Weltwirtschaft

IWF sieht Gefahr einer globalen Rezession

Ukraine-Krieg, aggressive Zinswende, China-Schwäche: Zuletzt haben die Sorgen vor einem Einbruch der Weltwirtschaft zugenommen. Auch der IWF malt nun ein düsteres Bild – und warnt die Verantwortlichen.

IWF sieht Gefahr einer globalen Rezession

ms Frankfurt

Unmittelbar vor der Jahrestagung in der kommenden Woche warnt der Internationale Währungsfonds (IWF) vor einer globalen Rezession. „Die Risiken einer Rezession steigen“, sagte IWF-Chefin Kristalina Georgiewa am Donnerstag bei ihrer traditionellen Curtain Raiser Speech vor einer IWF-Jahrestagung. Gleichwohl plädiert der Fonds wegen der hohen Inflation für weitere Zinserhöhungen der Zentralbanken und mahnt auch die Fiskalpolitik wegen der ohnehin hohen Verschuldung vielerorts zur Vorsicht.

Mit ihrer Rede setzt Georgiewa den Ton für die Beratungen der Fi­nanzminister und Notenbankchefs der 190 IWF-Mitgliedsländer in Washington. Im Mittelpunkt steht die konjunkturelle Lage weltweit. Und da haben zuletzt die Rezessionsängste zugenommen. Auch der Fonds malt nun ein düsteres Bild. Neben der deutlichen Rezessionswarnung ist zudem der Appell an die Zentralbanken und Regierungen bemerkenswert. In früheren Krisen hatte der Fonds oft zu sehr expansiven Politiken aufgefordert.

IWF-Chefin Georgiewa betonte nun, dass sich der Ausblick zuletzt deutlich verschlechtert habe. Grund dafür seien „multiple Krisen“. Sie hob dabei den „sinnlosen Krieg“ in der Ukraine und die hohe Inflation hervor. Entsprechend werde der Fonds in der kommenden Woche seine Wachstumsprognose für das globale Wachstum im nächsten Jahr erneut senken, sagte Georgiewa. Im Juli hatte der Fonds in einem Zwischenbericht für 2022 3,2% und für 2023 2,9% Wachstum vorausgesagt.

Der IWF schätzt nun, dass Länder, die zusammen etwa ein Drittel der Weltwirtschaft ausmachen, in diesem oder im nächsten Jahr mindestens zwei aufeinanderfolgende Quartale mit einer schrumpfenden Wirtschaftsleistung erleben werden. „Und selbst wenn das Wachstum positiv ist, wird es sich wie eine Rezession anfühlen, weil die Realeinkommen schrumpfen und die Preise steigen“, so Georgiewa. Insgesamt erwartet der Fonds bis 2026 einen weltweiten Produktionsverlust von etwa 4 Bill. Dollar. „Das entspricht der Größe der deutschen Wirtschaft – ein massiver Rückschlag für die Weltwirtschaft“, sagte Georgiewa.

Vor dem Hintergrund formulierte sie drei Top-Prioritäten: Zum einen müssten die Zentralbanken weiter alles tun, um die Inflation wieder zu senken – selbst wenn das das Wachstum weiter dämpfe. Eine unzureichende Straffung jetzt würde dazu führen, dass sich die Inflation verfestige – „was in Zukunft viel höhere und nachhaltigere Zinsen erfordern würde, was dem Wachstum und den Menschen massiv schaden würde“. Zuletzt haben Warnungen zugenommen, dass die Zentralbanken im Kampf gegen die Inflation überziehen.

Zum anderen, so Georgiewa, brauche es jetzt „ eine verantwortungsvolle Finanzpolitik, die die Schwachen schützt, ohne die Inflation anzuheizen“. Georgiewa: „ Während die Geldpolitik auf die Bremse tritt, sollte die Finanzpolitik nicht auf das Gaspedal treten. Das würde zu einer sehr rauen und gefährlichen Fahrt führen.“ In Deutschland hat die Bundesregierung ein 200-Mrd.-Euro-Paket gegen die hohen Energiepreise angekündigt, bei dem mancher Experte befürchtet, dass es die Inflation befeuert.

Als dritte Priorität forderte Georgiewa gemeinsame Anstrengungen, um die Schwellen- und Entwicklungsländer zu unterstützen. Nicht zuletzt wegen der globalen Zinswende und der Dollar-Stärke gibt es verbreitet Sorgen vor einer Schuldenkrise in schwächeren Ländern.

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