Klimawandel

IEA schöpft Hoffnung in Sachen Energiewende

Die Energiekrise veranlasst viele Länder, ihre Energieversorgung zu verändern. Das macht der Internationalen Energie-Agentur Mut. Doch für die Ziele des Pariser Klimaabkommens dürfte es kaum reichen.

IEA schöpft Hoffnung in Sachen Energiewende

wü Paris

Die durch den Ukraine-Krieg ausgelöste Energiekrise könnte trotz der damit einhergehenden wirtschaftlichen Schocks auch einen positiven Effekt haben. Denn sie könnte nach Ansicht der Internationalen Energie-Agentur (IEA) die Energiewende beschleunigen. Neben kurzfristigen Maßnahmen zum Schutz von Haushalten und Unternehmen vor dem starken Anstieg der Energiepreise versuchten viele Länder seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine auch, strukturelle Veränderungen in der Energieversorgung vorzunehmen, erklärt die IEA in ihrem Donnerstag veröffentlichten World Energy Outlook.

So hätten die USA den Inflation Reduction Act, die Europäische Union das Fit-for-55-Paket und Repower EU und Japan das Programm Green Transformation auf den Weg gebracht. Südkorea wolle den Anteil von Atomkraft sowie erneuerbarer Energien an seinem Energiemix erhöhen und China und Indien hätten sich ebenfalls ambitionierte Ziele für sauberere Energien gesetzt. Der World Energy Outlook postuliert deshalb, dass all die neuen Maßnahmen helfen werden, die Investitionen in saubere Energien bis 2030 auf 2 Bill. Dollar pro Jahr zu erhöhen. Das entspräche einem Anstieg von mehr als 50%.

„Die Reaktionen der Regierungen auf der ganzen Welt versprechen, dass es zu einem historischen und endgültigen Wendepunkt hin zu einem saubereren, erschwinglicheren und sicheren Energiesystem kommt“, erklärte IEA-Chef Fatih Birol. Die Energiemärkte und die Energiepolitik veränderten sich jetzt nicht nur kurzfristig, sondern auch für die kommenden Jahrzehnte.

Die IEA erwartet deshalb, dass beim Ausstoß von Schadstoffen 2025 ein Höhepunkt erreicht wird. Sie rechnet auch bei der weltweiten Nachfrage nach fossilen Brennstoffen erstmals in relativ naher Zukunft mit einem Höhepunkt oder einer Stagnation auf einem Plateau. Unter den gegenwärtigen politischen Rahmenbedingungen prognostizieren die IEA-Experten, dass die Kohlenutzung in den nächsten Jahren zurückgeht und die Nachfrage nach Erdgas bis zum Ende dieses Jahrzehnts ein Plateau erreicht. Gleichzeitig dürfte der steigende Absatz von Elektrofahrzeugen ihrer Ansicht nach dazu führen, dass die Erdölnachfrage Mitte des nächsten Jahrzehnts Jahre abflacht und dann bis Mitte des Jahrhunderts leicht zurückgeht. Der Anteil fossiler Energie dürfte deshalb bis 2050 von 80% auf 60% sinken, glaubt die IEA.

Allerdings ist fraglich, ob das ausreichen wird, den Klimawandel zu begrenzen. So geht der diesjährige World Energy Outlook davon aus, dass die globalen Temperaturen bis 2010 um 2,5 Grad steigen werden, also deutlich mehr als die vom Pariser Klimaabkommen angepeilten 1,5 Grad.

Auch der gerade vom UN-Umweltprogramm veröffentlichte Jahresbericht geht von einem Temperaturanstieg von 2,5 Grad bis 2100 aus. Allerdings nur, wenn tatsächlich alle bisher beschlossenen Maßnahmen wirklich umgesetzt werden, was bisher nicht der Fall ist. Wenn die Staaten so weitermachen wie bisher, werde die Erderwärmung 2,8 Grad betragen, heißt es in dem Bericht. „Wir steuern auf eine weltweite Katastrophe zu“, warnte Uno-Generalsekretär António Guterres. Um das 1,5-Grad-Ziel auch nur annähernd einzuhalten, müssten die Treibhausgasemissionen bis 2030 um 45% zurückgehen, mahnt der Bericht des UN-Umweltprogramms.