Klimaschutz

Klimaökonomen mahnen zur Eile

Ende Februar stellt der Weltklimarat seinen neuen Bericht vor. Deutsche Experten mahnen zu Disziplin und Eile: Die Zeit sei knapp, doch noch gebe es Handlungsspielraum, um die Folgen des Klimawandels abzumildern.

Klimaökonomen mahnen zur Eile

ast Frankfurt

Knapp zwei Wochen vor Veröffentlichung des neuen Berichts des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) zu den Auswirkungen des Klimawandels haben sich die deutschen Verantwortlichen besorgt gezeigt – sehen aber noch Handlungsspielraum.

„Der neue IPCC-Bericht wird wie kein anderer zuvor zeigen, wie sehr sich die Welt aufgrund des Klimawandels schon verändert hat und mit welchen katastrophalen Klimarisiken wir in Zukunft rechnen müssen – je nachdem, wie schnell und wie weit wir den Ausstoß der Treibhausgase senken“, erklärte Meeresbiologe Hans-Otto Pörtner vom Alfred-Wegener-Institut bei einem Briefing des Deutschen Klima-Konsortiums, dem Verband deutscher Forschungseinrichtungen im Bereich Klimaforschung. In dem Bericht, den der Weltklimarat am 28. Februar vorstellen wird, gehen die Experten der Frage nach, ob der Mensch bei den verheerenden Veränderungen von Klima und Artenvielfalt auch im positiven Sinne ein Akteur sein kann. Noch hätten die Menschen Handlungsspielraum, sagte Meeresbiologe Pörtner. „Aber es gibt nur einen begrenzten Zeitraum, in dem erfolgreiches Handeln auf den Weg gebracht werden kann.“ Dieses Jahrzehnt sei von entscheidender Bedeutung.

Pörtner hat als Co-Vorsitzender die Erstellung des Berichts über Folgen, Anpassung und Verwundbarkeit zum sechsten Sachstandsbericht des Weltklimarats mit geleitet. Es ist der zweite von drei Teilen des aktuellen sechsten Sachstandsberichts zum Klima. Im ersten Teil zu naturwissenschaftlichen Grundlagen des Klimawandels hieß es im August 2021, die globale Erwärmung von 1,5 Grad, die Regierungen nach den Klimaabkommen möglichst nicht überschreiten wollen, werde voraussichtlich in den kommenden 20 Jahren erreicht. Eine deutlich höhere Erwärmung hätte katastrophale Folgen.

Kontroversen erwartet

„Die Möglichkeiten der Natur, für unser Überleben zu sorgen, ändern sich mit dem Klimawandel enorm – Hunger nimmt zu, Wasser wird knapp“, sekundierte Josef Settele, Experte für Biodiversität am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung und ebenfalls Co-Autor. „Wir sprechen von einer großen gesellschaftlichen Transformation, die bislang noch nicht so deutlich sichtbar ist“, sagte Pörtner in einem Briefing des Deutschen Klima-Konsortiums. Pörtner hob hervor, dass der neue Bericht besser als seine Vorgänger die Probleme durch den Klimawandel und Veränderungen wie die Urbanisierung und die wachsende Ungleichheit zwischen Arm und Reich verzahne. Städte tragen nicht nur zum Klimawandel bei, sondern Bewohner, Infrastruktur und Wirtschaft bekommen auch die Folgen besonders stark zu spüren. Konkret sei für die Politik wichtiger denn je, bei Maßnahmen wie einer CO2-Steuer auch den sozialen Ausgleich mitzudenken. „Dann würde die gesellschaftliche Diskussion besser laufen und nicht jeder nur davon reden, dass der Sprit teurer wird.“

Ab Montag berät der Rat über ein rund 30 Seiten umfassendes Papier, das aktuelle Studien zusammenfassen soll. Erwartet werden Interessenskonflikte – etwa zwischen Exporteuren fossiler Brennstoffe und vom Klimawandel besonders betroffenen Staaten. Ebenso dürfte kontrovers über Maßnahmen, um die Folgen des Klimawandels in Dürreregionen abzumildern, diskutiert werden.