Schulden

IWF gewährt Argentinien erneut Atempause

Der internationale Währungsfonds kommt dem von einer Rekorddürre betroffenen Land entgegen und reduziert einige Auflagen des Kreditvertrages von 2022.

IWF gewährt Argentinien erneut Atempause

af Buenos Aires

Argentinien bekommt erneut Hilfe aus Washington. Am Montag gab der Internationale Währungsfonds (IWF) bekannt, dass er die Ziele gelockert habe, zu deren Erfüllung sich die Regierung von Alberto Fernández im Januar 2022 verpflichtet hatte. Damals hatte Argentinien ein Abkommen unterzeichnet, um den Stand-by-Kredit von 2018 über 44 Mrd. Dollar umzuschulden in ein zehnjähriges Programm, das eine Reihe von Reformen vorschreibt und das regelmäßige Überprüfungen durch den Fonds vorschreibt. Die Konjunkturabschwächung, die rasant steigende Inflation, die in diesem Monat die 100-Prozent-Marke überschreiten dürfte, und eine der schlimmsten Dürreperioden der Geschichte führten dazu, dass Argentinien außerstande ist, sämtliche mit dem Fonds vor gut einem Jahr vereinbarten Regen einzuhalten.

Argentinien hatte sich verpflichtet, Reserven zu akkumulieren, um gegen externe Schocks besser gerüstet zu sein – aber auch, um die Kredite des IWF bedienen zu können. Nun hat der Fonds akzeptiert, dass die aktuell gegebenen Umstände einen Ausbau von Rücklagen in der Zen­tralbank deutlich erschweren, denn Ernteausfälle treffen die Devisenbeschaffung und die Steuereinnahmen des Landes massiv. Argentinien hatte sich ursprünglich verpflichtet, im laufenden Jahr 9,8 Mrd. Dollar als Reserven in der Zentralbank zu halten, aber seit Januar hat das Land 1,4 Mrd. Dollar im Kampf gegen den Abwertungsdruck verloren. Im ersten Quartal hätte die Zentralbank ursprünglich 5,5 Mrd. Dollar akkumulieren sollen. Nun verlangt der IWF nur noch 3,5 Mrd.

In einer Mitteilung des IWF heißt es: „Angesichts der immer größeren Herausforderungen durch die Dürre ist ein stärkeres politisches Maßnahmenpaket erforderlich, um makroökonomische Stabilität zu sichern, die steigende Inflation und die jüngsten politischen Rückschläge zu bewältigen und die Erreichung der grundlegenden Ziele des Programms zu gewährleisten.“″

Das in drei Jahren in Folge aufgetretene Klimaphänomen La Niña hat verursacht, dass zum ersten Mal in der Geschichte des argentinischen Ackerbaus beide Ernten des Jahres in der Kernzone, dem fruchtbarsten Gebiet des Landes, um bis zu 50% eingebrochen ist. Das Trockengebiet ist so groß wie die Fläche von Peru, Ecuador und Paraguay zusammen. Im Gegenzug für das Entgegenkommen des Fonds hinsichtlich der Reserven verpflichtete sich die Regierung in Buenos Aires, den Abbau der Energiesubventionen zu beschleunigen, der von zentraler Bedeutung ist, um das Haushaltsdefizit zu senken.

Die Getreidebörse von Rosario schätzt den Schaden für den Außenhandel auf mindestens 14 Mrd. Dollar. Dem Staat werden mindestens 5 Mrd. Dollar an Einnahmen aus den Ausfuhrzöllen entgehen. Dem Internationalen Währungsfonds blieb offenbar keine andere Möglichkeit, als seinem mit Abstand größten Schuldner entgegenzukommen. Falls dies nicht geschehen würde, drohte Argentinien – just vor den Wahlen im Oktober – eine soziale Explosion, die letztlich auch das gesamte Kreditprogramm mit dem IWF in Gefahr bringen könnte.

In dem Abkommen von 2022 war vereinbart worden, dass der Fonds, sofern die alle drei Monate abgehaltenen Prüfungen positiv verlaufen, im Rahmen des neuen zehnjährigen Kreditvertrages nach Buenos Aires Dollar überweist, welche dann postwendend zur Tilgung des Stand-by- Kredits von 2018 nach Washington zurücküberwiesen werden, inklusive einer vergleichsweise geringen Verzinsung.

Die jüngste Überprüfung der argentinischen Reformbemühungen, die dem vierten Quartal 2022 galt, sieht der IWF als bestanden an. Darum sollen, sobald die neue Vereinbarung vom IWF-Vorstand genehmigt ist, 5,3 Mrd. Dollar nach Argentinien überwiesen werden. Damit kann die Regierung die Rate für den Kredit von 2018 bedienen und sich ein wenig Luft verschaffen.