Japan will Lohnerhöhung subventionieren

Gegen extreme Sparsamkeit der Firmenmanager - Analysten zweifeln an Wirksamkeit von Steueranreizen

Japan will Lohnerhöhung subventionieren

mf Tokio – Japans Regierung will die Unternehmen mit Steueranreizen dazu bringen, bei den Tarifverhandlungen im nächsten Frühjahr Lohnerhöhungen von mehr als 3 % zu gewähren. Auch höhere Kapitalausgaben sollen steuerlich gefördert werden. So will die Regierung die hohen Bargeldreserven vieler Unternehmen dafür einsetzen, die Deflation dauerhaft zu überwinden. Japans Notenbank wartet bisher vergeblich darauf, dass extreme Niedrigzinsen zusammen mit dem starken Arbeitskräftemangel zu einem Tugendkreis aus steigenden Einkommen, wachsendem Konsum und zunehmenden Investitionen führen. Auf jeden Arbeitssuchenden kommen aktuell mehr als 1,5 Stellenangebote. Doch bisher reagieren die Manager auf die extreme Verknappung von Arbeit vor allem dadurch, dass sie ihren zahlreichen Zeitarbeitern eine Festanstellung anbieten. Strafe bei geringem PlusDerzeit berät die Steuerkommission der regierenden Liberaldemokratischen Partei (LDP) ein entsprechendes Steuerpaket, das bis Mitte Dezember geschnürt werden soll. Premierminister Shinzo Abe hat die Unternehmen bereits dazu aufgefordert, die Löhne 2018 um mindestens 3 % anzuheben. Solche Unternehmen will die LDP steuerlich so fördern, dass ihre effektive Körperschaftsteuerrate von demnächst 29,7 % auf 25 % sinkt. Außerdem würden Unternehmen bestimmte Steueranreize gestrichen, falls sie ihren Mitarbeitern weniger als 3 % Erhöhung gewähren.Diese Pläne sind eine Reaktion auf die extreme Sparpolitik vieler Manager. Nach Angaben des Finanzministeriums hatten alle börsennotierten Unternehmen in Japan zum Ende des Geschäftsjahres 2016 insgesamt 211 Bill. Yen (1,6 Bill. Euro) auf der hohen Kante liegen. Laut Finanzzeitung “Nikkei” saßen zu Ende September 56 % der Unternehmen auf rekordhohen Barbeständen, darunter Toyota, Honda und NTT. Zugleich erwarteten diese Unternehmen im laufenden Geschäftsjahr eine Steigerung ihres Nettogewinns um 17 % auf einen Rekordwert je Aktie.Die Analysten von Morgan Stanley MUFG sind jedoch skeptisch, ob die Strategie der Regierung erfolgreich sein wird. Die Steigerung der Lohnsumme sei nicht mit der tariflich vereinbarten Lohnsteigerung identisch. Besser sei eine lineare Verknüpfung zwischen Lohnplus und Steuerminus. Auch der deutsche Ökonom und Chef des Aktienindexfonds-Anbieters Wisdom Tree in Japan, Jesper Koll, plädiert für eine alternative Herangehensweise. Die Regierung sollte denjenigen Unternehmen, die nicht in Bildung und Wohl ihrer Mitarbeiter inklusive höherer Gehälter investierten, mit einer Besteuerung ihrer Barreserven drohen.