionen und Bestimmungen zum Fremdfinanzierungsanteil lockern werden. Dies lässt eine verstärkte Hypothekenkreditnachfrage erwarten, zumal chinesische Großbanken nun verstärkt Bereitschaft anzeigen, Hypothekenzinsen zu senken. Wegen eines starken Zinsmargendrucks bei den Banken soll dies durch eine leichte Verringerung der Einlagenzinsen kompensiert werden.

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