Einkaufsmanagerindex

Euro-Industrie tut sich weiter schwer

Die sinkende Nachfrage macht der Euro-Industrie auch im März schwer zu schaffen, so dass sich die Stimmung erneut eingetrübt hat – wenn auch weniger stark als zunächst gemeldet.

Euro-Industrie tut sich weiter schwer

ba Frankfurt

Die Euro-Industrie profitiert zwar von den reibungsloser laufenden Lieferketten, die Nachfrageschwäche hat die Stimmung im März aber erneut gedämpft. Der entsprechende Einkaufsmanagerindex (PMI) von S&P Global sank im Monatsvergleich um 1,2 auf 47,3 Punkte. Damit wurde das vorläufige Ergebnis um 0,2 Zähler nach oben revidiert. Das Frühbarometer ist im März nicht nur den zweiten Monat in Folge gefallen, sondern notiert weiter unter der neutralen 50-Punkte-Marke – erst Werte oberhalb dieser Schwelle signalisieren Wachstum. Ökonomen hatten für März eine Bestätigung der ersten Schätzung erwartet.

„Die Industrie der Eurozone befindet sich nach wie vor in unruhigem Fahrwasser“, kommentierte Chris Williamson, Chefökonom bei S&P, das Ergebnis der Umfrage unter rund 3000 Industrieunternehmen. So sei die Nachfrage nach Industrieerzeugnissen wegen der steigenden Lebenshaltungskosten, der restriktiveren Geldpolitik, des Abbaus von Lagerbeständen und des gedämpften Kundenvertrauens den elften Monat in Folge zurückgegangen. Das derzeitige Produktionsniveau stehe aber auf wackligen Beinen – sollte die Nachfrage nicht wieder anziehen, werde „die Fertigung in den nächsten Monaten unweigerlich sinken“, mahnte Williamson. Wegen der Rekordverkürzung der Lieferzeiten und der verbesserten Materialverfügbarkeit war die Euro-Industrie in der Lage, die Auftragsbestände abzuarbeiten, sodass die Produktion in den beiden vergangenen Monaten „weitgehend konstant gehalten werden konnte“.

Starker Preisrückgang

Die Nachfrageflaute hat Williamson zufolge dazu geführt, dass sich die Preismacht vom Verkäufer auf den Käufer verlagert hat. Da zudem die niedrigeren Energiepreise zur Kostensenkung beigetragen haben, sanken die Einkaufspreise im Durchschnitt erstmals seit dem Nachfrageeinbruch während der ersten Corona-Lockdowns im Jahr 2020 wieder stark, hieß es bei S&P Global weiter. Wegen dieses Kostenrückgangs habe sich der Anstieg der Verkaufspreise verlangsamt – auf eine Rate, die nur „minimal höher als im langjährigen Mittel“ lag. Dies wiederum sollte sich in niedrigeren Verbraucherpreisen niederschlagen, erwartet Williamson.

Unter den einzelnen Ländern trübte sich die Stimmung vor allem in den deutschen Industriebetrieben spürbar ein. Der entsprechende PMI fiel von 46,3 auf 44,7 Punkte. Dies ist der niedrigste Stand seit Mai 2020, also zur Hochzeit der ersten Coronawelle. Den erneuten Rückgang führt S&P Global vor allem auf den abermaligen deutlichen Anstieg des Teilindex Lieferzeiten zurück, der invertiert in die Berechnung einfließt und dadurch den PMI nach unten drückt. Die Lieferzeiten verkürzten sich im März so drastisch wie nie seit Beginn der Datenerhebung im Jahr 1996, womit laut S&P Global der erst im Februar aufgestellte Rekord direkt übertroffen wurde.

In Frankreich fiel der Rückgang geringer als hierzulande aus. Das stärkste Wachstum verzeichnete Griechenland, gefolgt von Spanien und Italien. Die Industrie-PMI dieser drei Länder liegen jeweils über der 50-Punkte-Marke und signalisieren Expansion. Während allerdings die Zuversicht in der spanischen Industrie stieg – der PMI kletterte von 50,7 auf 51,3 Punkte – trübte sich die Stimmung in der italienischen Industrie ein. Hier fiel der PMI von 52,0 auf 51,1 Zähler.

Die endgültigen Einkaufsmanagerdaten für die Industrie belegen, dass derzeit der Servicesektor die Euro-Wirtschaft in Schwung hält. Zwar haben sich die schlimmsten Risiken wie etwa eine Gasmanagellage nicht manifestiert, doch bereitet die Nachfrageschwäche nach Industriegütern zunehmend Sorgen. Zumal der Zinserhöhungszyklus der Europäischen Zentralbank (EZB) dem Höhepunkt erst noch entgegenstrebt. Die Effekte dürften sich erst im weiteren Jahresverlauf einstellen. Höhere Finanzierungskosten machen sich bereits jetzt in der Baubranche bemerkbar. Und die jüngsten Turbulenzen im Bankensystem bringen wieder mehr Unsicherheit.

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