US-Geldpolitik

Fed deutet Kurs­verschärfung an

Die andauernd hohe Inflation erhöht den Druck auf die Fed. Neben dem zügigen Abbau der Anleihekäufe und der ersten Zinserhöhung, die im März erwartet wird, dürfte die Notenbank auch beginnen, ihre Bilanzsumme wieder abzubauen.

Fed deutet Kurs­verschärfung an

det Washington

Hohe Inflation und der robuste Arbeitsmarkt könnten die US-Notenbank dazu bewegen, den Abbau ihrer Anleihekäufe (Tapering) zu beschleunigen, häufiger als bisher geplant den Leitzins anzuheben und danach mit der Reduktion ihrer Bilanzsumme zu beginnen. Wie aus den „Minutes“, dem Protokoll der FOMC-Sitzung vom Dezember, hervorgeht, herrschte innerhalb des Offenmarktausschusses ein breiter Konsens darüber, dass die Störungen in den globalen Lieferketten und die unter anderem daraus resultierende Inflation im neuen Jahr noch für einige Zeit andauern würden.

Angesichts der „Aussichten für die Konjunktur, den Arbeitsmarkt und die Inflation könnte es angemessen sein, früher oder mit einem höheren Tempo als bisher angenommen den Leitzins anzuheben“, heißt es in dem Protokoll. Anlässlich derselben Sitzung hatte der Offenmarktausschuss seine Prognosen für den PCE-Preisindex für 2021 um 1,1 Prozentpunkte auf 5,3% nach oben geschraubt. Auch wurde die Schätzung für dieses Jahr von 2,2 auf 2,6% heraufgesetzt.

Zwar rechnen die Währungshüter nicht damit, dass die Omikron-Variante des Coronavirus den Konjunkturverlauf maßgeblich beeinträchtigen wird. Gleichwohl weisen Experten darauf hin, dass der derzeit beinahe senkrechte Anstieg der Neu­infektionen erst nach der Sitzung begonnen hatte. Aktualisierte Konjunkturprognosen, die auch diese Entwicklung berücksichtigen, wird die Fed im März veröffentlichen.

Robuster Arbeitsmarkt

Auffallend ist nach Darstellung von Analysten insbesondere die positivere Bewertung der Arbeitsmarktlage. In der Vergangenheit hatte Notenbankchef Jerome Powell häufig den Vergleich zum Vorkrisenniveau gezogen und darauf hingewiesen, dass die US-Wirtschaft noch ein gutes Stück von der angestrebten Vollbeschäftigung entfernt sei. Nun scheint sich aber die Überzeugung durchgesetzt zu haben, dass angesichts der hohen Zahl an offenen Stellen und Erwerbstätigen, die freiwillig ihren Job aufgeben, sowie der kräftigen Lohnsteigerungen „der Arbeitsmarkt schnell Vollbeschäftigung erreichen wird“.

Besondere Aufmerksamkeit wird die Notenbank daher dem Arbeitsmarktbericht für Dezember schenken, den das Bureau of Labor Statistics (BLS) des Arbeitsministeriums am Freitag veröffentlichen wird. Im November war die Erwerbslosenquote von 4,6 auf 4,2% gefallen. Gleichwohl enttäuschten die nur 210000 Neueinstellungen. Erwartet wird nun ein weiterer, leichter Rückgang der Arbeitslosenquote, die somit nicht mehr weit von jenen 3,5% entfernt wäre, die Powell als Vollbeschäftigung ansieht. Zuversichtlich stimmt auch das kräftige Stellenwachstum von über 800000, welches der Arbeitsmarktdienstleister Automatic Data Processing (ADP) im Privatsektor für Dezember meldete. Die stete Erholung schlägt sich auch in den Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe nieder, die laut BLS vergangene Woche zwar um 7000 auf 207000 stiegen, sich damit aber weiterhin auf niedrigem Niveau bewegen.

Rascher Bilanzabbau

Wie aus dem Fed Watch Tool der CME Group hervorgeht, besteht nach dem beschleunigten Tapering eine Chance von 70%, dass das FOMC im März auch den Zinssatz anheben wird. Auch rechnen Ökonomen damit, dass die Fed dieses Jahr mindestens dreimal den Tagesgeldsatz heraufsetzen wird. Als wahrscheinlich gilt auch, dass die Notenbank im Frühjahr beginnen wird, ihre Bilanzsumme, die während der Corona­virus-Pandemie auf über 8,7 Bill. Dollar gestiegen ist, abzubauen. „Die Tatsache, dass fast alle FOMC-Mitglieder die Notwendigkeit sehen, nach der ersten Zinserhöhung die Bilanzreduktion einzuleiten, deutet darauf hin, dass sie nicht abwarten wollen, sondern vielmehr geneigt sind, aggressiver vorzugehen“, sagte Kathy Jones, Strategin beim Investment- und Maklerunternehmen Charles Schwab.

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