Designierte Fed-Vizechefin will Inflation anpacken
det Washington
Die US-Notenbank muss sich nach Darstellung ihres Vorstandsmitglieds Lael Brainard (60) in den kommenden Monaten vorrangig auf die Inflationsbekämpfung konzentrieren. Brainard, die seit 2014 im Vorstand sitzt und von Präsident Joe Biden als Stellvertreterin des Fed-Vorsitzenden Jerome Powell nominiert wurde, wies in ihrer Bestätigungsanhörung vor dem Bankenausschuss des Senats auf den kräftigen Aufschwung hin, betonte aber zugleich, dass „die Inflation zu hoch ist“.
Brainard sagte, dass sich die Wirtschaft von dem tiefen Einbruch 2020 kräftiger erholt habe als nach jeder Rezession während der vergangenen 50 Jahre. Allein während des abgelaufenen Jahres sei die Arbeitslosenquote um 2,8 Prozentpunkte gefallen, während die Wachstumsrate dieses Jahr etwa 5,5% erreichen werde. Vor diesem Hintergrund besteht laut Brainard die wichtigste Aufgabe der Fed nun darin, „die Teuerungsrate wieder auf 2% zu drücken und gleichzeitig sicherzustellen, dass sich die konjunkturelle Erholung fortsetzt“. Insbesondere müsse diese inklusiv sein, sagte sie, also auch Beziehern niedriger Einkommen zugutekommen.
Republikanische Kritik
Republikanische Senatoren, denen die in Hamburg geborene Tochter eines US-Diplomaten zu liberal ist, kritisierten, dass Brainard und die Fed die Höhe sowie die Dauer der Inflation unterschätzt hatten. Brainard verteidigte sich mit dem Hinweis darauf, dass selbst Gesundheitsexperten die verschiedenen Varianten des Coronavirus nicht vorausgesehen hätten und die Inflation „sich unmittelbar auf Störungen in Lieferketten zurückführen lässt, die wiederum ein direktes Ergebnis der Pandemie waren“. Gleichwohl räumte sie ein, dass viele Unternehmen ihre Marktmacht genutzt hätten, um Preise stärker anzuheben, als dies aufgrund der Lieferkettenstörungen notwendig gewesen wäre.
Während der Bankenausschuss eine Empfehlung darüber abzugeben hat, ob Brainard als Vizechefin bestätigt wird, wird die endgültige Entscheidung hierüber beim Plenum des Senats liegen. 2014, als es um den Vorstandsposten ging, hatte der Senat Brainard mit einer Mehrheit von 61 zu 31 bestätigt. Trotz des Widerstands von republikanischen Senatoren wird erwartet, dass die Notenbankerin auch als Vizechefin von einer Mehrheit der Parlamentarier den Zuschlag bekommt. Bevor sie in den Vorstand gewählt wurde, hatte Brainard unter fünf verschiedenen US-Präsidenten im Finanzministerium gearbeitet. Eine Schlüsselrolle kam ihr sowohl bei dem Umgang mit der globalen Finanzkrise als auch bei der US-Reaktion auf die europäische Schuldenkrise zu.
Indes lieferten die US-Erzeugerpreise für Dezember ein weiteres Zeichen für den von Brainard angesprochenen Inflationsdruck. Sie stiegen nach Angaben des Bureau of Labor Statistics (BLS) des Arbeitsministeriums saisonbereinigt um 0,2%. Erwartet hatten Bankvolkswirte ein Plus von 0,4%. In den beiden vorangegangenen Monaten waren Zunahmen um 1,0 und 0,6% gemessen worden. Im Vorjahresvergleich zogen die Preise auf Produzentenebene um 9,7% an. Dies ist der höchste Wert, seitdem das Ministerium 2010 begonnen hatte, die Jahresrate zu messen. Zuvor hatte das BLS mit 7,0% den stärksten Anstieg der Verbraucherpreise seit fast 40 Jahren gemeldet.