Konjunktur

Frankreichs Wirtschaft läuft besser als gedacht

Letztes Jahr hat die zweitgrößte Volkswirtschaft der Eurozone mit –8% einen der stärksten Einbrüche hinnehmen müssen. Dank der guten Erholung dürfte sie 2021 eine der höchsten Wachstumsraten in Europa verbuchen.

Frankreichs Wirtschaft läuft besser als gedacht

wü Paris

Trotz der Ausbreitung der Delta-Variante erholt sich Frankreichs Wirtschaft schneller als gedacht. Im zweiten Quartal dürfte es dank der Erholung des Dienstleistungssektors nach dem schrittweisen Ende der Restriktionen seit Mai besser als erwartet gelaufen sein, schätzt die Banque de France. Sie hat deshalb ihre Prognose für das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der zweitgrößten Volkswirtschaft der Eurozone auf +1% von +0,5% angehoben.

Während die EU-Kommission gerade ihre Prognose für Frankreich für 2021 von 5,7% auf 6% angehoben hat, bleibt die Banque de France bei ihrer Vorhersage von 5,75%. Sie hält die französische Wirtschaft für relativ widerstandsfähig, sollte die Delta-Variante wie befürchtet zu einer vierten Welle führen. Seit Ausbruch der Pandemie habe sich gezeigt, dass die Auswirkungen der verschiedenen Wellen immer schwächer ausfielen, da sich die Wirtschaft besser anpasse und jetzt die Impfungen voranschritten, sagte Banque-de-France-Generaldirektor Olivier Garnier.

Wirtschaftsminister Bruno Le Maire appellierte nun erneut an alle, sich impfen zu lassen. „Wir haben eine exzellente wirtschaftliche Situation und eine gesundheitliche Situation, die besorgniserregend ist“, sagte er dem Nachrichtensender BFMTV. Le Maire hält deshalb weiter an einer Wachstumsprognose von 5% für 2021 fest.

Vor der EU-Kommission hatte bereits das Statistikamt Insee seine Prognose auf 6% angehoben. Es geht davon aus, dass die französische Wirtschaft Ende des Jahres das Vorkrisenniveau wieder erreicht, ungefähr zur selben Zeit wie Deutschland, aber vor Großbritannien, Spanien und Italien. Frankreichs Wirtschaft werde dann aber nicht genauso aussehen wie vor Ausbruch der Pandemie, sagt Julien Pouget von Insee. Es werde eine neue sektorielle Zusammensetzung geben. So dürften Beherbergung, Gastronomie und die Luftfahrtindustrie weiter hinterherhinken. Die Gastronomie hat im Juni wieder fast 70% ihres Vorkrisenniveaus erreicht, die Beherbergungsindustrie 53%. Beide Bereiche haben seit den Lockerungen stark zugelegt. Dagegen sind die Aktivitäten der Luftfahrt- und der Automobilindustrie noch immer bei rund 75% des Vorkrisenniveaus.