EZB-Anleihekäufe

Ende der Nettokäufe – aber kein Ende des Stimulus

So unklar und um­stritten derzeit vieles in Sachen weitere EZB-Geldpolitik ist, eins ist so gut wie sicher: Die billionenschweren Nettoanleihekäufe werden in Kürze beendet. In ihrem Blog-Beitrag hatte EZB-Präsidentin Christine Lagarde unlängst als...

Ende der Nettokäufe – aber kein Ende des Stimulus

ms Frankfurt

So unklar und um­stritten derzeit vieles in Sachen weitere EZB-Geldpolitik ist, eins ist so gut wie sicher: Die billionenschweren Nettoanleihekäufe werden in Kürze beendet. In ihrem Blog-Beitrag hatte EZB-Präsidentin Christine Lagarde unlängst als Zeitpunkt „sehr früh im dritten Quartal“ in Aussicht gestellt – also Anfang Juli.

Mit einer kurzen Unterbrechung kauft das Eurosystem aus EZB und den 19 nationalen Zentralbanken seit Herbst 2014 Wertpapiere am Markt auf, und seit Frühjahr 2015 in großem Stil. Ziel war es, über die Zinssenkungen hinaus die Wirtschaft zu stimulieren und die damals zu niedrige Inflation anzukurbeln. Im Zuge dieses Asset Purchase Programme (APP) hat das Eurosystem bis April 2022 Papiere im Wert von rund 3,2 Bill. Euro auf die eigene Bilanz genommen; davon allein 2,6 Bill. Euro Staats- und öffentliche Anleihen. Von Januar bis Oktober 2019 hatte es keine Käufe gegeben.

Als Reaktion auf die Corona-Pandemie legte der EZB-Rat dann im März 2020 noch das Pandemic Emergency Purchase Programme (PEPP) auf, mit einem am Ende nicht ganz ausgeschöpften Volumen von 1,85 Bill. Euro. Die PEPP-Nettokäufe ließ der EZB-Rat Ende März 2022 auslaufen. Nun soll also auch mit den APP-Nettokäufen bald Schluss sein.

Die Bilanz der Programme und generell der Anleihekäufe ist umstritten. Die EZB und viele Volkswirte ar­gumentieren, dass diese wesentlichen Effekte auf die Wirtschaft und die Inflation hatten, als diese zu niedrig lag. Kritiker halten dagegen, dass solche Käufe bei akuten Schocks helfen, aber nicht dauerhaft bei der Stimulierung der Wirtschaft. Zudem se­hen sie in breiten Staatsanleihekäufen einen Verstoß gegen das Verbot der monetären Staatsfinanzierung.

Die Marktaktivitäten des Eurosystems enden indes nicht mit dem Aus der Nettokäufe. Der EZB-Rat hat insbesondere bei PEPP beschlossen, „mindestens bis Ende 2024“ fällige Wertpapiere wieder anzulegen. Da der Bestand („Stock“) eine ganz zentrale Rolle spielt, bedeutet das noch für lange Zeit geldpolitische Impulse.