Britischer Arbeitsmarkt

Die Löhne wachsen nicht mehr so schnell

Der britische Arbeitsmarkt hat sich weiter abgekühlt: Das Lohnwachstum verlangsamt sich. Es werden weniger Stellen ausgeschrieben und mehr Mitarbeiter entlassen.

Die Löhne wachsen nicht mehr so schnell

Britischer Arbeitsmarkt kühlt ab
Hypothekenzinsen steigen

Weniger offene Stellen ausgeschrieben, mehr Entlassungen

hip London

Der britische Arbeitsmarkt hat sich in den drei Monaten per Ende Januar weiter abgekühlt. Das Lohnwachstum verlangsamte sich und die Zahl der ausgeschriebenen Stellen ging zurück. Zudem wurden mehr Entlassungen registriert. Das weckte erneut Hoffnungen auf eine baldige Lockerung der Geldpolitik der Bank of England. Unterdessen kündigte eine Reihe von Banken an, ihre Hypothekenzinsen zu erhöhen. Einige hatten sie in Erwartung sinkender Zinsen bereits unter den Leitzins von 5,25% reduziert. Nun rechnet man offenbar nicht mehr damit, dass das Zinsniveau schnell nachgeben wird.

Firmen werden vorsichtiger

Wie das Statistikamt ONS mitteilte, stieg die Gesamtvergütung britischer Arbeitnehmer um 5,6%. Volkswirte hatten im Schnitt mit einem Plus von 5,7% gerechnet. Im vorangegangenen Dreimonatszeitraum hatte sie noch um 5,8% zugelegt. Das Wachstum der regulären Vergütung verminderte sich ebenfalls, auch in der Privatwirtschaft. „Vielleicht sind ein paar Firmen in Erwartung der Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns im April disziplinierter geworden”, schrieb die HSBC-Volkswirtin Elizabeth Martins in einer ersten Einschätzung. Den Daten zu sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen zufolge lag das Lohnwachstum im Februar nur noch bei 5,5%.

Steigende Arbeitslosigkeit

Die Arbeitslosenquote ist erstmals seit Juli vergangenen Jahres gestiegen: von 3,8% auf 3,9%. „Diese Daten müssen angesichts der derzeitigen Probleme mit der Labour Force Survey mit extremer Vorsicht behandelt werden”, schrieb der Volkswirt Daniel Mahoney von Handelsbanken. Die Zahl der Haushalte, die bereit sind, die zugrundeliegende Umfrage zu beantworten, ist in den vergangenen Jahren immer weiter zurückgegangen. Die Daten seien wegen der anhaltenden Probleme „unzuverlässig”, urteilte Mahoney. Die Zahl der offenen Stellen verringerte sich um 43.000 auf 908.000. Die Zahl der Beschäftigten in der Privatwirtschaft schrumpfte um 53.000.

Wirtschaftliche Inaktivität nimmt zu

Unterdessen stieg die Zahl der wirtschaftlich Inaktiven im Vergleich zum vorigen Dreimonatszeitraum um weitere 44.000. Sie liegt damit um 700.000 höher als vor den Lockdowns zur Eindämmung der Pandemie. Der Anstieg der Inaktivität war vor allem in den jüngeren Altersgruppen zu beobachten, insbesondere bei den 16- bis 24-Jährigen. Das sei ein „beunruhigender Trend”, sagte der Chairman des Office for Budget Responsibility, Richard Hughes. Hohe Inaktivität sei „anscheinend ein Charakterzug des Marktumfelds nach der Pandemie”.

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