GfK-Konsumklima

Den deutschen Verbrauchern fehlt der Optimismus

Auch wenn die Realeinkommen steigen und die Inflation nachlässt, kommt der Konsum in Deutschland weiterhin nicht in die Gänge. Für die deutsche Konjunktur sind das schlechte Nachrichten.

Den deutschen Verbrauchern fehlt der Optimismus

Verbrauchern fehlt der Optimismus

Deutsche Konsumenten halten sich trotz höherer Einkommenserwartungen mit größeren Anschaffungen zurück

mpi Frankfurt

Trotz nachlassender Inflation und steigender Löhne kommt der Konsum in Deutschland nicht in die Gänge. Die von Ökonomen erhofften Impulse für die schwächelnde deutsche Konjunktur lassen damit weiter auf sich warten. „Die Konjunktur- und Einkommenserwartungen legen zwar leicht zu, aber die Anschaffungsneigung bleibt nahezu unverändert niedrig“, resümiert das Marktforschungsinstitut GfK.

Dennoch steigt das GfK-Konsumklima den zweiten Monat in Folge. Die Prognose für den April liegt nach einer ersten Schätzung mit −27,4 Zählern nach revidierten −28,8 Punkten im März aber weiterhin auf einem sehr niedrigen Niveau. „Die starke Verunsicherung der Verbraucher in Zeiten multipler Krisen, gepaart mit wenig Zuversicht in die wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands, hemmt die Konsumneigung“, sagte Rolf Bürkl, Konsumexperte beim Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (NIM), das seit Oktober 2023 das Konsumklima gemeinsam mit dem GfK herausgibt.

Konjunktur braucht Konsum als Stütze

Die deutsche Wirtschaft war 2023 um 0,3% geschrumpft. Auch der Start ins neue Jahr verlief alles andere als rosig. Die Bundesbank erwartet, dass das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) im ersten Quartal 2024 ebenfalls gesunken ist. Für das zweite Quartal gebe es zudem „noch wenig Hinweise auf eine konjunkturelle Belebung“. Für das zweite Halbjahr erwartet die Bundesbank ebenso wie viele Ökonomen eine leichte konjunkturelle Erholung in Deutschland – und auch im gesamten Euroraum, wo die Konjunktur derzeit besser läuft als in Deutschland.

Höhere Kaufkraft

Als notwendige Stütze für die konjunkturelle Erholung betrachten Volkswirte einen steigenden Konsum. „Reale Einkommenszuwächse und ein stabiler Arbeitsmarkt bilden an sich sehr gute Voraussetzungen für eine rasche Erholung der Konsumkonjunktur, aber den Konsumenten fehlt es immer noch an Planungssicherheit und Zukunftsoptimismus“, sagte Bürkl. Die steigende Kaufkraft gepaart mit einer sinkenden Sparneigung, die das GfK den Verbrauchern attestiert, könnte den Konsum in den kommenden Monaten jedoch beleben.

Die deutschen Verbraucher blicken optimistischer auf ihre Einkommensentwicklung. Der Indikator legte um 3,3 Punkte auf nun −1,5 Zähler zu. Einen höheren Wert hat das GfK seit Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine im Februar 2022 nicht mehr gemessen. Neben den höheren Löhnen sind die ebenfalls gestiegenen Renten ein Grund für die bessere Beurteilung der Einkommenssituation. Ab Sommer steigen die Altersbezüge in Ost- und Westdeutschland um jeweils 4,5%. Auch die neu ausgehandelten Tariflöhne in der Eurozone steigen laut Prognose der Europäischen Zentralbank (EZB) in diesem Jahr um 4,5%.

Inflation dürfte weiter nachlassen

Da die Anschaffungsneigung trotz der höheren Kaufkraft nicht steigt, resümiert Bürkl: „Die schlechte Stimmung überlagert die Fakten.“ Um mehr Optimismus und Planungssicherheit bei den Verbrauchern zu schaffen, braucht es dem GfK zufolge „eine klare Strategie der Politik zur weiteren Entwicklung des Landes in den kommenden Jahren“. Zudem müsse die Inflation weiter nachlassen.

Hierbei zeigen sich Ökonomen wie auch die Europäische Zentralbank optimistisch. Trotz der steigenden Löhne scheint der disinflationäre Trend in Deutschland und der Eurozone ungebrochen zu sein. Die Chancen stehen gut, dass die Inflation bis spätestens 2025 auf den Zielwert der EZB von 2,0% sinkt.

Auch wenn die Realeinkommen steigen und die Inflation weiter nachlässt, kommt der Konsum in Deutschland immer noch nicht in die Gänge. Dies spiegelt sich auch im GfK-Konsumklima wider. Für die deutsche Konjunktur sind das schlechte Nachrichten. Doch es ist mittelfristig Besserung in Sicht.

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